Leitartikel
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Die extreme Rechte: Eine Gefahr, die nur die Arbeiterklasse bekämpfen kann
Weit über hunderttausend Menschen sind in den letzten Tagen auf die Straße gegangen – empört über die AfD-Funktionäre, CDU-Politiker und Unternehmer, die mit militanten Neonazis ein geheimes Treffen organisiert haben. Eingeladen vom „Backwerk“-Gründer Limmer diskutierten sie den Plan, Millionen Menschen aus Deutschland zu vertreiben. Millionen unserer Kolleg*innen – Arbeitende auf dem Bau, im Pflegeheim, dem Paketdienst oder der Fabrik, die sich hier (teils seit Jahrzehnten) ein Leben aufgebaut haben – wollen sie zwangsdeportieren: alle, die ihrer Ansicht nach nicht „deutsch“ genug sind.
Wie könnte man da nicht an die Massendeportation der Juden denken, die die (von Krupp, Thyssen und Co. finanzierten) Nazis damals zum Sündenbock für die Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und Armut gemacht haben? So, wie heute die Flüchtlinge und die muslimischen Migranten zum Sündenbock für alle Probleme gemacht werden!
Schon die nun entstandene öffentliche Diskussion über den Plan ist für diese Kräfte ein Erfolg. Denn etwas Unfassbares scheint dadurch „möglich“. Und wenn Millionen Arbeitende dadurch Angst bekommen, aus dem Land geworfen zu werden, dann können die Unternehmer (wie Backwerk) ihre Angst ausnutzen, um sie zu noch schlechteren Bedingungen arbeiten zu lassen… und damit Druck auf alle Arbeitenden auszuüben. So nämlich arbeiten Parteien wie die AfD. Sie versuchen uns einzureden, dass geschlossene Grenzen, Abschiebungen und härtere Gesetze gegen Migranten in unserem Interesse wären. In Wahrheit aber schwächt dieser Angriff auf einen Teil der Arbeitenden letztlich uns alle – zum Nutzen der Kapitalisten. Allein deshalb sind die Rechtsextremen Feinde der Arbeiterklasse.
Das Geheimtreffen zeigt obendrein, wie eng die Beziehungen zwischen der AfD und den Neonazis sind. Wenn die AfD stärker wird, stärkt dies auch diese militanten Gruppen, die offen für eine Diktatur eintreten und heute schon teilweise diejenigen terrorisieren, die die „falsche“ Hautfarbe oder Meinung haben. Das ist eine riesige Gefahr für uns alle!
Viele, die derzeit demonstrieren, wollen etwas dagegen unternehmen. Doch die Frage ist: Wie? Ein Teil der Politiker schlägt gesetzliche Maßnahmen wie ein Parteien-Verbot vor. Als könne man eine weltweite, jahrelange und massive Rechtsentwicklung einfach dadurch aufhalten, dass man eine Partei (mit 20% Wählerstimmen) verbietet oder einzelnen Politikern die Grundrechte entzieht!
Es gibt tieferliegende Gründe, warum überall Rechtsextreme stärker werden. Der marode Kapitalismus steckt in einer Dauer-Krise. Und alle Regierungen verschlechtern seit Jahren die Bedingungen der einfachen Bevölkerung, um in dieser Krise die gigantischen Profite und Reichtümer einer winzigen Minderheit zu schützen. Nehmen wir doch nur das neuste Sparpaket. Für 60 Milliarden Euro Geschenke an die Bosse der Großkonzerne greift die Regierung alle anderen an: die Arbeitenden, Arbeitssuchenden, Rentner*innen, Geflüchteten, kleinen Selbstständigen, Bauern…
Die Existenzängste, die all die Krisen auslösen und die Empörung, die die arbeiterfeindliche Politik der regierenden Parteien hervorruft – gepaart mit ihrer unsäglichen Arroganz und Verachtung: Das ist der Nährboden, auf dem die Rechtsextremen stärker werden.
Um diesen Nährboden zu bekämpfen, muss man sich gegen die megareichen Kapitalisten wenden, die die gesamte Gesellschaft aussaugen und die eigentlichen Verursacher für unsere Probleme sind. Man muss sich gegen die Profitlogik und den Konkurrenzkampf der Konzerne stellen, die weltweit Verarmung, Krisen und Kriege hervorbringen.
Die großen Parteien aber stehen alle, inklusive der AfD, im Dienst eben dieser großen Kapitalisten. Um auf die wachsende Unzufriedenheit zu reagieren, machen daher alle Parteien immer öfter die schwächsten Teile der Arbeiterklasse zum Sündenbock, angefangen bei den Flüchtlingen – wodurch sie die Rechtsextremen noch stärker machen.
Die Aussagen von Teilen der CDU sind schon kaum noch von der AfD zu unterscheiden. Es ist kein Zufall, dass bei dem Geheimtreffen auch CDU-Politiker waren. Die Gefahr der rechtsextremen Entwicklung ist also nicht auf die AfD beschränkt – und kann nicht einfach durch ihr Verbot gestoppt werden.
Und wie könnten wir darauf vertrauen, dass Polizei, Justiz und Verfassungsschutz ein solches Verbot konsequent durchsetzen würden? Bei der Polizei sind doch deutlich mehr AfD-Anhänger als in der übrigen Bevölkerung. Und der Vorsitzende des Verfassungsschutzes war bis 2018… der AfD-nahe Maaßen.
Obendrein sind da die Kapitalisten. Nicht nur die aus der zweiten Reihe, die das Geheimtreffen organisierten. Auch US-Multimilliardär Elon Musk hat aufgerufen, AfD zu wählen. In Frankreich unterstützt einer der reichsten Konzernbesitzer Bolloré offen den rechtsextremen Politiker Zemmour, der Höcke ähnlich ist. Diese Leute haben Geld und Einfluss, um notfalls der nächsten rechtsextremen Partei in den Sattel zu helfen.Im Moment dienen Parteien wie die AfD dem Kapital vor allem als parlamentarische Ersatz-Lösung, wenn die übrigen Parteien zu viel Vertrauen verloren haben – wie derzeit in Italien oder den Niederlanden. Doch sollten die wirtschaftliche Krise, das Chaos und auch der Protest dagegen größer werden, dann sind sie durchaus bereit, sich auf die rechtsradikalen Milizen hinter diesen Parteien zu stützen, um ihr System notfalls mit Terror und Gewalt aufrechtzuerhalten.
Wir können und dürfen den lebenswichtigen Kampf gegen die Rechtsentwicklung nicht den Herrschenden überlassen. Wir müssen ihn selber in die Hand nehmen. Angefangen damit, dass wir in den Betrieben und Stadtteilen dafür eintreten, dass sich die Arbeitenden – egal welcher Herkunft und Religion – zusammentun, um sich gegen die wahren Verursacher der heutigen Verschlechterungen zu wehren, gegen die Kapitalisten und ihre Regierung… und ihnen letztlich die Macht aus den Händen zu nehmen.
Internationales
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Gaza: Sie vernichten nicht die Hamas, sondern die Palästinenser!
Seit über 100 Tagen führt die israelische Regierung im Gazastreifen einen regelrechten Vernichtungskrieg. Laut der UNO sind ganze Gebiete „dauerhaft unbewohnbar“ geworden. Teilweise sind 70% der Gebäude in dicht besiedelten Gebieten zerstört. Hunger und Verzweiflung werden von Tag zu Tag größer.
Die Hamas hat die israelische Regierung dadurch nicht ausgelöscht. Im Gegenteil, angesichts des von allen imperialistischen Großmächten unterstützten Massenmords kann sie sich als die scheinbar einzige Verteidigerin der Palästinenser darstellen. Umso mehr, als die rechtsextremen Teile der israelischen Regierung immer offener… die Vertreibung aller Palästinenser fordern. So erklärte der israelische Finanzminister Smotrich, dass am besten nur noch „100.000 oder 200.000 Araber“ im Gazastreifen leben sollten. Stattdessen sollten dort jüdische Siedlungen entstehen. Was soll das für die übrigen 2 Millionen Palästinenser dort bedeuten?
Der Verteidigungsminister Gallant – unterstützt von den USA und der EU – erklärt seinerseits, dass (nachdem zehntausende palästinensische Kinder, Frauen und Männer ermordet wurden) irgendwann wieder palästinensische Kräfte den Gazastreifen verwalten „dürften“: allerdings nur Kräfte, die der israelischen Regierung genehm sind.
Die Diskussionen in der israelischen Regierung und seitens der imperialistischen Mächte machen eines deutlich: Keiner von ihnen hat irgendetwas anderes anzubieten, als die Unterdrückung und Entrechtung der Palästinenser fortzusetzen und damit auch die Kriege, die dies zwangsläufig hervorbringt.
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Rotes Meer: Wer bedroht wirklich die Stabilität im Nahen Osten?
Der Krieg der israelischen Armee gegen die Bevölkerung im Gaza-Streifen und die bedingungslose Unterstützung durch die westlichen Großmächte, die auch noch Waffen für dieses Massaker liefern, droht immer mehr, die Bevölkerung der Nachbarländer ebenfalls in den Krieg zu stürzen.
Nach wechselseitigen Angriffen mit der Hisbollah in der Grenzregion ist Israel nicht davor zurückgeschreckt, in der Hauptstadt des Libanons Bomben abzuwerfen. Wie weit wird diese Eskalation gehen? Im Irak und Syrien bombardiert die USA seit Beginn des Gaza-Krieges „vorbeugend“ die Stellungen pro-iranischer Milizen. Der Iran antwortet, indem er Stellungen seiner Gegner im Irak und Syrien bombardiert. Als wären diese Länder nicht schon genug durch die Machtkämpfe der Großmächte in Krieg und Elend gestürzt worden!
Ganz zu schweigen vom Jemen! Hier hört man immer nur von den Huthi-Rebellen, die Raketen in den Suez-Kanal schießen und damit den Welthandel gefährden und die Region destabilisieren würden. Dabei tragen auch für diesen Konflikt die imperialistischen Großmächte, allen voran die USA, die Haupt-Verantwortung.
2011, im Zuge des arabischen Frühlings, musste der jemenitische Diktator Salih abdanken. Dieser hatte bis dahin mit dem Segen der USA und Saudi-Arabiens geherrscht. Diese versuchten, stattdessen seinen Stellvertreter an die Macht zu bringen. Doch die Proteste gegen das Regime gingen weiter. Die Huthi-Milizen gewannen dabei immer mehr an Einfluss. Am Ende beherrschten sie fast das gesamte Land. Saudi-Arabien und die USA aber wollten nicht zulassen, dass eine mit dem Iran befreundete Macht im Jemen das Sagen hatte. Daher begannen sie 2015 einen brutalen Krieg, der bereits acht Jahre andauert und über 400.000 Tote gefordert hat.
Mit ihren heutigen Aktionen im Suez-Kanal antworten die Huthi-Milizen letztlich nur auf den Krieg, den die Großmächte seit Jahren gegen sie führen – und auf deren Unterstützung für den Krieg gegen die Palästinenser im Gazastreifen.
Die Raketen der Huthi haben bislang niemanden auf den Handelsschiffen verletzt. Doch sie haben viele Schiffe zu einer anderen Route gezwungen, die teurer und länger ist – was vor allem die Konzerne in Europa trifft. Um deren Interessen zu schützen und als weitere Drohung an den Iran haben die USA und Großbritannien nun erneut mehrere jemenitische Städte bombardiert, ohne Rücksicht darauf, wie viele Zivilisten sie dabei töten oder verletzen. Und keiner kann absehen, wie es weitergeht.Die westlichen Staatschefs beteuern zwar, dass sie keine Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten wollen und rufen zur „Deeskalation“ auf. Doch in Wahrheit wollen sie in dieser für Öl, Gas und den Welthandel so wichtigen Region nicht einen Zentimeter Boden verlieren an Milizen oder Staaten, auf die sie keinen Einfluss haben… selbst wenn sie dafür die gebeutelte Region in neue Kriege stürzen.