Leitartikel
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Paris: Wenn die weltweite Barbarei dieser Gesellschaft uns einholt
Es war ein barbarischer Akt: Kaltblütig und systematisch haben die Terroristen in Paris versucht, wahllos so viele Menschen wie möglich umzubringen. Die Terroristen wollen damit erreichen, dass jeder sich bedroht fühlt. Dass jeder Angst hat, der nächste zu sein.
Und das überall. In der Türkei haben Islamisten im Oktober 100 Menschen auf einer Demonstration getötet. Kurz darauf 224 russische Urlauber in einem Flugzeug. Dann 44 Menschen in einem Kaufhaus im Libanon. Und vor einer Woche 27 Menschen in einem Hotel in Mali. Ja, diese Terroristen sind Feinde der gesamten Menschheit! Und deshalb auch Feinde der Arbeiterbewegung.Der Anschlag in Paris hat viele hier besonders getroffen, weil er so nah war. Doch diese Barbarei ist nicht weit von uns bereits ein Dauerzustand. Im Irak, in Afghanistan, Pakistan, Nigeria vergeht keine Woche mehr ohne einen Terroranschlag. Und der Krieg in Syrien hat bereits 250.000 Menschen getötet.
Ja, mit dem Attentat von Paris haben wir einen ganz kleinen Eindruck von dem Horror bekommen, dem viele Bevölkerungen täglich ausgesetzt sind. Denn alle zu terrorisieren und Angst zu verbreiten, das ist das Mittel dieser islamistischen Banden, um sich Bevölkerungen zu unterwerfen und zu herrschen. Und dabei ist ihnen völlig gleichgültig, ob sie Christen oder Muslime terrorisieren. Die meisten ihrer Opfer sind sogar Muslime.
Sofort nach den Anschlägen haben die ersten Politiker die Lage ausgenutzt, um die Schließung der Grenzen für Flüchtlinge zu fordern… um uns angeblich vor Terroristen zu schützen. Was für eine widerwärtige Lüge! Alle Attentäter, die identifiziert werden konnten, waren Franzosen oder Belgier. Vor ihnen kann man die Grenzen nicht schließen. Sie sind bereits da, sie sind hier geboren.
Die einzigen, vor denen man die Grenzen verschließen würde, sind die Flüchtlinge, die vor solchen Terroristen fliehen. Und das würde heißen, sie in die Arme der Terroristen zurückzuschicken! Der IS kann sich über solche Propaganda, die seine Opfer mit Terroristen gleichsetzt, nur freuen.Das Gerede hier über härtere Gesetze, über Schließung oder schärfere Kontrolle der Grenzen macht den Flüchtlingen das Leben noch schwerer, und es schürt noch mehr Misstrauen und Ablehnung. Aber vor Terroristen schützen sie uns damit nicht.
Und erst recht bekämpfen sie die Terroristen nicht, indem sie jetzt noch mehr Bomben auf die syrische Bevölkerung werfen. Im Gegenteil: Solche Kriege bringen neue Terroristen hervor. Man sieht es doch. Seit 14 Jahren, seit dem Anschlag auf das World Trade Center, führen sie ihre Kriege „gegen den Terror“. Damals gab es auf der Welt ein oder zwei Herde des Terrorismus. Heute gibt es Dutzende!
Die Terroristen entstehen nicht aus dem Nichts. Sie sind das kranke Produkt einer kranken Weltordnung.
Seit über 100 Jahren, seit der Kolonialzeit, sorgen die imperialistischen Staaten (USA, Frankreich, England, Deutschland) mit Krieg und Unterdrückung dafür, dass sie den Mittleren Osten und Afrika beherrschen. Damit die westlichen Konzerne die immensen Rohstoffe dort ausschlachten können: Erdöl, Gold, Diamanten, Uran…Und die westlichen Großmächte hatten und haben nie Skrupel, sich dabei auch auf finsterste Diktaturen zu stützen: Auf Regime wie Saudi-Arabien, das Ehebrecher öffentlich steinigt und Regime-Kritiker geköpft und gekreuzigt durch die Straßen tragen lässt… oder wie Israel, das die gesamte palästinensische Bevölkerung in ein großes Gefangenenlager gesperrt hat.
Und wenn den westlichen Staaten ein Regime nicht mehr passt, dann bewaffnen sie irgendwelche Oppositionsgruppen, ganz egal was für Monster das sind und was sie langfristig damit anrichten. Sowohl die Taliban wie den IS hat der Westen selber bewaffnet!Ja, die imperialistischen Staaten haben die islamistischen Terroristen selber hervorgebracht. Und deren Barbarei ist letztlich nichts als die Fortsetzung der barbarischen Methoden, mit denen die westlichen Großmächte in diesen Ländern ihre Herrschaft und die Ausbeutung durch ihre Konzerne durchsetzten.
Deutschland und Europa können keine Inseln der Sicherheit und des Friedens in einem Meer aus Elend und Krieg sein. Wir können uns nicht abschotten: Die Barbarei dieses Gesellschaftssystems holt zwangsläufig auch uns ein.
Denn eine Welt, in der 67 Familien so viel besitzen wie 3,5 Milliarden Menschen; eine Welt, in der große Teile Afrikas und des Mittleren Ostens ein begehrtes Paradies für Kapitalisten sind, aber die Hölle für die Bevölkerung – eine solche Welt muss Abscheulichkeiten erzeugen. Und die werden wir erst los, wenn wir das Übel an der Wurzel packen und die Herrschaft dieses irrsinnigen Wirtschaftssystems bekämpfen.Dafür ist es lebenswichtig, dass wir Arbeitenden – egal welcher Herkunft und Religion, egal ob Arbeitender in Deutschland, syrischer Flüchtling, Arbeiter im Irak oder in Mali – uns nicht spalten lassen, sondern uns als eine Arbeiterklasse begreifen: Als Verbündete, vereint durch das gemeinsame Interesse, uns gegen diese reiche Minderheit zu verteidigen, die uns ausbeutet und die Welt in die Barbarei stürzt.
Internationales
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