Leitartikel
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Von Amazon bis Lufthansa: gleiche Angriffe, gleiche Interessen
Wieder einmal haben in den letzten Wochen fast 2000 Arbeiterinnen und Arbeiter von Amazon mehrere Tage für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen gestreikt.
Jeder weiß, wie viel Mut sie dafür aufbringen müssen in einem Betrieb, wo die Überwachung allgegenwärtig ist. Wo Leiharbeit, Befristungen und ständige Kontrollen alle Arbeiter unter Druck setzen sollen. Wo ständig die Angst um den Arbeitsplatz geschürt wird. Und trotzdem haben sich erneut an die 2000 Arbeiter zusammengefunden, um sich zu wehren.Die Arbeiter bei Amazon verdienen nicht nur unseren Respekt. Was sie erleben, betrifft auch uns – egal, ob wir in einer ähnlichen Lage sind oder nicht. Denn egal in welchem Betrieb man arbeitet, egal wie „qualifiziert“ man ist oder wie sicher der Beruf scheint: Kein Arbeitender bleibt von den Verschlechterungen der Unternehmen verschont.
Man kann jahrelang als Facharbeiter bei einem Konzern arbeiten, der 8 Milliarden Euro Rekordgewinn macht, wie die Arbeiter von Daimler in Düsseldorf – und dann trotzdem erfahren, dass der Konzern tausend oder zweitausend von ihnen entlassen will. Man kann studiert haben, und trotzdem als Betriebswirt bei Karstadt oder als Ingenieur bei Opel seine Arbeit verlieren.
Man kann sogar Pilot der Lufthansa sein, ein hochbezahlter und scheinbar sicherer Job – und sich heute trotzdem wehren müssen, weil ein Teil eben dieser Arbeitsplätze in Subfirmen ausgelagert werden soll, mit schlechteren Löhnen und Arbeitsbedingungen, und alle Piloten 3 Jahre länger arbeiten sollen.
Sicher, zwischen den Piloten der Lufthansa und den Arbeitern bei Amazon liegt ein Abgrund. Während die einen bis zu 10.000 Euro verdienen, kommen die anderen bei gnadenloser Ausbeutung auf höchstens 1.500 Euro.Es sind die beiden Extreme der Arbeitswelt. Doch beide gehören zur arbeitenden Klasse. Denn beide sind lohnabhängig und damit abhängig von den Kapitalisten und ihren Entscheidungen. Abhängig von deren Macht, über ihre Arbeitsplätze und Löhne und damit über ihr Leben zu bestimmen.
Heute in der weltweiten Krise ist kein Lohnabhängiger geschützt. Gerade mit der Krise steigen Gier und Skrupellosigkeit der Kapitalisten, die auf jeden Fall ihre Profite sichern wollen. Und deshalb versuchen sie, alles rückgängig zu machen, was sie den Arbeitenden irgendwann mal zugestanden haben – auch bei den Berufsgruppen, die sich bislang in Sicherheit glaubten.
Keine Berufsgruppe, keine Belegschaft, niemand kann heute hoffen, alleine der Abwärtsspirale zu entgehen. Wir haben nur eine Chance, wenn wir uns ihr gemeinsam entgegenstellen.
Auch deshalb kann es keinem egal sein, was in den anderen Abteilungen, Betrieben und Branchen passiert. Denn jedes Mal, wenn es einem Kapitalisten gelingt, widerstandslos Verschlechterungen durch-zusetzen, dann ist dies eine Ermutigung für alle anderen Bosse, ebenfalls anzugreifen. Und umgekehrt: Jede Gruppe von Arbeitenden, die sich dagegen wehrt, wehrt sich damit ein Stück weit auch für uns alle.Wir Arbeitenden sitzen alle im gleichen Boot. Wir sind Teil einer sozialen Klasse, mit gleichem Schicksal und einem gemeinsamen Gegner.
Die gesamte arbeitende Klasse hat letztlich dieselben grundlegenden Interessen: Wir alle brauchen einen Arbeitsplatz mit würdigen Arbeitsbedingungen und der Sicherheit, dass die Betriebe uns nicht einfach entlassen dürfen. Und wir alle brauchen Löhne und Renten, von denen wir vernünftig leben können.Heute machen die Kapitalisten, ihre Politiker und Journalisten alles, damit wir genau das vergessen. Sie versuchen uns das Gefühl zu geben, dass jeder von uns mit seinen Interessen alleine und sogar in Konkurrenz zu den anderen Arbeitenden steht. Wir sollen uns in jedem Betrieb, in jeder Berufsgruppe, in jeder Familie mit unseren Problemen alleine und dadurch schwach fühlen.
Doch wenn sie dies mit so viel Eifer versuchen, dann weil sie Angst vor uns haben. Weil sie nämlich wissen: Wenn wir Arbeitenden unsere gemeinsamen Interessen wieder erkennen und anfangen, uns zusammen zu wehren, sind wir viel zahlreicher und mächtiger als die Handvoll Herrschenden, die heute so arrogant über unser Leben regieren.
Internationales
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Ebola: Geld zum Töten ist da, Geld zum Heilen nicht
Über 3300 Menschen haben durch Ebola in Afrika bereits ihr Leben verloren. Zehntausende weitere drohen dem tödlichen Virus zum Opfer zu fallen, gegen das es bislang weder Impfstoff noch Medikamente gibt. Umso wichtiger wäre es, alles zu tun, um schnell die Ausbreitung der Epidemie zu verhindern.
Doch dafür braucht man Krankenhäuser, Isolierstationen und Nahrungsmittel. Man braucht Menschen, die in den Dörfern die Botschaft verbreiten, dass bereits das Händewaschen mit Desinfektionsmittel die Ausbreitung der Krankheit eindämmen kann… und man braucht das Desinfektionsmittel dazu.All das jedoch gibt es in diesen ärmsten Ländern nicht, es müsste nach Afrika gebracht werden. Eine Milliarde Dollar wären daher nach Ansicht aller Experten nötig, um zu verhindern, dass die Epidemie zu einer Katastrophe für den halben Kontinent wird. Und die reichen Staaten haben auch alle in großen Reden Unterstützung zugesagt. Doch noch immer wartet Afrika vergeblich auf das versprochene Geld.
Eine Milliarde Dollar, diese Summe ist nichts! Sie entspricht exakt dem, was die USA an einem halben Tag (!) für ihre Armee ausgibt. Es ist weniger, als bislang nur für die Bombardierungen im Irak und Syrien ausgegeben wurde. Und trotzdem: Für den Kampf gegen Ebola ist das Geld „nicht da“.Ja, trotz aller Alarmglocken von Experten und Hilfsorganisationen reagieren alle imperialistischen Staaten seit Ausbruch der Epidemie vor einem halben Jahr mit völliger Gleichgültigkeit. Das einzige, was die USA nach monatelangem Warten getan hat, ist 3.000 Soldaten nach Afrika zu schicken. Und die deutsche Regierung? Während sie sofort Waffen im Wert von 75 Millionen Euro in den Irak geschickt hat, schickt sie nach Afrika erst jetzt ein paar wenige Hilfsgüter sowie… ein einziges mobiles Krankenhaus und einige Ärzte und Krankenschwestern.
Mit ihrer Gleichgültigkeit entlarven die Regierungen auch, wie wenig es ihnen beim derzeitigen Krieg im Irak und in Syrien um den Schutz der Zivilbevölkerung geht. Hier in Afrika nämlich, wo sie tatsächlich mit wenigen Mitteln zehntausenden Menschen das Leben retten könnten, greifen sie nicht ein. Aber schließlich gibt es hier ja auch keine Ölquellen zu verteidigen.
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Sie verstehen nur unsere Wut(ausbrüche)
10 Bauarbeiter haben am 6. September auf einer Baustelle in Istanbul ihr Leben verloren: Ein abstürzender Fahrstuhl hatte sie getötet, dessen Sicherungssystem schon zwei Monate kaputt war. Doch die Baufirma hatte ihn trotzdem einfach weiterbenutzt.
Zwei Tage später traten 3.000 Bauarbeiter auf einer Baustelle bei Istanbul in den Streik und blockierten eine Stunde lang den Autobahnring. Der Auslöser waren Würmer, die mehrere Arbeiter in ihrem Essen entdeckten. Doch im Grunde explodierte die Wut über die ganze Verachtung, mit der die Bosse ihnen begegnen: bei der Hygiene, der Sicherheit, den Löhnen… Der Streik war illegal. Und doch haben weder die Bosse noch die Regierung mit ihrer üblichen Brutalität reagiert. Offensichtlich hatten sie Angst, dass es nicht bei dem spontanen Wutausbruch auf der einen Baustelle bleiben könnte.
Und so haben sie den Arbeitern fast alle ihre Forderungen sofort erfüllt: die Einrichtung eines Komitees aus 10 Arbeitern, das zusammen mit einem Rechtsanwalt die Sicherheitsbedingungen auf der Baustelle überwachen darf, die pünktliche Bezahlung aller Löhne sowie die Verbesserung des Essens und der Unterkünfte auf der Baustelle.