Leitartikel
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Von Grünen bis AfD: im Heizungs-Streit vertreten alle die Kapitalisten
Der Streit um das Heizungsgesetz beherrscht seit Wochen das Parlament. Doch keine Partei steht dabei auf Seiten der einfachen Bevölkerung.
Die Grünen-Politiker finden es selbstverständlich, eine weitere finanzielle Belastung für Millionen Arbeitende und Rentner*innen zu beschließen. Zynisch erklären sie Menschen, die am 20. des Monats kein Geld mehr auf dem Konto haben und die ihre Nebenkosten-Abrechnung in Raten abstottern müssen, dass man auch „mal“ verzichten müsse. Wofür diesmal? „Für das Klima“, sagen sie. Dabei ist offensichtlich, dass ihr Heizungsgesetz das Klima kein bisschen schützt.
Wie die meisten „Klimaschutz-Gesetze“ ist es vor allem ein Vorwand für Geschenke an Konzerne. Diesmal freuen sich die Immobilienhaie, die mit dem Einbau der neuen Heizung einen weiteren Vorwand haben, um die Mieten zu erhöhen. Es freuen sich die Stromkonzerne, da Wärmepumpen mit teurem Strom betrieben werden. Und vor allem natürlich die Konzerne, die wie Bosch und Vaillant Wärmepumpen herstellen und nun einen riesigen Markt geschenkt bekommen.
Auch Rheinmetall steigt jetzt übrigens in das verlockende Wärmepumpen-Geschäft ein. Sagt das nicht alles? Da rettet also jetzt angeblich ein Konzern das Klima, der gleichzeitig massenhaft Waffen und Kriegsgeräte baut, die Menschen und Klima zerstören.CDU, FDP und AfD prangern den „Heizungshammer“ an. Doch sie tun so, als würde nur dieses Gesetz uns finanziell erdrosseln. Als wären im letzten Jahr nicht auch die Kosten für Öl- und Gasheizungen explodiert.
Unser Problem ist nicht nur das Heizungsgesetz, sondern das alles teurer geworden ist – weil große Konzerne, allen voran die Energie- und Lebensmittelkonzerne, die Preise skrupellos in die Höhe geschraubt haben. Und unser Problem ist, dass Löhne, Renten und Sozialleistungen nicht entsprechend mit den Preisen mitsteigen.Doch gegen den Preishammer der Konzerne haben AfD, CDU und FDP keine Kampagne veranstaltet. Im Gegenteil! Genau diese drei Parteien haben in Berlin ein Gesetz verhindert, das zumindest schlimmste Wucher-Mieten gesenkt hätte. Sie haben selbst die kleinste Steuer auf „Übergewinne“, also auf die exorbitanten Gewinne des letzten Jahres verhindert. Gleichzeitig haben diese drei Parteien am lautesten gegen die Streiks für höhere Löhne gewettert – und damit gegen den einzigen Weg, wie wir Arbeitenden uns effektiv gegen die steigenden Preise wehren können.
AfD und CDU schimpfen bewusst nur über die Regierung: um von den Konzernen, den eigentlichen Krisengewinnern und Haupt-Verursachern sowohl der wachsenden Armut als auch des Klimawandels abzulenken – und damit von den einzigen Maßnahmen, die uns Arbeitenden wirklich helfen könnten.
Konzerne, die uns mit hohen Preisen und Arbeitshetze auspressen, die die ganze Welt in Armut treiben, die Meere und Klima zerstören – um Milliarden zu scheffeln – sie kann man mit Fug und Recht als „kriminelle Vereinigungen“ bezeichnen.
Stattdessen werden die Jugendlichen als „kriminelle Vereinigung“ verfolgt, die sich aus Verzweiflung darüber, dass die zerstörerischen Folgen des Klimawandels immer näher rücken und die Herrschenden nichts Ernsthaftes unternehmen, auf der Straße festkleben. Natürlich ist ihre Hoffnung naiv, dass sie so die Politiker dazu bewegen könnten, gegen die Profitinteressen der Konzerne zu handeln und wirklich was für den Klimaschutz zu tun. Aber kriminell?Von den Grünen bis zur AfD tun alle so, als würden die „Klima-Kleber“ uns Arbeitenden das Leben schwer machen. Doch wie oft sind wir bitte zu spät zur Arbeit gekommen, weil wir von Protesten der Klima-Aktivisten aufgehalten wurden – und wie oft, weil mal wieder Bus und Bahn zu spät kamen, wegen der jahrelangen Sparmaßnahmen? Wie oft standen wir im Stau wegen Protesten der Klima-Aktivisten – und wie oft, weil Brücken und Straßen nicht instandgehalten werden?
Die „Klimakleber“ sind mit ihren perspektivlosen Aktionen einfache Sündenböcke. Mit der Verfolgung der Aktivisten lenken die Herrschenden von ihrer eigenen Tatenlosigkeit ab. Und sie dient ihnen als ideologische Vorbereitung von Maßnahmen gegen alle Arbeitenden.
So zerren sie Klima-Aktivisten wegen „Nötigung“ vor Gericht, weil diese einzelne Straßen blockieren. Kurz darauf wird dasselbe Argument gegen die Streiks bei der Deutschen Bahn benutzt. Nach dieser Logik ist in letzter Konsequenz jeder Streik, der eine Fabrik, eine Kita oder ein Lager lahmlegt, „Nötigung“ – und bald jeder Zusammenschluss von Arbeitenden, die sich wehren, eine „kriminelle Vereinigung“.
CDU-Chef Merz fordert sogar Gefängnisstrafen für Klima-Aktivisten mit dem Argument: „Solange sie sitzen, ist draußen Ruhe.“ Er versucht also, die verbreitete Ablehnung der Klimakleber zu nutzen, um uns die Idee schmackhaft zu machen: Wer zu viel protestiere, gehöre ins Gefängnis, damit die Herrschenden „Ruhe“ haben.Die Herrschenden wissen, dass ihre Gesellschaftsordnung weder einen Ausweg aus der weltweiten Krise der Wirtschaft noch aus der des Klimas bieten kann. Dass diese im Gegenteil immer mehr Ungerechtigkeit, Elend und Katastrophen hervorbringt. Und dass dies zwangsläufig Wut und Widerstand erzeugen wird, gegen den sie nicht mehr anders als mit Unterdrückung vorgehen können. Darauf bereiten sie sich vor.
Umso entscheidender ist, dass wir unsere Wut und unseren Widerstand nicht in Sackgassen lenken lassen. Dass wir sie gegen die wahren Verursacher unserer Probleme richten: gegen die Besitzer der Konzerne und Banken – und das kapitalistische System.
Internationales
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Ukraine: Mitten in den Wassermassen geht der Krieg weiter
Der zerstörte Staudamm ist die nächste Katastrophe für die Menschen in den umkämpften Gebieten der Ukraine: Dörfer und Städte, die innerhalb von Stunden zerstört wurden. Verwüstete Felder. Minen, die sich mit den Wassermassen überall verteilen. Fehlendes Trinkwasser…
Noch immer sind zahllose Menschen auf den Dächern ihrer Häuser gefangen und warten darauf, dass man sie vor den steigenden Wassermassen rettet.
Doch der Fluss ist genau die Frontlinie. Auf der einen Seite ist die russische Armee, auf der anderen Seite die ukrainische. Während Freiwillige unter Einsatz ihres Lebens zu helfen versuchen, wird die Evakuierung immer wieder behindert, weil beide Armeen lieber schießen, statt Rettungsboote vom „falschen“ Ufer in ihre Nähe zu lassen.Selbst mitten im Überschwemmungsgebiet führen die beiden Armeen weiter Krieg gegeneinander. Sie nutzen ihre Ausrüstung und Soldaten lieber, um sich gegenseitig anzugreifen – während neben ihnen Zivilisten vergeblich auf Hilfe warten.
Noch immer ist nicht sicher, ob der Staudamm absichtlich zerstört wurde – und wenn ja, von welcher Seite.Doch es spricht Bände, dass sowohl die Bevölkerung wie auch die Mehrheit der Militärexperten eine solche grausame Taktik, die in der Region über Jahre verbrannte Erde hinterlässt, prinzipiell dem russischen wie dem ukrainischen
Generalstab zutrauen.
Die Zerstörung des Staudamms ist die jüngste Katastrophe in diesem Krieg, der das Leben für die Zivilbevölkerung zu einer immer größeren Hölle macht und deren Ende nicht in Sicht ist. Das ukrainische Parlament hat gerade entschieden, dass sich nun bereits 16 und 17jährige Jungen für den Wehrdienst registrieren lassen müssen!Und beständig dreht sich auch die Eskalationsspirale zwischen der NATO und Russland weiter. So wirft die Ukraine nun ihrerseits Bomben über russischen Städten ab – mit Hilfe von Drohnen, die die NATO geliefert hat. Gleichzeitig führt die NATO im deutschen und osteuropäischen Luftraum die größte Militär-„Übung“ ihrer Geschichte durch… um sich auf den Kriegsfall mit Russland vorzubereiten.
Was die Bevölkerung in der Ukraine gerade erleidet, gibt uns ein kleines Gefühl davon, was uns allen blühen kann, wenn wir Arbeitenden nicht anfangen, selber in die Politik einzugreifen -
USA: Die Rückkehr der Kinderarbeit
Mehrere Bundesstaaten in den USA erlassen gerade Gesetze, die den Unternehmen die legale Ausbeutung von Kindern ab 14 Jahren erleichtern.
So sollen 14jährige in einigen Bundesstaaten bis 23 Uhr abends arbeiten dürfen – und 6 Stunden pro Tag. Sie sollen auch in gefährlichen Branchen wie im Bergbau, in Kühlhäusern, Wäschereien oder der Holzfällerei beschäftigt werden dürfen. Sogar ein spezieller Führerschein soll eingeführt werden, der ihnen erlaubt, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren – aber auch nur dorthin.
Die legale Kinderarbeit ist obendrein nur die Spitze des Eisbergs. Noch mehr hat in den letzten Jahren die illegale Kinderarbeit zugenommen: Unbegleitete Kinder und Jugendliche, die als Migranten ins Land gekommen sind, werden von Menschenhändlern an Unternehmen vermittelt, um ihre Schleuserkosten abzuarbeiten und ihren Familien in der Heimat etwas Geld schicken zu können.
Die Kapitalisten nutzen ihre Notlage aus, um sie unter den schlimmsten Bedingungen arbeiten zu lassen: Tags und nachts, unter oft gefährlichen Bedingungen, reinigen sie zum Beispiel messerscharfe Knochensägen im Schlachthof, arbeiten ungesichert auf Dächern, schleppen schwere Säcke… Und nicht wenige arbeiten für große Konzerne wie Ben&Jerry’s, Walmart oder Ford. Erst Anfang Mai wurden 300 Fälle von illegaler Kinderarbeit bei McDonalds bekannt. Die jüngsten waren erst 10 Jahre alt.
Kinderarbeit in den reichsten, industrialisierten Ländern! Man fühlt sich, als wäre man in einer Zeitmaschine – zurückversetzt ins 19. Jahrhundert, in die Anfangszeit des Industriekapitalismus. Und in der Tat: Der Kapitalismus zieht uns unaufhörlich dahin zurück. Nach vorn kann es für uns nur noch gehen, wenn wir den Kapitalismus hinter uns lassen.