Leitartikel
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Die Kämpfe, auf die sich die Arbeitenden vorbereiten müssen
Wäre es nicht so bitter, könnte man sich glatt über die komischen Verrenkungen amüsieren, mit denen die großen Parteien uns im Wahlkampf irgendwie davon überzeugen wollen, dass sie Politik für die „kleinen Leute“ machen werden.
Da kommt dann so etwas heraus wie die „Spritpreis-Bremse“ von CDU und FDP, die keine Preise bremst. Oder der angebliche „Mindestlohn“ der CDU, der je nach Branche 8,50 Euro, 6 Euro oder auch 5 Euro die Stunde zulassen soll… und somit Niedriglöhne nicht bekämpft, sondern sie unterstützt.
Aber auch der geplante „soziale Arbeitsmarkt“ der SPD, der nichts Soziales hat: Sie will, dass das Land demnächst bis zu 40% des Lohns zahlt, wenn ein Unternehmen einen Langzeitarbeitslosen einstellt. Mit dem alten Argument, die Unternehmen würden so einfacher einstellen, helfen sie den Firmen… aber nicht denen, die ihre Arbeit verloren haben. Im Gegenteil, denn ihr Plan lädt die Unternehmen ja quasi dazu ein, noch mehr normale Arbeitsplätze zu vernichten und durch diese Jobs zu ersetzen, bei denen sie einen Arbeiter Vollzeit ausbeuten dürfen, ihm aber nur noch einen Teil des Lohns zahlen müssen.
Alle großen Parteien, die für die nächste Landesregierung in Frage kommen, wollen eine solche Politik führen: Eine Politik, die die Kapitalisten weiter dabei unterstützt, Niedriglöhne einzuführen, feste Vollzeit-Arbeitsplätze zu vernichten und mit willkürlichen Preiserhöhungen unsere Löhne, Renten und Sozialhilfen aufzufressen – und den Kapitalisten dafür auch noch Subventionen und Steuern schenkt.
Der Wunsch nach einer Alternative zu diesem ewigen Einerlei ist ein Grund für den derzeitigen Erfolg der Piratenpartei, die mit ihrem etwas anderen Auftreten frischen Wind in die Politik zu bringen scheinen.
Allerdings ist der frische Wind, den die Piraten versprechen, nicht für die arbeitende Bevölkerung gedacht. An der Wirtschaftsordnung, die auf Profit und der alleinigen Entscheidungsgewalt der Aktionäre über Banken und Unternehmen beruht, will sie nicht rütteln.Und so haben auch die Piraten den Arbeitenden nur dasselbe uralte leere Versprechen zu bieten wie alle anderen Parteien: Nämlich dass sie die Lage der einfachen Bevölkerung verbessern und gleichzeitig (!) die Unternehmer, die Bosse der Wirtschaft und der Banken zufrieden stellen könnten.
Genau das aber kann nicht funktionieren. Es gibt keine Politik für die Arbeitenden UND die Kapitalisten. Und der frische Wind, den die arbeitende Bevölkerung dringend braucht, ist derjenige, der diese falsche Illusion vom Tisch fegt.In dieser Gesellschaft haben die Arbeitenden und die Kapitalisten vollkommen entgegengesetzte Interessen. Den großen Aktionären, den Besitzern der Unternehmen und Banken ist das sehr bewusst. Sie führen seit Jahren einen Kampf, um ihre Interessen gegen uns durchzusetzen. Sie zwingen uns zu Niedriglöhnen, Befristung und steigender Arbeitshetze, nehmen sich immer mehr Geschenke vom Staat, der dann für uns kein Geld mehr hat. Auf diese Weise sind die Profite der Konzerne und Banken immer weiter gestiegen, werden die Reichen immer reicher.
Im Moment ist der Kampf der besitzenden Klasse gegen die arbeitende Klasse sehr einseitig. Doch irgendwann muss und wird der Punkt kommen, an dem die arbeitende Bevölkerung diese ständigen Schläge nicht mehr ertragen kann, an dem sie den Kopf heben, sich wehren und zurückschlagen wird.
Was die Arbeitenden hierfür brauchen, ist eine Partei, die hundertprozentig auf ihrer Seite steht und ihnen hilft, diese Kämpfe vorzubereiten. Eine Partei, die die Notwendigkeit solcher Kämpfe aufzeigt und die dazu beiträgt, dass die Arbeitenden sich dafür organisieren. Und vor allem eine Partei, die den Arbeitenden Ideen und Perspektiven geben kann, was sich ändern müsste, was die Arbeitenden erkämpfen müssten, damit sich ihre Lage nicht nur kurzfristig, sondern dauerhaft ändern kann.
An dem Tag nämlich, an dem die Arbeitenden wieder anfangen werden zu kämpfen, werden die Herrschenden versuchen, die Arbeiter mit kleinen Beruhigungspillen, mit kleinen Reformen abzuspeisen – damit wir eben nicht so weit gehen, ihre alleinige Entscheidungsgewalt über Entlassungen, Löhne und Profite, ihre Alleinherrschaft über die Unternehmen und Banken anzutasten.Damit ihnen dies nicht gelingt und die Kämpfe der Arbeitenden Erfolg haben können, ist es lebenswichtig, dass die Arbeitenden sich wieder ihre eigenen politischen Organisationen schaffen, die ihre Interessen vertreten, ihre Perspektiven verbreiten und der arbeitenden Bevölkerung helfen, sich auf diese notwendigen Kämpfe vorzubereiten.
Internationales
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Diese Gesellschaft bietet keine Alternative
In den letzten Wochen hat die Drohung eines Staatsbankrotts die Niederlande erreicht – ein Land, das ähnlich wie Deutschland bislang als wirtschaftlich kräftig und von Überschuldung verschont galt.
Doch die Finanzmärkte, das heißt die großen Banken, verschonen keinen. Es gleicht einer Treibjagd, bei der die Banken Land für Land mit der gleichen Forderung erpressen: „Wenn ihr nicht immer noch mehr bei der Bevölkerung spart und stattdessen das Geld zur Bezahlung der Schulden verwendet – also das Geld den Banken gebt – dann lassen wir euch Bankrott gehen.“Die Banken haben diese Macht, weil sie entscheiden, ob ein Land für seine Kredite 5% Zinsen bezahlen muss oder ob sie die Zinsen auf 15%, 20% hochschrauben – und damit das Land in den Bankrott treiben. Das haben sie mit Griechenland gemacht, mit Irland, mit Portugal, das drohen sie Spanien, Italien und Belgien… und nun jüngst den Niederlanden. Und von allen Ländern verlangen sie, die Sparpolitik, die sie ohnehin schon seit vielen Jahren betreiben, noch massiv zu verschärfen.
Die Folgen dieser Erpressung sind katastrophal. Keiner kann mehr die Augen davor verschließen, was sie innerhalb von zwei Jahren in Griechenland, Spanien oder Portugal angerichtet haben:
Die explodierende Arbeitslosigkeit, bei der jeder zweite junge Mensch keine Arbeit mehr findet. Die teils halbierten Löhne und Renten bei steigenden Preisen, die Rentner in die Suppenküchen und Kinder hungrig zur Schule treiben. Die wachsende Zahl derjenigen, die sich aus Verzweiflung das Leben nehmen: verarmte Rentner, entlassene Arbeiter, Kleinunternehmer, die ruiniert sind…
Und die Auswirkungen machen natürlich nicht an der Landesgrenze halt. Auch Firmen in Deutschland bricht der Absatzmarkt in Südeuropa weg. Ford in Köln oder Opel drosseln ihre Produktion, weil die Menschen in Italien oder Griechenland, denen man den Lohn weggenommen hat, auch kein neues Auto kaufen können.
Nicht zuletzt auf diesem Weg wirken die Angriffe auf die Arbeitenden anderer Länder auch auf die Arbeitenden in Deutschland zurück. Und jede Forderung, in den anderen EU-Ländern noch mehr zu sparen, ist auch eine Bedrohung für uns.
Genau das aber wollen alle Regierungsparteien in Europa machen – auch diejenigen, die gleichzeitig von „notwen-digem Wachstum“ schwafeln. Sie alle sagen, es gäbe zum Sparen „keine Alternative“.
Diese Gesellschaft und die in ihr Herrschenden haben keine Alternative zu bieten zu dieser Politik, die die einzige produktive Klasse, die arbeitende Klasse, ausweglos ruiniert und gleichzeitig die Existenzgrundlage der gesamten Wirtschaft zerstört? Dann ist diese Gesellschaft keine Alternative, keine Zukunft für die Menschheit.