Leitartikel
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Wohnen in der Krise… des Kapitalismus
Wieder mal sind für viele im Januar die Mieten gestiegen. In einigen Städten ist es ganz extrem: In Düsseldorf, Köln, Hamburg oder Berlin explodieren die Mieten seit einigen Jahren. Viele Arbeiterfamilien müssen hier mittlerweile ein Drittel oder sogar über die Hälfte ihres Einkommens nur für die reine Miete ausgeben!
Mehrfach haben im letzten Jahr Anwohner in Berlin und Hamburg gegen diese Wuchermieten demonstriert, die sie erdrosseln und regelrecht aus ihren Wohnungen treiben.Der Hauptgrund für diese erdrückenden Mieten ist, dass die Kapitalisten zu viel Geld übrig haben und nicht wissen, was sie damit anstellen sollen! Deshalb spekulieren sie damit. Sie kaufen über private Wohnungsfirmen oder Immobilienfonds Häuser und Grundstücke in der Hoffnung, dass deren Wert steigt, und sie sie einige Monate später dann mit Gewinn wieder verkaufen können. Damit treiben sie die Immobilienpreise und Mieten künstlich immer weiter nach oben.
Im Ruhrgebiet sind wir wegen der sinkenden Einwohnerzahl und den vielen leerstehenden Wohnungen lange von diesen Spekulationen verschont geblieben. Doch die Kapitalisten haben so viel Geld über, dass sie mittlerweile auch hier angefangen haben.Diesen Parasiten geht es einzig darum, in kurzer Zeit viel Gewinn mit den Häusern zu machen. Entsprechend schwerhörig sind sie auch, wenn Mieter sich wegen Schäden und Problemen melden: Anhaltender Schimmel, um den sich niemand kümmert; Aufzüge, die monatelang nicht repariert werden; Heizungen, die im Winter mehrere Wochen ausfallen; marode Holztüren und undichte Fenster, durch die der Wind zieht, mit entsprechend hohen Heizkosten, werden so für immer mehr Menschen die alltäglichen Wohnbedingungen.
Teilweise gibt es nicht mal mehr einen Hausmeister oder ein Büro, wo man Schäden melden könnte, sondern nur noch eine Hotline… unter der man niemanden erreicht. Nur ein Lebenszeichen von ihnen kommt immer pünktlich: die Mieterhöhung.
Auch der Staat trägt dazu bei, die Wohnungssituation in der einfachen Bevölkerung zu verschlechtern. Denn er hat in den letzten 10 Jahren 800.000 Sozialwohnungen abgeschafft. Das sind über ein Drittel aller Sozialwohnungen.
Dabei wären gerade heute, wo immer mehr Menschen von mickrigen Löhnen und Renten leben müssen, wo obendrein die Mieten und Nebenkosten steigen, Sozialwohnungen notwendig: Sozialwohnungen, die bezahlbar sind und dabei auch angemessen groß, vernünftig ausgestattet und instand gehalten sind. Stattdessen können zwei Drittel der Menschen, die Anspruch auf eine Sozialwohnung hätten, überhaupt keine mehr finden.
Natürlich ist es wie immer – angeblich hat der Staat „kein Geld“ für Sozialwohnungen. Aber um die Spekulanten und Banken zu unterstützen, die sich an der Börse verzocken, dafür findet der Staat immer neue Rettungspakete. Mehr noch: Über diese Rettungspakte versorgt er genau diejenigen ständig mit frischem Geld, die damit an der Börse spekulieren… und dort auch die Mieten weiter in die Höhe treiben.Der Staat sorgt dafür, dass die parasitären Kapitalisten möglichst ideale Bedingungen bekommen – auf Kosten der gesamten arbeitenden Bevölkerung und ihrer wichtigsten Lebensbedingungen.
Eine dieser wichtigsten Existenzgrundlagen ist es, eine Wohnung, ein Dach über dem Kopf zu haben. Dass deren Bezahlung immer mehr Menschen in finanzielle Existenznot bringt oder sie zwingt, unter unwürdigen Bedingungen zu hausen, gerade WEIL auf der anderen Seite die Kapitalisten zu viel Geld haben und damit nichts Sinnvolles anzufangen wissen – das macht den ganzen Widersinn und die Schädlichkeit ihrer Gesellschaftsordnung deutlich, gegen die es nur ein wirksames Gegenmittel gibt:Die arbeitende Bevölkerung wird dieser kleinen Minderheit an Kapitalisten den Reichtum und die Entscheidungsgewalt über unsere wesentlichen Lebensgrundlagen aus der Hand nehmen müssen.
Internationales
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Europäische Truppen raus aus Mali!
Auch die Bundeswehr wird also den Krieg in Mali unterstützen, den der französische Staat mit Bombenangriffen und einer Bodenoffensive am 11. Januar angefangen hat. Es droht der nächste Krieg zu werden, durch den ein Land und vielleicht eine ganze Region über Jahre in Gewalt und Verwüstung versinkt.
Wir veröffentlichen hier Auszüge aus der Stellungnahme unserer Genossen in Frankreich gegen den Krieg, den der französische Staat in seiner ehemaligen Kolonie Mali begonnen hat.
„Ein Teil der Einwohner Malis und der Malier in Frankreich hofft vielleicht darauf, dass das militärische Eingreifen Frankreichs sie vor den bewaffneten Banden schützen wird, die im Namen Gottes die Bevölkerung im Norden des Landes terrorisieren. Diese fundamentalistischen Fanatiker verfügen seit dem Sturz des Gaddafi-Regimes über ein großes Waffenarsenal und zahlreiche Söldner, die aus Libyen verjagt wurden. Sie geben vor, die „Scharia“ anzuwenden. Über diesen Weg, über Einschüchterungen, wollen diese Banden ihre Macht über die Einwohner und insbesondere über die Frauen vergrößern. Doch von den französischen Truppen kann die Bevölkerung keinen wirklichen Schutz erwarten. (…)
Denn der französischen Regierung ist es vollkommen egal, was die Bevölkerung Malis erleiden muss, im Norden wie im Süden des Landes, und welchen gewalttätigen Übergriffen sie in beiden Landesteilen zum Opfer fällt. Der französischen Regierung geht es darum, die Ordnung in ihrer Einflusssphäre in Afrika aufrecht zu erhalten. Denn nicht weit von dem Konfliktgebiet entfernt befindet sich Niger, der große Uranlieferant für den französischen Atom-Konzern Areva. (…)
Es ist ein weiterer Kriegseinsatz in der langen Liste der Kriege, die der französische Imperialismus in Afrika geführt hat, um seine Interessen und eine wirtschaftliche Ordnung zu verteidigen, die es den großen französischen Konzernen ermöglicht, die Länder weiter auszuplündern. (…) Überall in Afrika stehen französische Truppen, die dort nichts verloren haben: im Senegal, in der Elfenbeinküste, in Burkina Faso, im Tschad, und in Djibouti. (…)
Seit dem Ende der Kolonialzeit haben die Großmächte, mit Frankreich an der Spitze, die ganze Region wie Beute unter sich aufgeteilt. Die Großmächte sind wie besessen von den vielen kostbaren Bodenschätzen, oft Erdöl und Erdgas, und hier vor allem Gold, Eisen und Uran. Ihre Konzerne plündern diese Bodenschätze und den fruchtbaren Boden.
Diese Plünderung führt zu wachsendem Elend unter den Dorfbewohnern, die man ihres Ackerlandes beraubt und die vor den Konflikten der bewaffneten Banden fliehen müssen – Banden, die gerade auf diesem Nährboden stark werden und die um die Brotkrumen kämpfen, die vom Tisch der Mächtigen herunterfallen.
Genau diese Situation erleben bereits einige Regionen der Welt, von Afghanistan bis zum Irak, die vorher von Kriegen verwüstet wurden, die die Großmächte gegen die Bevölkerung geführt haben – im Namen ihrer „Befreiung“. Und was das Verhalten der sogenannten „Befreiungs“-Truppen gegenüber der Bevölkerung angeht, so wird es letztlich vielleicht nicht besser sein als das der jetzigen Besatzungstruppen im Norden Malis. (…)Wir müssen Nein sagen zu diesem Militäreinsatz, den die Regierung Hollande beschlossen hat, und deutlich erklären, dass die französischen Konzerne und Soldaten aus Afrika verschwinden müssen, wo sie nichts zu suchen haben.“*
Dies gilt auch für die Bundeswehr. Sie unterstützt einen weiteren Krieg, der für die Bevölkerung nichts als Bomben und Gefechte, getötete und verstümmelte Zivilisten, zerstörte Städte und Infrastruktur, zerstörte Felder und Ernten und weitere hunderttausende hungernde Flüchtlinge bringen wird. Der sie vielleicht für Jahre in dem Sumpf eines endlosen Krieges versinken lässt und obendrein die islamistischen Gruppen der Region noch stärken könnte.
Im Interesse der Bevölkerung kann es daher nur eines geben: Keine deutsche Unterstützung für den Militäreinsatz in Mali!*aus Lutte Ouvrière Nr. 2320, 18. Januar 2013