Leitartikel
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Voll beschäftigt… und arm: Das Wahlversprechen der CDU für uns Arbeitende!
Merkel und die CDU machen jetzt Wahlkampf mit dem Versprechen, bis 2025 „Vollbeschäftigung“ zu erreichen. Unter der CDU sei die Arbeitslosigkeit bereits auf (offiziell) 5,5% gesunken, sie wolle diese erfolgreiche Politik fortsetzen.
Eine erfolgreiche Politik? Was soll daran ein Erfolg sein, dass zwar weniger Menschen offiziell arbeitslos sind, aber dafür mittlerweile über 4 Millionen Berufstätige unter der Armutsgrenze leben, doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren? Was haben wir von neuen Arbeitsplätzen, die schlechter oder kaum besser bezahlt werden als HartzIV und die die Armut vergrößern statt sie zu verringern? Und die dazu führen, dass bald jeder fünfte Rentner und jede dritte Rentnerin weniger als 958 Euro Rente hat – kaum genug für Wohnung und Essen?
Es ist schon eine Lüge, überhaupt von mehr Arbeitsplätzen zu sprechen. In Wahrheit werden insgesamt sogar weniger Stunden gearbeitet als noch vor 25 Jahren. Es gibt nur deshalb statistisch mehr Arbeitsplätze, weil die Bosse Vollzeitjobs in mehrere Minijobs oder Teilzeitstellen aufgespalten haben. Von den 3,5 Millionen „neuen“ Arbeitsplätzen, die in den letzten 15 Jahren entstanden sind, waren 2 Millionen Minijobs!
Millionen Arbeitende haben also einen Job gefunden, aber keinen Vollzeitjob, sondern einen Job, dessen Lohn nie zum Leben reicht; ja wo man selbst mit zwei oder drei Jobs oft so wenig verdient, dass man am Ende eines Monats harter Arbeit zum Jobcenter gehen und um HartzIV-Aufstockung bitten muss.
Ja, mittlerweile sind nur noch 40% aller HartzIV-Empfänger arbeitslos. 60% gehen arbeiten, aber brauchen zu ihrem Lohn noch HartzIV.Und die Vernichtung von festen Vollzeitstellen hört nicht auf. Allein in den letzten zwei Wochen haben die vier Konzerne Bombardier, ThyssenKrupp, Vodafone und Commerzbank die Vernichtung von insgesamt 10.000 Arbeitsplätzen in Deutschland angekündigt.
Darüber hinaus werden immer mehr Vollzeitjobs durch unsichere, schlechter bezahlte Leiharbeits- und befristete Jobs ersetzt, oder durch Fremdfirmen.Wie viele Arbeiter wurden mit 50 oder 55 Jahren bei einer der vielen Entlassungswellen der letzten Jahre arbeitslos, konnten dann – wenn überhaupt – nur schlechter bezahlte, meist Leiharbeitsjobs finden… und haben heute eine Armutsrente!
Wie vielen wurde die Pistole auf die Brust gesetzt und gesagt: Wir lagern deinen Bereich an eine Fremdfirma aus. Entweder du wechselst dahin und akzeptierst 9 oder 10 Euro Stundenlohn – oder du sitzt auf der Straße!
Wie viele Jüngere hatten noch nie etwas anderes als befristete Verträge oder Leiharbeit und müssen immer wieder zwischendurch zum Arbeitsamt!Auch wenn sie Vollzeit arbeiten, müssen viele von ihnen jeden Euro dreimal umdrehen, müssen spätestens ab Mitte des Monats bei jeder Ausgabe rechnen. Und jede unvorhergesehene Rechnung kann sie in die Verschuldung treiben.
40% der Arbeitenden sind bereits Leiharbeiter, Minijobber, befristet oder in Teilzeit! So sieht ihr „Jobwunder“ wirklich aus. Und der Plan der Konzerne ist, dass es nicht dabei bleibt. Wenn es nach ihnen geht, sollen wir irgendwann alle zu solchen Bedingungen arbeiten.
Wenn Merkel verspricht, diesen Weg fortzusetzen und so angeblich Vollbeschäftigung zu schaffen, dann ist dies für uns Arbeiter kein Wahlversprechen, sondern eine Drohung. Es bedeutet: Merkel wird den Bossen weiter helfen, uns nach und nach in unsichere Jobs mit Niedriglöhnen zu drängen. Und die SPD würde dasselbe tun. Auf diese Angriffe müssen wir uns vorbereiten.
Das fängt damit an, uns nicht in die Irre führen zu lassen. Ihre Propaganda von
den „vielen freien Arbeitsplätzen“ dient nämlich auch dazu, die Idee zu verbreiten: Wer heute arbeitslos ist, sei selber schuld. Wie CDU-Generalsekretär Tauber getwittert hat: „Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs.“Eine widerliche Lüge! Selbst die Arbeitenden in Altenheimen oder Kitas, die angeblich dringend gesucht werden, bekommen oft nur Teilzeit und befristete Verträge, und sind zwischendurch arbeitslos. Und wie vielen Arbeitslosen werden, wenn überhaupt, nur Jobs „angeboten“, bei denen sie genauso arm bleiben wie ohne Arbeit. Dennoch nehmen die meisten in ihrer Verzweiflung selbst diese Jobs an.
Die HartzIV-Empfänger sind die Opfer der Arbeitslosigkeit, nicht ihre Verursacher. Verantwortlich für die Armut, ebenso wie für all die unsicheren und immer härteren Arbeitsplätze sind die Kapitalisten, die mit Stellenabbau und Lohndrückerei dafür sorgen, dass ihre Profite trotz Weltwirtschaftskrise weiter in den Himmel wachsen. Verantwortlich sind auch die Regierungen, die ihnen helfen.
Gegen sie müssen wir unsere Wut richten, wenn wir wollen, dass sich an unserer Lage etwas ändert. Gegen die Profitlogik des Kapitals müssen wir ein Verbot von Entlassungen und Stellenabbau erkämpfen. Und wir müssen erkämpfen, dass wir kontrollieren, was sie mit dem gigantischen Reichtum machen, den wir ihnen erarbeitet haben – und sie zwingen, diesen Reichtum zuallererst für den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen einzusetzen, statt für den Kauf anderer Firmen, für Spekulation, für Luxusyachten oder Waffen.
Einfach wird das nicht, aber es ist unsere einzige Chance. Denn eins ist mit Sicherheit eine Utopie: Zu hoffen, dass die Fäulnis des Kapitalismus, seine wachsende Ausbeutung, Verelendung und Barbarei uns auf Dauer verschont.
Internationales
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EU-Konferenz in Tallin: Sie lassen die Flüchtlinge lieber ertrinken?
Noch immer weigern sich die meisten EU-Staaten, Flüchtlinge aufzunehmen. Nach zum Teil jahrelanger Flucht und einer lebensgefährlichen Fahrt über das Mittelmeer stranden die meisten von ihnen in Italien. Auf ihrer Konferenz in Tallin nun haben die Staaten beschlossen, die Zahl der ankommenden Flüchtlinge weiter zu senken, indem sie sie… im Mittelmeer ertrinken lassen!
Seit dem Abkommen mit der Türkei versuchen die meisten, auf der sehr viel gefährlicheren Strecke von Libyen aus nach Italien zu gelangen. Fast alle ihre völlig überfüllten Boote geraten schon nach kurzer Zeit in Seenot. Keiner weiß, wie viele Leichen im Mittelmeer verschwunden sind, das sich in ein riesiges Massengrab verwandelt.
Dank der Hilfsorganisationen, die Tag für Tag mit ihren Schiffen das Meer absuchen, konnten seit Anfang des Jahres 80.000 Flüchtlinge gerettet und nach Italien gebracht werden.
Genau das wollen die EU-Staatschefs jetzt verhindern. Sie, von denen die meisten für die Flüchtlinge auch wirklich nichts tun, führen nun eine ekelige Verleumdungskampagne gegen die Hilfsorganisationen. Zynisch behaupten sie: Wenn keine Flüchtlinge mehr gerettet würden, dann würde dies die nächsten Flüchtlinge davon abhalten, es überhaupt zu versuchen. Sie wissen, dass dies nicht stimmt. Menschen, die vor Krieg, Ausbeutung, Hunger oder bewaffneten Banden fliehen, klammern sich an jeden noch so kleinen Strohhalm. Sie werden es weiter versuchen, selbst wenn fast alle sterben – denn jede noch so kleine Hoffnung ist besser als keine Hoffnung.Diesen Menschen jede legale Einreise zu verweigern und sie damit zu zwingen, mit Hilfe von Schleusern einen illegalen, lebensgefährlichen Weg zu nehmen, ist bereits schlimm genug. Ihnen nun quasi beim Ertrinken zuzusehen und nicht zu helfen, ist barbarisch! Es zeigt, welchen Grad von Verfall unsere angeblich zivilisierte Gesellschaft bereits erreicht hat.
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Mossul: Nach dem Sieg über den IS gehen Elend und Krieg weiter
Nach neun Monaten schlimmster Kämpfe sind die Banden des Islamischen Staates (IS) aus Mossul vertrieben worden, der zweitgrößten Stadt im Irak. Viele Einwohner sind froh, dass der IS endlich weg ist. Doch von einer „Befreiung“, wie die Medien es nennen, kann leider keine Rede sein. Das Elend und der Krieg gehen weiter.
800.000 Menschen sind während der Kämpfe geflohen, tausende sind gestorben. Die einen, weil sie vom IS als menschliche Schutzschilder verwendet wurden.
Noch mehr jedoch starben unter den Bomben, die die US-Truppen und ihre Verbündeten auf die Stadt warfen. Dazu Munition mit weißem Phosphor, das ganze Stadtviertel zu Schutt und Asche verbrannt hat. Und weder die USA noch die übrigen Beteiligten werden helfen, die vollkommen zerstörte Stadt wieder aufzubauen.Auch die Diktatur geht weiter. Die Verbündeten haben die Stadt militärisch besetzt, und man hört bereits von Folter und Morden an politischen Gegnern. Doch vor allem beginnen schon jetzt die ersten Konflikte unter den „Befreiern“.
Denn sowohl die irakische Armee, hinter der die USA stehen, als auch die vom Iran finanzierten Truppen wollen die sehr ölreiche Region um Mossul für sich alleine haben. Die kurdischen Milizen wollen ihrerseits im kurdischen Gebiet, zu dem Mossul gehört, einen eigenen Staat gründen. Und die ebenfalls beteiligten türkischen Truppen wollen genau das verhindern. Kaum vom IS befreit, erwartet die Bevölkerung also bereits der nächste Krieg.
Die imperialistischen Großmächte und Regionalmächte sind nur noch in der Lage, Krieg, Zerstörung und Instabilität zu bringen. Ihr Weltsystem ist zu verfault und kaputt, der Kampf um Rohstoffe, um wirtschaftliche und politische Einflussgebiete angesichts der weltweiten wirtschaftlichen Krise zu massiv geworden.
Um den endlosen Krieg zu beenden, muss man den Imperialismus, das kapitalistische Weltsystem beenden!
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VW Bratislava: Streik gegen Lohndumping
6 Tage lang haben 8.000 Arbeiter des VW-Werks in Bratislava (Slowakei) gestreikt und damit 13,5% Lohnerhöhung durchgesetzt.
Die Arbeiter bauen dort den Audi Q7, den VW Touareg, den Porsche Cayenne – alles teure Autos. Und das… für 1.800 Euro brutto, nicht einmal halb so viel wie ein VW-Arbeiter in Deutschland verdient.Es ist ihr erster Streik seit Gründung des Werks im Jahr 1991. Doch nachdem in der Slowakei ein Autowerk nach dem anderen eröffnet hat und Jaguar gerade ein weiteres Werk im Nachbarort baut, haben sie langsam die Nase voll, sich schweigend weiter zu diesen niedrigen Löhnen ausbeuten zu lassen.
VW hat ihnen versucht zu drohen: Wenn sie höhere Löhne zahlen müssten, würden sie „zu teuer“ und der Standort Slowakei wäre auf Dauer nicht mehr interessant. Doch die Arbeiter haben sich nicht einschüchtern lassen.
6 Tage lang lief fast kein Auto vom Band. Dann hat die VW-Führung nachgegeben.Der Streik hat in ganz Osteuropa viel Aufmerksamkeit erregt, und die Bosse haben Sorge, er könne die Arbeiter anderer Autowerke noch auf Ideen bringen.
Denn die Arbeiter von VW haben vorgeführt, dass die Arbeiter nicht dazu verdammt sind, stillschweigend alle Ausbeutung und Erpressung hinzunehmen, sondern dass sie eine Waffe haben, ein mächtiges Druckmittel, um sich den Kapitalisten entgegenzustellen. Und diese Waffe ist der Streik!