Leitartikel
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Wir Arbeitende oder die Kapitalisten, das ist die eigentliche Wahl
Der Wahlkampf hat begonnen. Und nun versuchen uns alle Parteien davon zu überzeugen, welch großen Unterschied es für unser Leben mache, wenn gerade ihre Partei in NRW an die Regierung käme.
Oh ja, für Leben und Karriere einiger Politiker macht dies sicher einen großen Unterschied. Auch für die Bundesregierung ist nicht egal, welche Partei im bevölkerungsreichsten Bundesland die Wahl gewinnt. Und so entdecken die großen Parteien im Wahlkampf auf einmal Themen, über die sie sonst schweigen, reden von der Praxisgebühr, von den Spritpreisen…Während sie auf Landes- und Bundesebene Wahlkampf machen, führen sie in den Städten von NRW vor, wie ihre eigentliche Politik aussieht. Hier heißt es: „Für 3% mehr Lohn für Krankenschwestern und Straßenkehrer ist kein Geld da. Wir müssen stattdessen Stellen streichen und sparen. Wir müssen die Schulden bremsen.“
Und genau so wird es nach der Wahl auch auf Landesebene weitergehen: Arbeitsplatzvernichtung, Lohndrückerei, Einsparungen im Öffentlichen Dienst, bei allem was der Bevölkerung nutzt… im Namen der „Bekämpfung der Schulden“. Das ist das Programm aller möglichen Regierungsparteien. CDU und FDP brüsten sich offen damit. Doch auch für SPD, Grüne oder Piratenpartei ist es selbstverständlich, dass das öffentliche Geld dazu benutzt wird, die Schulden und deren Zinsen an die Banken zu zahlen – und dass man es dafür der arbeitenden Bevölkerung wegnimmt!
Warum aber sollte es selbstverständlich sein, dass die arbeitende Bevölkerung für die Schulden bezahlt? Wurden diese Schulden etwa für sie gemacht? Sind die Schulen, die öffentlichen Verkehrsmittel, die Löhne verbessert worden? Nein, WIR haben nicht einen Cent von diesem Geld gesehen, im Gegenteil.
Diese Schulden haben alle Parteien für die „Rettung“ der Banken gemacht, sie wurden für die Kapitalisten gemacht und für Steuergeschenke an die Reichsten. Warum sollten wir diese Schulden der Bosse zahlen? Zahlt etwa unser Chef die Raten, wenn wir Schulden machen?Die Reichsten der Reichen, die Kapitalisten sollen die Raten für ihre Schulden selbst bezahlen! Dann nämlich wäre mehr als genug Geld in den öffentlichen Kassen. Allein von den jährlichen Zinsen, die Land und Kommunen für die Schulden zahlen, könnte man in NRW 145.000 Arbeitsplätze zu 1500 Euro Netto schaffen!
Wenn wir also nicht mehr akzeptieren, die Schulden der Kapitalisten zu zahlen, wenn wir im Gegenteil alle Geschenke an sie, alle Steuervergünstigungen, alle Subventionen und Hilfspakete zurückverlangen, wäre es kein Problem mehr, massenhaft Arbeitsplätze in Krankenhäusern, Kindergärten, Altenheimen, Schulen zu schaffen. Der Öffentliche Dienst könnte auch Bauarbeiter und Handwerker einstellen, um die Straßen instand zu setzen, um Schulen und Krankenhäuser zu renovieren, um moderne, kostengünstige Wohnungen zu bauen. Er könnte an Stelle von 1-Euro-Jobs und niedrigen Löhnen allen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst Löhne zahlen, von denen man vernünftig leben kann. Solche Maßnahmen würden tatsächlich unser Leben verändern.
Doch das bedeutet, dass man sich mit den Banken und Konzernen, mit den Kapitalisten anlegen muss. Dass man sie zwingen muss, von ihren Gewinnen und ihren riesigen aufgehäuften Vermögen einen Teil herauszurücken, damit er für die Bevölkerung genutzt wird, statt für die Spekulation und ihre sonstigen parasitären Beschäftigungen.
Keine der Parteien jedoch, die uns regieren wollen, würde auch nur diesen Gedanken zulassen. Für sie alle gilt, dass lieber die Bevölkerung verelenden soll, als das man die heiligen Rechte und Gewinne der Kapitalisten antastet.Umso wichtiger ist es, dass wir Arbeitenden wieder anfangen, uns selber in die Politik einzumischen. Dass wir unsere eigenen Forderungen aufstellen und sie auf viel effizientere Weise verteidigen als alle paar Jahre mit einem Wahlzettel. Wir besitzen nämlich ein viel wirksameres Machtmittel:
Wir Arbeitenden halten die gesamte Wirtschaft in der Hand und können so, wenn wir gemeinsam und konsequent streiken, die herrschende Klasse unter Druck und in Angst versetzen. Und dies ist jedenfalls realistischer als zu hoffen, dass es durch Wahlen besser oder auch nur nicht schlechter werden könnte.
Internationales
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Angriffe auf den Kündigungsschutz… im Namen der „Eurokrise“
Die Arbeitslosigkeit in Europa ist so hoch wie nie. 25 Millionen Menschen finden keine Arbeit – und ihre Zahl steigt. Ganz besonders betroffen hiervon sind junge Arbeiter. Bald jeder Vierte (!) unter 25 Jahren wird zur Arbeitslosigkeit gezwungen.
Diese nackten Zahlen bedeuten nicht nur menschliche Dramen im Leben der Millionen Betroffenen und ihrer Familien und letztlich im Leben aller Arbeitenden, da sie alle unter dem Gewicht der Massenarbeitslosigkeit leiden. Sie sind auch eine unglaubliche Verschwendung, ein Verbrechen an der gesamten Menschheit: Millionen (junge) Leute, die Kraft und Lust hätten, um zu arbeiten und dabei die Welt nach vorne zu bringen, werden von dieser Gesellschaft zur Untätigkeit verdammt.
Und was fällt den Regierungen in Europa angesichts dieser sozialen Katastrophe ein? Sie erhöhen noch überall das Rentenalter. Und sie machen es den Unternehmen noch leichter, Arbeitende zu entlassen.
Ob in Spanien, in Italien, in Portugal, Slowenien… überall werden die wenigen Gesetze, die es zum Kündigungsschutz gibt, eingeschränkt oder abgeschafft. Ziel ist, dass die Unternehmen ohne jede Hindernisse jeden Arbeiter entlassen dürfen, wie sie wollen. Das verschlimmert nicht nur die Existenzangst aller Arbeitenden – es wird auch zwangsläufig das Ausmaß der Arbeitslosigkeit noch vergrößern.Diese Angriffe, gegen die es in mehreren Ländern Proteste und größere Streiktage gab, sind Teil der Maßnahmen, mit denen angeblich die „Schuldenkrise in der Eurozone“ bekämpft werden soll – Maßnahmen, die insbesondere von Merkel und Sarkozy eingefordert und vorangetrieben werden. Doch was hat bitte die Verringerung des Kündigungsschutzes mit „Schulden-bekämpfung“ zu tun? Ganz offensichtlich NICHTS, genau wie viele andere ihrer Maßnahmen.
Die angebliche Bekämpfung der Schulden ist in Wahrheit ein idealer Vorwand und eine gute Gelegenheit für die Kapitalisten und ihre Regierungen, um in ganz Europa die Arbeiterklasse anzugreifen und viele Errungenschaften zu vernichten, die diese sich über Jahrzehnte mühsam erkämpft hat.
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Lynchmord an Schwarzen legal?
Nach sechs Wochen andauernden Protesten der Familie und Demonstrationen von zehntausenden Menschen in verschiedenen Städten der USA wurde der Mörder von Trayvon Martin, einem 17-jährigen schwarzen Jugendlichen, letztendlich doch vor Gericht gestellt.
Trayvon war von George Zimmermann, Mitglied einer selbst ernannten weißen Bürgerwehr, grundlos auf offener Straße erschossen worden. Doch die Polizei ermittelte nicht einmal gegen George Zimmermann. Sie erklärte seinen Mord für legal und berief sich dabei auf das Gesetz „Weiche nicht zurück“, das in Florida seit 2006 offiziell erlaubt, auf jemanden zu schießen, wenn man sich von ihm bedroht fühlt. Und die Polizei hielt es offensichtlich für normal, dass sich George Zimmermann von diesem unbewaffneten, schmächtigen Schüler, der vom Supermarkt nach Hause lief, bedroht fühlte… einfach nur, weil er schwarz war. Hätte aber umgekehrt Trayvon, der tatsächlich bedroht war, auf den Weißen George Zimmermann geschossen, dann hätte ihn die Polizei sicher nicht laufen lassen.
Dieser jüngste Skandal hat einmal mehr deutlich gemacht, wie sehr das gesamte „Rechts“-System in den USA noch immer von Rassismus durchdrungen ist, wie wenig die Zeiten vorbei sind, in denen man Schwarze ungestraft lynchen durfte – mit dem einzigen Unterschied, dass man sie heute nicht mehr an Bäumen aufknüpft, sondern erschießt.
Nur den zahlreichen Protesten ist es zu verdanken, dass in diesem Fall der rassistische Mord nicht unter den Tisch gekehrt werden konnte.