Leitartikel
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Hinter ihren Wahlkampfreden: neue Angriffe auf unsere Rente
Bald bekommt die große Mehrheit der Arbeitenden, obwohl sie ihr Leben lang geschuftet hat, weniger Rente als HartzIV! Es ist eine katastrophale Entwicklung. Und CDU, CSU und SPD tragen mit all ihren Rentenreformen eine große Verantwortung dafür.
Jetzt versprechen die gleichen Parteien, sie würden nach der Bundestagswahl 2017 etwas gegen die Verarmung der Rentner unternehmen. Insbesondere die SPD bemüht sich verzweifelt, ihre (ehemaligen) Wähler in der Arbeiterklasse davon zu überzeugen, dass sie sich für mehr „soziale Gerechtigkeit“ einsetzen würde. Doch in Wahrheit bereiten ALLE diese Parteien dabei schon die nächsten Angriffe auf die Rente vor.
Nicht nur, dass keine Partei die massiven Kürzungen der letzten Jahre zurücknehmen will. Kürzungen, die dazu geführt haben, dass man im Schnitt nur noch 48% des Nettolohns als Rente bekommt – und die auch nur, wenn man mindestens 45 Jahre lang malocht hat. Sonst sind es noch weniger. Das heißt, dass wir alle weniger als die Hälfte unseres Lohns als Rente bekommen, obwohl selbst der volle Lohn bei vielen kaum bis zum Monatsende reicht.
Gleichzeitig kommt außerdem die Rente mit 67. Die meisten Unternehmen aber werden die Arbeiter nicht bis 67 arbeiten lassen, sondern sie zwingen, mit großen Abzügen in Frührente zu gehen. Es ist also nichts als ein weiterer Weg, die Rente für viele drastisch zu kürzen. Auch an der Rente mit 67 will keine der Regierungsparteien rütteln. Im Gegenteil, CDU und AfD haben schon angekündigt, dass sie bereits ernsthaft… über die Rente mit 70 nachdenken!
Den ersten Schritt in diese Richtung hat die CDU-SPD-Regierung schon gemacht. Sie hat gerade die „Flexi-Rente“ beschlossen. Mit ihr sollen Arbeiter, deren Rente hinten und vorne nicht reicht, dazu gedrängt werden, sogar noch später in Rente zu gehen – um so noch ein paar zusätzliche Rentenpunkte zu sammeln. Ja, das zynische Angebot, „freiwillig“ bis 70 oder 75 Jahre zu arbeiten – das ist die dreiste Antwort der CDU und SPD auf die niedrigen Renten!
Das ist nicht alles. Als Antwort darauf, dass viele bald nur noch eine Rente auf HartzIV-Niveau haben, wollen alle Parteien mehr Zusatzversicherungen schaffen – Betriebsrenten oder private Altersvorsorge – für die wir nochmal Beitrag zahlen sollen.
Betriebsrenten, gekoppelt an einen festen Betrieb, in dem man beschäftigt ist: Allein die Idee ist schon ein Hohn für die Leiharbeiter, Befristeten, Werkvertragler, Scheinselbstständigen, die immer zahlreicher werden! Und wie viele Arbeiterfamilien können einen zweiten Rentenbeitrag aufbringen?Doch CDU wie SPD sind entschlossen, die gesetzliche Rente auf Dauer zu einer Art Minimalrente auf HartzIV-Niveau verkommen zu lassen, zu einer Rente also, von der man nicht leben kann. Und alles andere soll über Zusatzversicherungen laufen.
Zusatzversicherungen, die sich viele Arbeiter gar nicht leisten können und die für alle übrigen sehr viel teurer, unsicherer und krisenanfälliger sind als die gesetzliche Rente. Die aber für die Kapitalisten viel mehr Freiheiten eröffnen und vor allem ein Milliarden-Geschenk an die Versicherungskonzerne sind, bei denen sie abgeschlossen werden: Denn anders als an der gesetzlichen Rentenversicherung verdienen die Versicherungskonzerne an jeder Zusatzversicherung mit.
Selbst das also, was sie uns an Renten-Maßnahmen im Wahlkampf anpreisen, bedeutet noch mehr Ausbeutung, noch mehr Armut im Alter! Und es kann auch gar nicht anders sein. Denn die langsame Zerstörung unserer Renten ist keine isolierte Frage. Sie ist ein Bestandteil all der Angriffe der Bosse und der Regierung auf die arbeitende Bevölkerung, um in ihrer krisenhaften Wirtschaft weiter Gewinn zu machen.Dazu wollen die Herrschenden wachsende Teile der Rentenversicherung für die private Finanzwirtschaft öffnen, damit diese auch daraus Profit schlagen kann. Und dazu versuchen sie, so viel wie möglich bei den Arbeitern zu sparen: so viele wie möglich zu entlassen, so niedrige Löhne und so wenig Beiträge wie möglich zu zahlen. All das aber – Massenarbeitslosigkeit, sinkende Löhne und sinkende Rentenbeiträge – sind die Gründe dafür, dass es in den Rentenkassen an Geld fehlt und man uns in Rente mit 70 und Altersarmut treibt.
Jede Partei also, die es ernst damit meint, dass sie diese Entwicklung aufhalten möchte, muss diese Ursachen bekämpfen: die Niedriglöhne, die Entlassungen, den Profithunger der Kapitalisten auf Kosten der Ausgaben für die einfache Bevölkerung. Sprich, sie muss den Kampf gegen die kapitalistische Klasse aufnehmen.
Und eben deshalb haben wir von der SPD bis zur AfD nichts als Verschlechterungen zu erwarten. Denn für alle diese Parteien sind die kapitalistische Klasse und ihr Recht auf Profit heilig.Um sich der kapitalistischen Klasse in den Weg zu stellen und sie daran zu hindern, unsere Lebensgrundlage als Arbeiter immer weiter zu zerstören, kann die Arbeiterklasse nur auf ihre eigene Kraft, auf ihre eigenen Kämpfe zählen.
Internationales
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Die EU sieht Erdogans Verbrechen nur dann, wenn sie es braucht
Erdogans Regierung in der Türkei geht immer offener zur Diktatur über. Die jetzige Drohung, fast alle der 59 Abgeordneten der kurdischen Oppositionspartei HDP vor Gericht zu stellen und sie vielleicht ins Gefängnis zu sperren, ist „nur“ die Spitze des Eisberges.
Täglich gibt es Verhaftungen, werden politische Gegner terrorisiert, Gewerkschafter, Arbeiter, die sich wehren… Ganz zu schweigen von dem Terror, den Erdogan in den kurdischen Regionen verübt, wo er ganze Städte von der Armee abriegeln, belagern und beschießen lässt.Diese immer diktatorischeren Maßnahmen sind Erdogans Mittel, um trotz wachsender wirtschaftlicher Probleme, Inflation und politischer Krisen die sichere Macht im Land zu behalten. Und die internationale Lage hilft ihm.
Während die Nachbarländer der Türkei, Syrien und Irak, im Bürgerkrieg versinken und ein Land nach dem anderen in Krisen und Krieg zerfällt, brauchen die westlichen, imperia-listischen Mächte ihren langjährigen Verbündeten Türkei, um in der Region weiter ihre Machtinteressen durchzu-setzen. So sehr, dass sie nicht einmal etwas dazu sagen, dass Erdogan im Irak und in Syrien mehr die Kurden bombardiert als den IS. Erdogan weiß daher, dass er freie Hand hat, um im eigenen Land seine Macht auszubauen.
Mitten in dieser Lage haben die Staatschefs der EU das schändliche Abkommen mit der Türkei geschlossen, bei dem sie die Türkei dafür bezahlen, dass alle Flüchtlinge, die über Griechenland in die EU fliehen wollten, in die Türkei zurückgebracht werden. Dass man damit syrische Frauen und afghanische Kinder in die Hände dieses Diktators schiebt, der mit ihnen macht, was er will – das hat die EU-Staatschefs nicht gestört.
Im Gegenteil, zu Beginn dieses Abkom-mens entdeckte vor allem die deutsche Regierung auf einmal bei Erdogan Tugenden der Demokratie und Men-schenfreundlichkeit. Ja, um ihm einen Gefallen zu tun, beschloss sie sogar, den Satiriker Böhmermann wegen „Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes“ zu verfolgen.
Doch nur eine einzige, echte Gegenleistung wurde der Türkei dafür versprochen, wenn sie jetzt sofort alle Flüchtlinge aufnimmt: Dass in naher Zukunft türkische Staatsbürger kein aufwändiges Visum mehr brauchen, wenn sie in ein Land der EU reisen wollen. Was nicht nur für die türkische Wirtschaft, sondern auch für viele Familien eine echte Erleichterung wäre.Heute ist es jedes Mal ein bürokratischer Aufwand, nur wenn die Oma aus der Türkei ihre Familie in Deutschland besuchen will… während ein Deutscher, der in die Türkei in Urlaub fahren will, einfach nur einen Reisepass braucht. Für EU-Bürger, die in die Türkei wollen, gilt die Visafreiheit nämlich schon lange.
Doch seit sich die Türkei um alle Flüchtlinge „gekümmert“ hat und nur noch wenige Flüchtlinge versuchen, über die Türkei nach Europa zu fliehen, hat der Mohr seine Schuldigkeit getan. Und auf einmal entdecken EU-Politiker Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, über die sie noch vor einem Monat nicht gesprochen haben.
Oh, nicht etwa, weil sie sich jetzt mehr für die Bevölkerung in der Türkei interessieren würden. Nein, die Kritik an Erdogans diktatorischen Maßnahmen ist für die EU-Chefs nur eine Gelegenheit, um die Visafreiheit wieder in Frage zu stellen und Erdogan so zu signalisieren: „Glaub nicht, dass du das Recht hast, gegenüber den EU-Staaten irgendwelche Ansprüche zu stellen, nur weil du uns ein Problem vom Hals geschafft hast. Sonst könnten wir uns das mit der Visafreiheit nochmal überlegen.“
Ja, ärmere, wirtschaftlich abhängige Staaten wie die Türkei dürfen zwar für die imperialistischen Mächte die Drecksarbeit erledigen. Doch sie sollen nicht glauben, dass sie deshalb gleichwertige Partner werden oder gar Ansprüche stellen könnten. Und das wollen die EU-Chefs dem türkischen Staat jetzt deutlich machen.
Eines jedenfalls ist sicher. Wie auch immer diese Machtspiele zwischen den imperialistischen EU-Staaten und der Türkei weitergehen: Die Probleme und Interessen der türkischen Bevölkerung spielen dabei auch weiterhin keine Rolle – ebenso wenig wie die der Flüchtlinge.