Leitartikel
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Die Kapitalisten sollen ihre Krise selber zahlen!
Merkel hat die Katze aus dem Sack gelassen: „Wir müssen ganz dringend den Banken mit viel Geld helfen“, hat sie offen erklärt.
Alle Banken haben nämlich auf die Staatsschulden von EU-Staaten spekuliert. Jetzt aber sind viele Staatsschulden-Papiere riskant geworden oder nichts mehr wert.Und ganz genau wie 2008 machen die Staaten nun „Rettungsschirme“, um den Banken ihre faulen Papiere abzukaufen, sie zu stabilisieren und ihnen frisches Geld zu verschaffen.
Dazu – und zu nichts anderem – dient auch der sogenannte „Euro-Rettungs-schirm“, den sie gerade beschlossen haben. Doch der ist nur der Anfang. Merkel hat klipp und klar erklärt, dass das nicht reichen wird, dass auch die deutschen Banken noch weitere große „Finanzspritzen“ vom Staat brauchen. Wie viel, ist noch gar nicht absehbar.
Wieder einmal ist die Regierung also bereit, die öffentlichen Kassen um weitere hunderte Milliarden (!) für die Banken zu verschulden. Und alle Parteien außer der Linken haben einträchtig dafür gestimmt. Alle, CDU, SPD, FDP und Grüne wollen den Banken ihre Gewinne sichern und dafür erneut der einfachen Bevölkerung weitere, gigantische Schulden aufhalsen.
Was das für Folgen für uns haben wird, brauchen wir uns leider nicht auszudenken. Sie werden noch heftiger und schneller Alles angreifen, womit sie aus der Bevölkerung noch ein paar Euro herausquetschen können.
Genau das erleben wir in all seiner Grausamkeit bereits in Italien, in Portugal, in England, in den USA… und wohl am schlimmsten in Griechenland. Hier wird die Bevölkerung im Namen der „Schuldenbekämpfung“ ins Elend gestoßen: Massenentlassungen, brutalste Senkung von Löhnen und Renten, Schließung von Schulen und Krankenhäusern, Privatisierungen…
Und in jedem Land erzählen sie uns, es ginge nicht anders. Wir Arbeitenden müssten uns daher verantwortungsbewusst zeigen, wir müssten die neuen Milliardengeschenke an die Kapitalisten und die Einsparungen bei uns akzeptieren. Doch warum sollten wir akzeptieren, dass wir immer weiter in Arbeitslosigkeit und Armut gestürzt werden, nur damit die Reichen ständig frisches Geld zum Spekulieren bekommen und damit immer noch heftigere Krisen schaffen?Die Arbeiterklasse hat jedes politische und moralische Recht, sich zu weigern, die Krise ihrer Ausbeuter zu bezahlen. Sie hat die Krise nicht verursacht. Sie ist es nicht, die diese Gesellschaft lenkt und von ihr profitiert.
Gerade jetzt muss sie für ihre Existenzgrundlage mit Zähnen und Klauen kämpfen – denn gerade in der Krise greifen die Kapitalisten besonders heftig an, um ihre Profite zu sichern.Für die Arbeitenden gibt es nur eine Alternative zur Verelendung: Wenn sie durchsetzen, dass ausreichend Arbeitsplätze und vernünftige Löhne und Renten für Alle geschaffen werden. Und dass eine menschenwürdige, ausgebaute öffentliche und soziale Versorgung geschaffen wird, angefangen bei den Krankenhäusern, Altenheimen und Schulen.
Es wäre auch für die gesamte Menschheit besser, wenn der gesellschaftliche Reichtum dafür verwendet würde, statt für Spekulationen auf Weizen oder Staatsschulden. Gegen ihre Spar- und Rettungspläne für unsere Interessen zu kämpfen, ist damit das Verantwortungsbewussteste, was wir Arbeitenden für uns, die gesamte Gesellschaft und die Zukunft machen können.
Internationales
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Syrien: Eine Bevölkerung im Kampf gegen die Diktatur
Seit Mitte März – seit einem halben Jahr also – protestieren in Syrien Tag für Tag Zehntausende und Hunderttausende Menschen für mehr Freiheit und demokratische Rechte. Sie haben genug von der bitteren Armut und dieser Diktatur, die seit 50 Jahren ihr Leben bestimmt. Ihr Durchhaltevermögen ist umso beeindruckender, weil die Diktatur mit blutigster Repression gegen die Proteste vorgeht.
Mindestens 3000 Menschen sind seit Beginn der Proteste getötet worden, Tausende sind verhaftet oder werden vermisst. Immer grausamere Berichte von Folterungen und Tötungen kommen ans Tageslicht. Ganze Städte werden von der Armee abgeriegelt, beschossen und systematisch nach Systemgegnern durchkämmt.
Und trotz alledem: Die Bevölkerung macht weiter! Der Mut und der Wille zur Veränderung ist so stark, das Vorbild der Bewegungen in Ägypten und Tunesien noch so lebendig, dass selbst diese Massaker die syrische Bevölkerung nicht davon abhalten können, weiter zu kämpfen. Im Gegenteil, jeder Tote und Verstümmelte ruft die Wut anderer hervor, die an seine Stelle treten. Und immer mehr Soldaten desertieren, weil sie nicht auf ihre Brüder und Schwestern schießen wollen.
Die Proteste in Syrien begannen zur gleichen Zeit wie die in Libyen. Doch während die westlichen Staaten in Libyen innerhalb weniger Wochen aus dem ehemaligen Freund Gaddafi einen Feind machten und gegen ihn Krieg führten, verhalten sie sich in Syrien auffallend ruhig.
Erst jetzt, nachdem die Bevölkerung 6 Monate lang nicht aufhört zu kämpfen, fangen die westlichen Staaten an, sich von ihrem Freund, dem dortigen Diktator Assad zu distanzieren. Die EU hat nun einigen Funktionären des Regimes Einreiseverbot erteilt und ein paar Konten gesperrt – allerdings nicht mal das von Assad selber. Und sie haben ein Ölembargo beschlossen… aber erst ab Mitte November! Zeit genug für die Ölkonzerne, die wichtigsten Geschäfte anders zu organisieren.Offensichtlich wäre es Europa und den USA am liebsten gewesen, Assad hätte die Proteste schnell unterdrücken können und alles wäre beim Alten geblieben. Das letzte nämlich, was sich die westlichen Staaten und die Ölkonzerne wünschen, ist eine Bevölkerung, die Forderungen stellt, auf die Straße geht, kämpft … und sich irgendwann vielleicht auch gegen die Kapitalisten und ihre Ausbeutung wendet.
Der syrische Diktator hingegen war für die westlichen Staaten seit vielen Jahren ein Verbündeter, der in ihrem Sinn für Ruhe und Stabilität in dieser strategisch wichtigen, ölreichen Region gesorgt hat.Heute, wo er diese Ruhe nicht mehr gewährleisten kann, hätten die westlichen Staaten sicher gerne einen Ersatz für ihn. Doch – anders als in Libyen – haben sie bislang noch keinen gefunden. In Libyen gab es mit der sogenannten „Rebellenarmee“ eine politisch-militärische Kraft, die stark genug war, um auf der Protestwelle der Bevölkerung an die Macht zu kommen und eine neue Diktatur zu errichten. Die hat der Westen unterstützt.
An dem Tag, wo die westlichen Staaten auch in Syrien einen solchen „würdigen“ Ersatz finden, werden sie vielleicht auch hier den jetzigen Diktator Assad endgültig fallen lassen und zum glühenden Verfechter einer angeblichen „demokratischen Veränderung“ werden.
Umso mehr sollte die mutige syrische Bevölkerung den Regierungen der angeblichen „Demokratien“ in Europa und den USA misstrauen. Ihren Weg zu wirklichen sozialen und politischen Veränderungen wird sie nur gegen die Herrschenden in ihrem Land und im Westen erkämpfen können. -
USA: Staatlich organisierter Mord
Am 21. September wurde Troy Davis, trotz einer weltweiten Kampagne gegen sein Todesurteil, in den USA hingerichtet.
Mehr als 20 Jahre verbrachte Troy Davis in der Todeszelle, obwohl mit den Jahren immer deutlicher wurde, dass er unschuldig an dem Verbrechen – dem Mord an einem weißen Polizisten – ist: Sieben von neun Zeugen haben die Aussage gegen ihn zurückgezogen und angegeben, dass sie von der Polizei unter Druck gesetzt worden waren. Materielle Beweise gab es erst recht nicht. Im Gegenteil: Neun andere haben bezeugt, dass einer der beiden, die ihre Aussage nicht zurückgezogen haben, der Täter war, der sich sogar mit der Tat gerühmt haben soll.Doch vor 20 Jahren musste schnell ein Schuldiger gefunden werden. Seitdem haben Troy Davis, seine Familie, seine Freunde gehofft, dass die offensichtliche Unschuld seine Hinrichtung verhindern und er endlich wieder in Freiheit gelangen würde. Doch keine offizielle Stelle hat einen Finger gerührt, um ihn vor dem Tode zu bewahren – auch nicht Präsident Obama.
So wurde Troy Davis ein weiteres Opfer der barbarischen Todesstrafe. Und die ist umso barbarischer, weil man sie nie mehr rückgängig machen kann – auch wenn jemand noch so unschuldig war. Dieses staatlich organisierte Morden muss aufhören!