Leitartikel
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Deutsche Bank: Die Arbeitenden bezahlen für den Wahnsinn dieses Systems
Eine Woche lang hat die Möglichkeit, die Deutsche Bank könne Bankrott gehen, international viele Großaktionäre, Bankiers und Politiker in Atem gehalten. Ihre Aktien sackten in den Keller, nachdem bekannt wurde, dass sie für betrügerische Spekulations-Geschäfte in den USA vielleicht 12 Milliarden Euro Strafe zahlen müsste.
Für unsereins klingt eine solche Summe unvorstellbar viel, doch nicht für die größte Bank Deutschlands. Die kann einen solchen Verlust eigentlich verschmerzen.
Doch die Angst ging um, die Deutsche Bank könnte das Vertrauen ihrer Geschäftspartner verlieren, dadurch Bankrott gehen und andere Banken mitreißen – wie in der Finanzkrise 2008/2009. Schon forderten die ersten CDU-Politiker, der Staat müsse die Deutsche Bank notfalls mit Milliarden-Hilfen retten.Eine solche Nervosität ist ein Zeichen dafür, wie labil und gebrechlich ihr gesamtes Wirtschaftssystem ist.
Seitdem hat sich die Lage wieder etwas beruhigt. Die Strafzahlung wurde mehr als halbiert, und die Aktienkurse gehen wieder nach oben. Doch niemand weiß, ob die Krise damit wirklich beendet ist.
Sicher ist nur: Für die Arbeitenden der Banken geht die Krise auf jeden Fall weiter. Die Deutsche Bank hat bereits angekündigt, 9.000 Arbeitende zu entlassen. Und deren Rettung fordert keiner.SPD-Chef Gabriel hat zwar die verantwortungslosen Manager der Deutschen Bank verurteilt, die seit Jahren mit extremem Risiko an der Börse spekulieren und außerdem Geldwäsche und andere illegale Geschäfte betreiben. Und er hat verurteilt, dass die Beschäftigten dafür mit ihrem Arbeitsplatz bezahlen sollen.
Doch hat er vor, dagegen etwas zu unternehmen? Will er der Deutschen Bank verbieten, die 9.000 Arbeitenden zu entlassen? Oder der Commerzbank, die letztes Jahr eine Milliarde Euro Gewinn gemacht hat und heute jeden fünften Arbeitsplatz (9.600 Stellen) vernichten will… nachdem sie vom Staat 18 Milliarden Euro an „Rettungsgeldern“ erhalten hat?Selbstverständlich nicht. Gabriel schenkt den Arbeitenden nur ein paar verständnisvolle Worte, die ihnen auch nicht helfen… aber Gabriel im Wahlkampf besser aussehen lassen sollen.
Doch umgekehrt können wir sicher sein: Sollte die nächste Finanzkrise kommen, dann wird die SPD genau wie CDU und CSU nicht nur reden, sondern wieder alle Hebel in Bewegung setzen, um die Banken, die Spekulanten zu retten.Und wie man gesehen hat, kann eine solche Spekulations-Krise schneller kommen, als man denkt. Denn nicht nur das schwarze Schaf Deutsche Bank, sondern ausnahmslos alle Kapitalisten – Reiche, Banken, Betriebe – haben mittlerweile den größten Teil ihres Geldes in die Spekulation gesteckt.
Und sie werden dabei immer unruhiger, weil die weltweite wirtschaftliche Lage seit zwei Jahren so trübe und unsicher aussieht.Bei dieser Unruhe könnte eine schlechte Nachricht wie über die Deutsche Bank ausreichen, um eine Massenpanik an der Börse auszulösen.
Ihre letzte große Börsen- und Bankenkrise 2008/2009 hat eine weltweite Wirtschaftskrise ausgelöst und konnte nur mit Milliarden-Rettungspaketen eingedämmt werden.
Allein in Deutschland hat der Staat damals 200 Milliarden Euro zusätzlicher Schulden zur Rettung der Banken gemacht hat. Und deren monatliche Raten zahlen nicht etwa die Banken, sondern der Staat und damit wir alle.
Wir bezahlen sie mit Krankenhäusern, die aus Kostengründen geschlossen werden, mit 25 Kindern in einer Kita-Gruppe, mit Altenpflegern, die sich alleine um eine ganze Station kümmern müssen, mit ausfallenden Bussen und Bahnen…Und alle Arbeiter bezahlen für die Krise in ihren Betrieben. Fast überall haben die Unternehmer die Krise 2009 genutzt, um zu entlassen und für alle anderen noch „flexiblere“ und kurzfristig veränderbare Arbeitszeiten einzuführen.
Und weil die weltwirtschaftliche Lage nach 2009 nie wieder so geworden ist wie vorher, haben die Unternehmer seitdem noch härter zugeschlagen, um trotzdem ihre Profite zu erhöhen: mit noch mehr Leiharbeit und unsicheren Jobs, noch mehr Fremdfirmen mit Niedriglöhnen, noch mehr Stellenabbau, noch mehr Druck auf der Arbeit…Und wofür das alles? Wofür all diese Lebensunsicherheit, die kaputten Rücken und Nerven, der Kampf an jedem Monatsende? Dafür, dass die Unternehmer auch diese Profite in die Spekulation stecken und damit die nächsten Krisen schüren, die noch zerstörerischer werden können als die letzte!
Das ist der Wahnsinn ihres gesamten kapitalistischen Systems: Eines Systems, das auf der unerbittlichen Ausbeutung der Arbeitenden beruht und dabei den erzeugten Reichtum nicht in einen Segen, sondern in eine riesige Gefahr für die gesamte Menschheit verwandelt. Ein solches System kann und darf nicht die Zukunft sein.
Internationales
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Polen: Massenproteste der Frauen verhindern komplettes Abtreibungsverbot!
Nach Massenprotesten zehntausender Frauen hat die polnische Regierung einen Rückzieher gemacht: Das Abtreibungsrecht, das zu den härtesten Europas gehört, wird nicht weiter verschärft.
Vor zwei Wochen hatte die nationalkonservative Regierung ein von der katholischen Kirche unterstütztes Gesetz ins Parlament eingebracht, das Abtreibung sogar in den wenigen noch erlaubten Fällen wie Vergewaltigung, Inzest oder schwerster Missbildung des Embryos verboten hätte. Selbst ein Kind, das von seinem Vater vergewaltigt worden wäre, hätte danach nicht abtreiben dürfen! Und Frauen sowie Ärzte sollten für eine Abtreibung bis zu fünf Jahre ins Gefängnis gesperrt werden.
Ja, selbst solche Rechte, die selbstverständlich und unantastbar scheinen, müssen in Wahrheit immer wieder gegen rückschrittliche Kräfte verteidigt werden. Und genau das haben die Frauen in Polen gemacht!
Schon seit Wochen haben sie immer wieder gegen diesen mittelalterlichen Angriff protestiert. Und am 3. Oktober organisierten sie dann einen „schwar-zen Montag“: Im ganzen Land zogen viele zehntausende Frauen aller Generationen aus Protest schwarze Kleidung an und viele gingen an dem Tag nicht zur Arbeit, sondern demonstrieren. Es gab Demonstrationen, Proteste mit Kochtöpfen und Pfeifen, Straßentheater – und zwar nicht nur in den Großstädten, sondern auch in zahllosen mittleren und kleinen Städten.
Auf den Straßen Polens hatte man das Gefühl, die Frauenbewegung der 70er Jahre sei zurückgekehrt – als in vielen Ländern Millionen Frauen für das Recht auf Abtreibung auf die Straße gingen und erklärten: „Mein Körper gehört mir: Kein Mann, kein Staat, sondern nur die Frauen selber haben das Recht zu entscheiden, ob sie ein Kind bekommen möchten oder nicht.“Beunruhigt von dieser beginnenden Massenbewegung der polnischen Frauen, hat die Regierung Hals über Kopf entschlossen, den Gesetzesentwurf lieber wieder zurückzuziehen.
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USA: Eine Wahl zwischen zwei Feinden der Arbeitenden
In einem Monat sind Präsidentschaftswahlen in den USA. Und auch weiterhin ist der Wahlkampf geprägt von Donald Trumps provokativen Sprüchen. Von seinen widerwärtigen rassistischen und frauenfeindlichen Schmähungen.
Ganz gezielt verhält sich Donald Trump so, „wie es sich nicht gehört“. Denn damit pflegt er sein Image, ein „Außenseiter“ zu sein: Einer, der nicht zu der verhassten politischen Elite gehört, die seit Jahren das Land regiert.In Wahrheit ist Donald Trump ebenso wenig ein „Außenseiter“ wie Rockefeller. Als steinreicher Erbe gehört Trump mit Haut und Haaren zur herrschenden Elite. Dieser Immobilien-Boss, der zu den 150 Reichsten der USA zählt, hat sein Leben lang seinen Reichtum durch die rücksichtlose Ausbeutung der Arbeiter vermehrt. Von ihm haben die Arbeitenden nichts anderes zu erwarten als Angriffe, Verachtung und obendrein das Gift der rassistischen Spaltung.
Doch wenn es ihm trotz allem gelingt, Anklang in Teilen der weißen Arbeiterklasse und sogar bei einigen Latinos und Schwarzen zu finden – dann weil seine Gegnerin Hillary Clinton wirklich die Verkörperung dieser langjährig herrschenden Politiker-Elite ist, von der die meisten nur noch angewidert sind.
Vor allem Präsident Obama, dessen Ministerin Clinton ist, hat nach den großen Hoffnungen viel bittere Enttäuschung hinterlassen: Er hat alles für die Banken und Konzerne getan, während Armut und Obdachlosigkeit noch schlimmer wurden, die Schulen und Krankenhäuser noch weiter kaputt gespart wurden und auch die Kriege weitergehen.
Ja, nicht einmal die rassistische Politik des Staatsapparates ist zurückgegangen. Noch immer reicht es jung und schwarz zu sein, um von der Polizei auf offener Straße erschossen zu werden.Falls Donald Trump gewinnt, so kann er sich nicht zuletzt bei Obama und Clinton bedanken. Und falls Hillary Clinton gewinnt, dann nur, weil am Ende doch eine Mehrheit von Trumps menschenverachtenden Verhalten zu abgestoßen war.
Wer auch immer von den beiden gewinnt: Sie werden die gleiche, arbeiterfeindliche Politik machen. Denn auch wenn sie sich in ihrem Auftreten und ihrer Sprache unterscheiden – sie sind beide mit Haut und Haaren Politiker der kapitalistischen Klasse und werden deren Politik mit aller Gewalt gegen die arbeitende Bevölkerung im eigenen Land und international versuchen durchzusetzen.Der Ausgang dieser Wahlen ist daher nicht entscheidend für die Zukunft der Arbeiter. Entscheidend für sie wird sein, dass sie wieder anfangen zu kämpfen, um ihre eigenen Interessen gegen die kapitalistische Klasse zu verteidigen. Dass sie wieder lernen, sich über alle Unterschiede hinweg als eine, vereinte Arbeiterklasse zu sehen. Und damit beginnen, wieder ihre eigene Arbeiterpartei aufzubauen, um den Parteien der Herrschenden auch in der politischen Arena entgegenzutreten.
So ist es zukunftsweisend, dass heute in Michigan Kandidaten als „Working Class Party“ (Partei der Arbeiterklasse) antreten, um eben für eine solche Perspektive einzutreten.