Leitartikel
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Nach dem Terroranschlag in Berlin: ein abscheulicher Wahlkampf
Seit dem verabscheuungswürdigen Terroranschlag auf einem Berliner Weihnachtsmarkt hat ein echter Wettstreit begonnen. Jede Partei will im Wahlkampf beweisen, dass sie „was tun“ würde, um den Terror zu bekämpfen. Alle erzählen, wie man angeblich den Anschlag hätte verhindern können und welche neuen Gesetze man einführen müsse. CDU und SPD haben gleich… zehn neue Gesetze angekündigt.
Und bei allen geht es immer um das Gleiche: Wie man Flüchtlinge schneller abschieben und sie bis dahin überwachen und einsperren kann, falls die Behörden sie als gefährlich einstufen.
Von allen Parteien wird so das Bild verbreitet, alle potenziellen Terroristen wären Flüchtlinge. Und man bräuchte sie nur abschieben und die Grenzen vor ihnen verschließen, und das Problem sei gelöst. Dabei muss selbst der Verfassungsschutz zugeben, dass 60% der 548 sogenannten „Gefährder“ deutsche Staatsangehörige sind. Die kann die Regierung nicht abschieben: Ihre Heimat ist Deutschland.Die Politiker wissen das. Sie wissen, dass sie mit all ihren Propaganda-Maßnahmen nicht den Terrorismus bekämpfen. Das einzige, was sie damit erreichen, ist noch mehr Misstrauen und Ablehnung gegen die Flüchtlinge zu schüren. Doch was kümmert es sie?
Auch von ihren neuen Sicherheits-Regeln, von Fußfesseln oder Polizei-Streifen mit Maschinengewehren lässt sich ein entschlossener Terrorist nicht aufhalten. In Frankreich trug einer der Attentäter eine Fußfessel. Und in Istanbul steht Polizei mit Maschinengewehren vor den Universitäten, Museen, ja sogar an jeder Straßen- und U-Bahnhaltestelle. Bewaffnete Sicherheitsdienste kontrollieren die Besucher am Eingang aller Kaufhäuser, Marktplätze und Diskotheken. Doch nichts davon hat den Anschlag von Sylvester verhindert.
Dafür aber wächst eine andere Bedrohung. Bei jedem Anschlag wird der Staat autoritärer und weitet die Macht von Polizei und Armee weiter aus. Die türkische Regierung tut so, als wollte sie mit den Maßnahmen die Bevölkerung vor dem Terrorismus schützen. In Wahrheit nimmt der Terrorismus zu und die Maßnahmen sollen nur die Macht Erdogans stärken und seine Gegner ausschalten.Eine ähnliche Entwicklung findet, wenn auch langsamer, in Europa und den USA statt. Auch hier ist die hektische Betriebsamkeit, mit der die Regierungen, ständig neue Gesetze gegen den Terror beschließen, nicht nur Wahlkampf- und ein Weg, um von den Ursachen des Terrorismus abzulenken. Davon, dass die westlichen Großmächte die Hauptverantwortung für Entstehung und Erstarken des Terrorismus tragen: mit ihren Kriegen, ihrer Unterdrückung und verbrecherischen Machtpolitik in den armen Ländern
Überall werden auch hier im Namen der Terrorbekämpfung die Rechte der Bevölkerung eingeschränkt, wird die Macht von Polizei und Armee ausgebaut, die hochbewaffnet mehr und mehr das Stadtbild prägen. So wird das Gefühl von einem Kriegszustand geschaffen, in dem alle – Regierung, Unternehmer und Arbeiter – angeblich zusammen halten müssten. Und sie versuchen den Eindruck zu vermitteln, der Staat wäre unser Freund, der alles tut, um unsere Sicherheit zu schützen.
Diese Leute, die uns seit Jahren nicht einmal vor einfacheren Dingen wie Niedriglöhnen, vor Leiharbeit und Auslagerungen, befristeten Jobs und Armutsrenten schützen, die würden uns vor Terrorismus schützen? Das sollen wir ihnen glauben?
Es ist genau umgekehrt. Sie wollen damit auch von all diesen Problemen ablenken, die unseren Alltag prägen – und davon, wer sie verursacht hat. Denn diese tägliche Unsicherheit ist die Folge eines anderen Krieges, den die Unternehmer mithilfe der Regierung täglich gegen die arbeitende Klasse führen.Ihre Massenentlassungen, ihre ständigen Drohungen in den Betrieben erzeugt die Angst, ob man morgen noch einen Arbeitsplatz hat. Ihre Lohndrückerei – durch die jeder Fünfte heute weniger als 10 Euro die Stunde verdient – und ihre Angriffe auf die Rente lassen viele in der ständigen Sorge vor der nächsten Stromnachzahlung oder Reparatur leben. Ihre Arbeitshetze lässt viele bangen, wie lange die Gesundheit noch mitmacht und ob man es bis zur Rente schafft…
Ja, über Sicherheits-Gesetze gegen Terror und Flüchtlinge zu reden, die nichts sicherer machen, ist eine ideale Gelegenheit für die Politiker, um im Wahlkampf nicht von den wahren, täglichen Ängsten und Problemen der Arbeiter zu sprechen. Und erst recht nicht darüber, wie man deren Ursache bekämpfen kann: die Profitlogik der Unternehmer und ihr Recht, wegen ihrer Profite die Existenz der arbeitenden Bevölkerung – der wichtigsten Klasse dieser Gesellschaft – zu ruinieren.Genau davon aber müssen wir Arbeiter sprechen. Unsere Forderungen müssen sich wieder Gehör verschaffen.
Sie wollen uns in einen Krieg hineinziehen, den wir nicht gewollt haben. Sie wollen uns für die Krise ihres Systems bezahlen lassen, für das wir keine Verantwortung tragen. Es reicht!
Internationales
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Trumps Komödie von der „Rettung amerikanischer Arbeitsplätze“
Donald Trump hat die Wahlen auch deshalb gewonnen, weil er versprochen hat, er werde die Unternehmen dazu zwingen, in den USA zu produzieren, statt im günstigeren Ausland, insbesondere in Mexiko. Heute nun versucht Trump mit einem groß inszenierten Theaterstück zu beweisen, dass er tatsächlich die Macht habe, die Unternehmen in den USA zu halten.
So brüstet er sich damit, seine Androhung von 35% Strafzöllen auf Import-Autos habe Ford dazu gebracht, in den USA zu bleiben und dort Arbeitsplätze zu schaffen. Nichts davon ist wahr.
Ford will zwar tatsächlich 700 neue Arbeitsplätze zum Bau von Elektroautos in Michigan schaffen. Doch das hatte Ford bereits ein Jahr vor der Wahl angekündigt! Trump hat auch nicht, wie er behauptet, die Verlagerung des Ford-Werks von Kentucky nach Mexiko verhindert. Ford hatte nämlich gar nicht vorgehabt, das Werk zu schließen. Im Gegenteil, Ford wollte dort noch mehr der großen profitablen SUVs bauen. Und um dafür Platz zu schaffen, wollte Ford die zahlenmäßig unbedeutende Kleinwagenproduktion in ein neues Werk in Mexiko verlegen.
Dieses mexikanische Werk samt mehrerer hundert Arbeitsplätze wird nun nicht gebaut. Stattdessen müssen Ford-Arbeiter irgendwo in den USA nun – ohne einen zusätzlichen Arbeitsplatz – auch noch die Kleinwagen mit produzieren.
Weniger Arbeitsplätze für die einen – noch mehr Stress und Arbeit für die anderen, das ist Trumps angebliche „Rettung der Arbeitsplätze“.
Noch vielsagender ist die zweite Verlagerung, die er angeblich verhindert hat: Der Klimaanlagen-Hersteller Carrier wollte 2.100 Arbeitsplätze nach Mexiko verlagern. Nach Trumps „Eingreifen“ bleiben nun 730 Arbeitsplätze davon in den USA, aber nur, weil der Carrier-Konzern dafür Millionen an staatlichen Geldern geschenkt bekommt und die Arbeiter auf Lohn verzichten.Nein, die Konzernbosse lassen sich von Trump genauso wenig vorschreiben wie von irgendeinem anderen Politiker, wo und was sie produzieren.
Trumps „neue“ Wirtschaftspolitik ist nichts anderes als die Fortsetzung der Politik seiner Vorgänger: Er beschenkt die Konzerne und drängt die Arbeiter, zu verzichten, um die Arbeitsplätze zu erhalten… die die Konzernbosse dann trotzdem vernichten.
Der einzige Unterschied ist, dass er diese Politik für die Konzerne mit einem noch widerlicherem Mantel aus Rassismus gegen mexikanische, chinesische und alle übrigen Arbeiter der Welt umhüllt. -
Friede den Hütten, Krieg den Palästen
Die Ungleichheiten zwischen Arm und Reich werden zunehmend krasser: Besaßen 2015 noch die reichsten 62 Kapitalisten so viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, so sind es in diesem Jahr nur noch ganze acht. 8 Kapitalisten – die Besitzer der größten Konzerne – die zusammen so viel besitzen wie 3,6 Milliarden Menschen! Und das ist keine „Fehlentwicklung“, es ist die unerbittliche Logik des Kapitalismus, der auf der Ausbeutung der Arbeiter der gesamten Welt durch die großen Konzerne beruht. Eine Ausbeutung, die auf immer unfassbarere, monströsere Art den Reichtum am einen Ende anhäuft, und das Elend am anderen. Es ist Zeit, dass dieses System verschwindet.