Leitartikel
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Ihre Sparpolitik: eine Klassenpolitik gegen die einfache Bevölkerung
Wenn man Angela Merkel so reden hört, dann kann angeblich nur sie Europa noch retten. Und zwar, indem sie den anderen Ländern das Sparen beibringe, das in Deutschland angeblich so erfolgreich klappt. Europa solle „deutsch lernen“. Die Politik von Merkel als Erfolgsmodell für Europa? Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man es für einen missglückten Scherz halten. Für die arbeitende Bevölkerung in Deutschland jedenfalls ist es das.
Schließlich erlebt sie die „Erfolge“ dieser Sparpolitik: Die Einsparungen bei der Gesundheit, durch die viele Leute sich Medikamente und Behandlungen nicht mehr leisten können oder unter unwürdigen Bedingungen in Altenheimen oder Krankenhäusern liegen – oder dort arbeiten. Die Einsparungen bei der Rente. Die Einsparungen in den Schulen. Die Einsparungen in den Städten, die noch das letzte Schwimmbad schließen und die Buslinien kappen. Einsparungen bei allem, was für die arbeitende Bevölkerung nützlich und wichtig ist.
Und die Krönung ist, dass Deutschland trotz dieser jahrzehntelangen Sparpolitik so viele Schulden hat wie noch nie zuvor. Warum? Weil die ganze sogenannte „Sparpolitik“ von Kohl, Schröder und Merkel in Wahrheit darin bestand, bei der arbeitenden Bevölkerung zu sparen… um den Konzernen und Banken gleichzeitig doppelt so viel zu schenken! Allein seit 2008, also unter Merkels Regierung, sind durch diese Geschenke an die Reichsten die Schulden des deutschen Staates um 500 Milliarden auf über 2.000 Milliarden Euro angewachsen.
Deutschland ist in Wahrheit nicht weniger verschuldet als alle anderen Staaten Europas. Und wenn es bislang nicht so in das Visier der „Finanzmärkte“, das heißt der Banken, geraten ist wie Griechenland, Italien oder Portugal, dann weil die Spekulanten sich zunächst auf die weniger industrialisierten, schwächeren Länder gestürzt haben. Doch das kann sich jederzeit ändern.
In diesen ärmeren Ländern jedenfalls hat die Politik des „sparen, sparen, sparen“ à la Merkel heute schon dramatische Auswirkungen. Man denke nur an Griechenland, wo die Arbeitenden hunderttausende Entlassungen erleben, wo Löhne und Renten innerhalb von 2 Jahren bald halbiert wurden, wo Familien, die noch vor kurzem ein normales Leben geführt haben, in Armut und sogar Obdachlosigkeit getrieben werden. Man hat ihnen all diese fürchterlichen Opfer aufgezwungen mit dem Argument, nur durch solches „Sparen“ könne man das Land vor dem Bankrott retten.Und was ist passiert? Das drastische Sparen hat das Land nur noch weiter in den Ruin getrieben. Mit dem Erfolg, dass ein Staatsbankrott mehr denn je vor der Tür steht. Ein Bankrott, den erneut die griechische Bevölkerung und über den Euro-Rettungsschirm auch die einfache Bevölkerung in ganz Europa bezahlen wird.
Ganz offensichtlich ist ihre Sparpolitik kein Erfolgsmodell. Sie führt im Gegenteil in die Katastrophe. Trotzdem wollen Merkel, Sarkozy und Co. sie fortsetzen und noch verstärken. Und zwar, weil sie für eine Minderheit heute keine Katastrophe, sondern ein Segen ist: für die großen Banken und Kapitalisten.
Denn „Sparen“ ist nichts Neutrales, und es ist auch keine nationale Frage. Es ist eine Klassenfrage. Es ist die Frage, bei wem man das Geld holt und wer es bekommt. Und was Merkel und ihre Kumpanen in ganz Europa machen, ist Robin Hood verkehrt herum: Die Arbeitenden und Armen ausplündern, um es den Reichen zu schenken! Die Fortsetzung dieser Klassenpolitik gegen die Arbeiter, das und nichts anderes versteckt sich hinter ihrer Propaganda vom Europa, das „deutsch sprechen“ müsse.
Angesichts dieser Politik ist es für die arbeitende Bevölkerung lebenswichtig, dass auch sie ihre Sprache wiederfindet. Dass auch sie wieder anfängt, ihre Forderungen, ihre Interessen laut und selbstbewusst zu vertreten: Und dies bedeutet an erster Stelle, dass der riesige gesellschaftliche Reichtum in ihrem Interesse und damit im Interesse der großen Mehrheit eingesetzt wird, für Arbeitsplätze, für Löhne, für würdige Krankenhäuser, Schulen, Renten…
Dieses Interesse eint die Arbeitenden aller Länder. Ob in Griechenland, Deutschland, Spanien oder Frankreich, überall werden die Arbeitenden ihr Recht auf ein würdiges Leben nur verteidigen können, wenn sie dieser kleinen Minderheit an großen parasitären Aktionären die alleinige Herrschaft über den gesellschaftlichen Reichtum und seine Produktionsstätten streitig machen.
Und wenn sie sich dabei nicht ablenken und gegeneinander ausspielen lassen, haben die Arbeitenden auch alle Mittel in der Hand, um ihre Interessen durchzusetzen und der gesamten Gesellschaft eine bessere Zukunft zu bereiten.
Internationales
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Ägypten: Die Unterdrückung der Proteste geht weiter
Erneut sind in Ägypten viele tausend Menschen gegen die Militärregierung auf die Straße gegangen. Erneut hat diese Militärregierung mit Gewalt auf die Demonstrationen geantwortet, hat in Kairo und Suez 12 Menschen ermordet und tausende verletzt.
Auslöser der neuen Proteste war ein grausames Blutbad in einem Fußballstadion am 1. Februar, bei dem 74 Menschen ums Leben kamen. Es wurde immer deutlicher, dass die Armee an diesem Blutbad zumindest nicht unbeteiligt war. Viele vermuten, dass die Militärregierung auf Chaos im Land setzt, um dann zu erklären „Wir müssen an der Macht bleiben. Nur wir können das Land aus dem Chaos retten und Ordnung herstellen.“Denn die Führung der Armee hat auch ein Jahr nach dem Sturz des Diktators und den durchgeführten Wahlen die Kontrolle über die wichtigen Posten im Staat und wichtige Teile der Wirtschaft.
Und diese Macht will sie nicht abgeben. Sie will entweder weiter alleine regieren oder ihre Posten und ihren Einfluss mit den Islamisten teilen. Deren Parteien, die Moslembrüder und die Salafisten, hatten als einzige langjährig organisierte, finanziell gut ausgestattete und über Moscheen und Sozialarbeit verankerte Oppositionsparteien die Parlamentswahlen gewonnen.
In beiden Fällen aber bedeutet dies für die ägyptische Bevölkerung, dass die Unterdrückung weitergeht und vielleicht noch finsterer wird.Es ist jedoch nicht gesagt, dass die Arbeitenden und die Bevölkerung Ägyptens bereit sind, diese Fortsetzung der Unterdrückung widerstandslos zu ertragen. Und man kann nur hoffen, dass unter den vielen, die seit einem Jahr bei verschiedenen Gelegenheiten für eine andere Zukunft demonstriert, gestreikt und ihr Leben riskiert haben, eine wichtige Erfahrung heranreift: Nämlich dass sie weder von der Armee, noch von einem unter diesen Umständen gewählten Präsidenten irgendetwas Gutes erwarten können.
Wenn die Ereignisse des letzten Jahres etwas gezeigt haben, dann dass sich die arbeitende Bevölkerung nur auf ihre eigenen Kämpfe verlassen kann, um demokratische Rechte und eine Verbesserung ihrer sozialen Lage durchzusetzen.
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Die syrische Bevölkerung kämpft weiter – trotz alledem
Seit fast einem Jahr kämpfen Teile der syrischen Bevölkerung gegen das Regime des Diktators Assad. Es ist wirklich beeindruckend, wie lange sie bereits durchhalten, trotz der brutalen Unterdrückung, der Todesopfer, der Folter, der Bomben…
Monatelang haben die westlichen Staaten dem Morden zugeschaut und nichts gesagt. Lange Zeit haben sie nicht einmal eine offizielle Verurteilung der Gräueltaten des Regimes verabschiedet, wie sie es sonst pro Forma gerne tun. Offensichtlich haben die westlichen Staaten gehofft, dass es ihrem langjährigen verbündeten und befreundeten Diktator Assad gelingt, die Aufstände zu ersticken. Doch die syrische Bevölkerung hat weiter gemacht – ohne jedwede Unterstützung von außen.Und so fangen die Westmächte offensichtlich doch langsam an, ernsthaft nach einer Alternative zu Assad zu suchen. Es kommt ihnen dabei natürlich nicht in den Sinn, die rebellische Bevölkerung zu unterstützen. Das ist ihnen, wie sie selber zugeben, viel zu gefährlich. Man wisse ja nicht, was dabei herauskomme… Nein, was die Westmächte derzeit suchen, ist eine politische oder militärische Kraft, die Assads Rolle übernehmen kann: die scheinbar einen Neuanfang verspricht und die Aufstände beenden kann, aber gleichzeitig dafür sorgt, dass für die Westmächte alles beim Alten bleibt und die Bevölkerung auch weiterhin nichts zu sagen hat.
Bis jetzt zeigt die syrische Bevölkerung, dass sie sich nicht auf diese sogenannten demokratischen Mächte verlässt, und sie hat völlig recht. Denn bei denen reicht die Demokratie nur so weit, wie sie ihnen nützt. Die einzige Chance für die Bevölkerung ist, dass sie auch weiterhin nur auf sich selber vertraut und dass aus diesen mutigen Protesten eigene politische Perspektiven und eine eigene Organisierung erwachsen, die über den Sturz des Diktators hinaus die Frage nach sozialer Veränderung und nach einer Kontrolle der Bevölkerung über Entscheidungen in Politik und Gesellschaft stellen. -
Angriff aufs Streikrecht? Unsere Antwort: Streik.
Seit Montag, dem 6. Februar, gibt es in Frankreich Streiks von den Beschäftigten der Flughäfen und Fluggesellschaften gegen die Einschränkung des Streikrechts, die die Regierung ihnen gesetzlich aufzwingen will.
Dieses Gesetzesvorhaben ist eine Reaktion der Regierung auf einen Streik im Dezember. Da hatte das Sicherheitspersonal verschiedener Firmen für die Erhöhung ihrer niedrigen Löhne um 200 Euro gestreikt sowie gegen ihre unmöglichen Arbeitsbedingungen mit verrückten Arbeitszeiten – teilweise 7 Tage die Woche, ohne Kantine und Pausenraum.
Der Streik hatte das Land geprägt, weil viele durch ihn zum ersten Mal von den harten Arbeitsbedingungen bei den Sicherheitsfirmen erfahren haben.Mit der Einschränkung des Streikrechts wollen es Regierung und Fluggesellschaften den Beschäftigten nun in Zukunft bedeutend erschweren, für ihre Arbeits- und Lebensbedingungen zu streiken. Ein Vorhaben, das die Beschäftigten der Flughäfen auf die beste Art beantworten: mit Streik.