Leitartikel
-
Keine deutschen Soldaten und keine Waffen nach Syrien!
Auch die Bundeswehr schickt also jetzt 1200 Soldaten und schweres Kriegsgerät, um England und Frankreich bei der Bombardierung Syriens zu unterstützen. Und wir sollen ernsthaft glauben, dass dies dazu beiträgt, den Terrorismus zu vernichten und Frieden zu schaffen? Mit noch mehr Bomben und Soldaten in diesem geschundenen Land?
Es ist doch genau umgekehrt. All die militärischen Einmischungen anderer Staaten haben das Land erst in Brand gesteckt. Noch vor sechs Jahren haben die Menschen in Syrien ein normales Leben geführt. Muslime und Christen, Jungen und Mädchen gingen zusammen zur Schule, führten später das alltägliche Leben von Arbeitern, Bauern, Krankenschwestern, Ingenieurinnen…
Nach Volksprotesten gegen die Diktatur Assads aber sahen Katar, Saudi-Arabien und die Türkei die Gelegenheit, ihren Rivalen Assad zu schwächen. Dafür haben sie zig islamistischen Grüppchen, die es im In- und Ausland gab, mit Geld und Waffen hochgerüstet – mit Waffen, die ihnen dafür wissentlich von den USA und auch von Deutschland geliefert wurden. Auch der Islamische Staat gehörte zu diesen Gruppen. Bis dahin gab es ihn in Syrien nicht.
Es gab den IS gar nicht, bevor die USA 2003 den Krieg im Irak begonnen, Saddam Hussein gestürzt und den Irak besetzt haben. Unter dieser brutalen und erniedrigenden Besatzung ist die Terrorgruppe IS entstanden, die heute halb Irak und Syrien besetzt hält und Terroranschläge in vielen Ländern verübt.
Heute nun bombardieren die USA und jetzt auch Frankreich und England den IS, den sie mit ihrem Krieg im Irak selber hervorgebracht haben. Doch was heißt den IS bombardieren? Wenn der IS eine Stadt besetzt hält, dann bombardieren sie die Stadt, die Schulen, Krankenhäuser, Trinkwasserleitungen, die Menschen in ihren Wohnungen.
Hinzu kommt, dass jede Regionalmacht in Syrien ihren eigenen Krieg führt: Die Türkei bombardiert die kurdischen Milizen, die gegen den IS kämpfen. Saudi-Arabien und Katar bewaffnen islamistische Rebellengruppen, die gegen Assad kämpfen. Russland wiederum bombardiert eben diese Rebellengruppen, um Assad zu unterstützen. Und der Iran bewaffnet Gruppen, die für Assad kämpfen.
Alle großen Staaten bombardieren, morden und bekriegen sich dort gegenseitig, jeder für seine politischen und wirtschaftlichen Interessen. Um die Bevölkerung schert sich keiner!
Viele sind vor diesem Grauen geflohen. Sie hausen in den Flüchtlingslagern in Jordanien und dem Libanon, ein Teil hat es bis Griechenland oder Deutschland geschafft.
Von einem Bruchteil des Geldes, das die Großmächte für den Krieg in Syrien ausgegeben haben, könnten alle Flüchtlinge unter würdigen Bedingungen leben. Doch das Los der Bevölkerungen hat in der Politik der imperialistischen Mächte noch nie gezählt.Mittlerweile wünschen sich alle Staaten, die den Krieg selber in Gang gesetzt haben, dass sich die Lage in Syrien wieder beruhigt und der IS verschwindet – so sehr setzt er die gesamte Region in Flammen, treibt immer mehr in die Flucht und gibt überall terroristischen Gruppen Auftrieb.
Doch wie wollen sie das erreichen? Mit Hilfe des Assad-Regimes, das ganze Städte terrorisiert und schon über hunderttausend Syrer ermordet hat? Mit Hilfe all der bewaffneten Banden, die sich jüngst in Saudi-Arabien getroffen haben und nun mit Assad verhandeln wollen? Diese Kräfte sollen die politische Hoffnung für Syrien sein?Nein, die Großmächte haben keine „poli-tische Lösung“ für Syrien. Und den IS können sie auch nicht vernichten. Denn eine Terrorgruppe kann man nicht militärisch besiegen. Auch wenn sie alle Gebiete des IS erobern würden: Terroristen können sich überall verstecken und aus dem Hinterhalt Anschläge verüben.
Der Imperialismus hat Syrien nichts anderes zu bieten als die „Lösung“, die er Afghanistan, Libyen, Irak oder Mali gebracht hat. Er hat ein Land mehr ruiniert. Ein weiteres, ehemals stabiles Land hat nichts anderes mehr zu erwarten als Elend, ständige Unsicherheit, Terror und immer wieder aufflammenden Krieg.
Der Kapitalismus hat keine Perspektive für die Menschheit. Er ist nicht mal fähig, hier in den reichen Ländern das Problem der wachsenden Arbeitslosigkeit und Armut zu lösen. Und erst recht hat er keine Lösung für die tiefe Verelendung, Unsicherheit und Terror, die er in den armen Ländern hervorbringt.
Da können die Herrschenden uns noch so oft erzählen, sie würden mit ihrem heutigen Krieg „langfristig“ Frieden schaffen können. Das ist auch nicht überzeugender als ihr Argument, durch Entlassungen heute könnten sie langfristig Arbeitsplätze sichern.Auch die deutschen Truppen werden also weder den Interessen der syrischen Bevölkerung, noch der Sicherheit in Europa nutzen. Jede Bombe, jedes zerfetzte Kind wird im Gegenteil noch mehr Schrecken und Elend verbreiten und die nächsten Terroristen hervorbringen.
Daher kann die Antwort jedes bewussten Arbeitenden hier nur sein: Keine Bundeswehr nach Syrien! Verbot aller Waffenverkäufe deutscher Konzerne!
Internationales
-
Russland: Proteste der LKW-Fahrer gegen Staat und Oligarchen
Seit Wochen protestieren LKW-Fahrer in ganz Russland gegen die Einführung einer LKW-Maut auf den Schnellstraßen. Sie blockieren Straßen, fahren mit vielen ganz langsam Kolonne, haben Protestschilder auf ihren LKWs… Präsident Putin hat mehrere Reisen in die Provinz abgesagt – aus Sorge, er könnte dabei auf eine Straßenblockade mit protestierenden Fahrern treffen.
1,5 Millionen LKW-Fahrer gibt es in Russland, die meisten sind selbstständig. Viele waren vorher arbeitslos, mussten sich verschulden, um ihren LKW zu kaufen, und kommen jetzt schon kaum über die Runden. Wie sollen sie jetzt noch die Maut aufbringen?
Die Fahrer haben die Wut im Bauch. Putin hat versucht, die Proteste mit Medien-Sperren und Polizei zu ersticken. Vergeblich. Die Proteste gehen weiter und stoßen auf viel Sympathie in der einfachen Bevölkerung. Umso mehr, da die Hälfte der neuen Maut nicht in die Staatskasse, sondern in die Tasche des Milliardärs Rotenberg fließen soll, ein Bauunternehmer und der Sohn eines engen Freundes von Putin.Die reichen Oligarchen und der Staat suchen nämlich dringend nach Einnahmequellen, weil der Preis für Erdöl und damit ihre Einnahmen stark gesunken sind. Sie versuchen sich daher anders zu bereichern: Nicht zuletzt, indem sie neue Steuern wie die LKW-Maut einführen und den Öffentlichen Dienst plündern.
Die LKW-Fahrer sind nicht die einzigen, die sich dagegen wehren. Es gibt Proteste in den Krankenhäusern, wo 20.000 Arbeitsplätze vernichtet wurden, ebenso unter den Petersburger Werftarbeitern… Denn trotz der Diktatur, trotz der Gefahr, die jeder Arbeiter eingeht, wenn er auch nur ein Flugblatt verteilt, trotz des mächtigen Unterdrückungsapparates kann der russische Staat den Unmut der Arbeitenden nicht immer ersticken.
-
Venezuela : Drohende Angriffe auf die arbeitende Bevölkerung
Nach 16 Jahren hat in Venezuela zum ersten Mal die rechte Partei die Wahl gewonnen. Nun drohen die sozialen Maßnahmen, die die sozialistische Partei unter dem verstorbenen Präsidenten Hugo Chavez eingeführt hatte, wieder abgeschafft zu werden.
Venezuela hat eines der größten Erdölvorkommen der Welt, der Ölverkauf ist die Haupteinnahmequelle. Vor 1999 hatten ausschließlich die Ölkonzerne von diesen Einnahmen profitiert. Doch Chavez hat sie gezwungen, einen Teil ihrer Profite abzugeben und hat diese Steuern für soziale Programme genutzt, für Krankenversorgung, Schulen, Wohnungen und Grundnahrungsmittel für die arme Bevölkerung. Dank dieser Programme kann die Bevölkerung heute 50% mehr Kalorien zu sich nehmen als vor 1999.
Diese sozialen Projekte waren der Grund, warum Chavez und seine Partei 16 Jahre lang fast alle Wahlen gewonnen haben. Und das, obwohl die Kapitalisten aus dem In- und Ausland, wütend über die hohen Steuern, die gegnerische rechte Partei mit allen Mitteln unterstützt haben.Mit dem massiven Fall der Ölpreise allerdings hat sich die wirtschaftliche und soziale Lage in Venezuela nun drastisch verschlechtert. In den Armenvierteln herrscht Mangel an Grundnahrungsmitteln. Dem Staat fehlt das Geld aus dem Ölgeschäft für die sozialen Projekte.
Und die privaten Kapitalisten verschärfen diese Lage noch. Denn das Chavez-Regime hat sie zwar mehr besteuert, ihnen aber sonst alles Eigentum und damit ihre zentrale Rolle in der Wirtschaft gelassen. In der Lebensmittelkrise haben die Kapitalisten nun angefangen, auf die knappen Lebensmittel zu spekulieren, zu unterschlagen und Schwarzmarkt zu betreiben. Und so ist das Chaos und der Mangel letztlich so unerträglich geworden, dass die Unterstützung der Bevölkerung für die Regierung der sozialistischen Partei geschwunden ist.
Mit dem Wahlerfolg der rechten Partei sehen die Kapitalisten ihre Chance, dass die sozialen Maßnahmen zerstört werden und sie alle Profite wieder ausschließlich für sich behalten können.
Die Arbeitenden in Venezuela werden sich daher darauf vorbereiten müssen, den drohenden Angriffen Widerstand zu leisten.