Leitartikel
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Warum sind die Städte im Ruhrgebiet pleite?
Oberhausen muss die Kindergartengebühren für die Eltern um 20% erhöhen. Duisburg muss sie für Geschwisterkinder wieder einführen. Und Essen darf das Freibad Hesse nicht einfach erhalten. Das hat die Regierung in Düsseldorf entschieden: Städte, die so überschuldet sind, dürften sich solche „Abenteuer“ nicht leisten.
Ja, in all den überschuldeten Städten wird jedes Schwimmbad, jedes Angebot für Kinder, jede Straßenbahn, aber auch jeder neue Arbeitsplatz und jede Übernahme von Azubis ein „unbezahlbares Abenteuer“. Und die Zahl der Städte, die unter den Schulden ersticken, steigt ständig. 2009 hatten bereits über 50% der Großstädte eine Haushaltssperre.
Dabei spielen die Kommunen eine wichtige Rolle im Leben der Menschen: Sie organisieren Müllabfuhr und Nahverkehr, Straßenbau und Kinderbetreuung, soziale Einrichtungen und Hilfen ebenso wie günstige Freizeitangebote. Doch unter der ständigen Drohung des Bankrotts wird dies alles nach und nach kaputt gespart. Und das erschwert das tägliche Leben der gesamten einfachen Bevölkerung immer weiter.
Milliarden für die Banken
Seit Jahren übertragen Bund und Länder den Städten immer mehr Aufgaben, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung oder HartzIV. Aber ausreichend Gelder dafür haben die Regierungen ihnen nie übertragen.
Im Gegenteil, sie haben den Anteil der Städte an den Steuereinnahmen noch verringert. Und den Unternehmen haben sie ermöglicht, deutlich weniger Gewerbesteuer zu zahlen. Dadurch ist die Gewerbesteuer, früher die wichtigste Einnahmequelle der Städte, drastisch zusammengeschrumpft.
So blieb und bleibt den Städten nur, die Gebühren zu erhöhen, zu privatisieren, überall zu sparen und… Schulden zu machen.
Natürlich haben sie nie das Geld, diese Schulden zurückzuzahlen. Sie sind schon überlastet damit, jedes Jahr die saftigen Zinsen für die Banken aufzubringen. Oft müssen sie neue Kredite aufnehmen, nur um die Zinsen der alten zu bezahlen. So geraten viele Städte immer weiter in den Abgrund.Die Banken verdienen mit der Not der Städte viele Milliarden. Eine Stadt wie Essen zahlt alleine 150 Millionen Euro Zinsen im Jahr. Rechnet man nur die bereits gezahlten Zinsen zusammen, so haben die Städte ihre Schulden 10 mal abgezahlt. Doch die Banken lassen sie weiter bluten.
Wären die Bürgermeister und Stadtpolitiker wirklich „Volksvertreter“, dann würden sie offen die Gründe für die dramatische Verschuldung nennen und zumindest versuchen, die Bevölkerung dagegen zu mobilisieren. Doch die meisten sind solidarischer mit dem Staat und mit ihrer Karriere, als mit der Bevölkerung ihrer Städte. Sogar das wenige Geld, über das sie verfügen, stecken sie lieber in schicke Großprojekte, statt in die Arbeiterstadtteile.
Wer bezahlt die Folgen der Krise?
Mit der Krise wird es noch schlimmer: Die Zahl der Arbeitslosen und Armen steigt und damit die Ausgaben der Kommunen. Gleichzeitig sinken die Steuereinnahmen. Schon hagelt es neue schlimme Sparpläne: Schulschließungen in Bochum, massiver Stellenabbau in Essen,…
Auch auf diese Weise bezahlt die einfache Bevölkerung die Krise. Die Unternehmen entlassen, zahlen weniger Steuern und bekommen Hilfen, um ihre Gewinne zu erhalten. Und die Kosten hiervon müssen unter anderem die Städte tragen und damit die ärmere Bevölkerung.
Das darf nicht endlos weiter gehen! Für die Krise müssen endlich ihre Verursacher aufkommen, die spekulierenden Banken, Konzerne und Großaktionäre. Und als erstes müssen die Zinszahlungen an die Banken eingestellt werden.
Die haben mehr als genug an den Krediten der Städte verdient, ganz zu schweigen von all dem öffentlichen Geld, dass man ihnen seit Beginn der Krise in den Rachen geworfen hat.Nur so kann man die Städte aus der Zwangsjacke der Schulden befreien und das öffentliche Geld einsetzen, wofür es eigentlich da sein sollte: für die Belange der Bevölkerung.
Internationales
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Wenn sie es sagen
Anlässlich der Bekanntmachung, dass 50 Millionen Einwohner der USA an Hunger leiden, während der Staat für die reichsten Banken jede mögliche Unterstützung findet, hat der Vizepräsident der USA erklärt: „Das ist Sozialismus für die Reichen und Kapitalismus für die Armen.“
Also, wenn schon der Vizepräsident der USA zugibt, dass Sozialismus die eindeutig bessere Alternative ist… -
Türkei: Landesweiter Streiktag trotz Streikverbot
Am 25. November stand Vieles still in der Türkei: Die Arbeitenden hatten alle Züge angehalten, Flüge fielen aus, Schulen und Poststellen waren geschlossen und in Krankenhäusern arbeitete nur der Notdienst.
Mit dem landesweiten Streiktag und großen Demonstrationen drückten die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes ihren Ärger über ihre Löhne aus, für die sie sich immer weniger kaufen können. Die Regierung hat ihnen 5% Lohnerhöhung „angeboten“, während die Inflation 9% beträgt. Und einige lebensnotwendige Güter sind seit einem Jahr sogar um 20%, 50% oder, wie städtische Gaspreise, um 80% teurer geworden.
Eine Million Arbeitende im Öffentlichen Dienst, das heißt jeder zweite, beteiligte sich an dem Streiktag. Und das, obwohl er verboten war und die Regierung ihnen offen drohte.
Premierminister Erdogan erklärte im Fernsehen: „Dieser Streik ist illegal und diejenigen, die daran teilnehmen wollen, müssen damit rechnen, den Preis dafür zu zahlen.“Seit dem Militärputsch 1980 ist es den Arbeitenden im Öffentlichen Dienst der Türkei verboten, zu streiken. Doch dieses Mal ließen sich viele von ihnen durch das Verbot und die Drohungen der Regierung nicht mehr einschüchtern. Jeder zweite Beschäftigte folgte dem Streikaufruf fast aller Gewerkschaften (nur die Gewerkschaft Memur Sen, die den Islamisten nahe steht, hatte nicht aufgerufen).
Diese Massenbeteiligung löste die Drohungen von Regierungschef Erdogan in Luft auf.Mit dem Streiktag gegen die sinkende Kaufkraft und für höhere Löhne haben die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes nicht nur auf ein schweres Problem aufmerksam gemacht, dass alle Arbeitenden, auch in der Privatwirtschaft, betrifft.
Sie haben vor allem gezeigt, wie Entschlossenheit und Zusammenhalt der Arbeitenden die Drohungen und Verbote der Bosse und der Regierung besiegen können. -
Bhopal ist nicht Geschichte
Am 3. Dezember 1984 explodiert es in der Pestizid-Fabrik des amerikanischen Konzerns Union Carbide in Bhopal (Indien): 40 Tonnen Giftgas strömen aus und töten innerhalb weniger Stunden zwischen 14.000 und 25.000 Menschen. 25 Jahre später leiden noch immer Hunderttausend an den Folgen, an Atemwegserkrankungen oder Krebs. Noch immer werden verstümmelte und kranke Kinder geboren.
Der Konzern Union Carbide (heute Dow Chemicals) hat für diesen schlimmsten Industrieunfall der Geschichte gerade einmal 470 Millionen Euro Entschädigung gezahlt – eine lächerlich geringe Summe. Und sie haben nicht einmal das Geld in die Hand genommen, um das Gelände der Fabrik zu entgiften. Die Erde und das Gelände sind auch heute noch hoch verseucht und vergiften die 30.000 Bewohner der Umgebung.
Auf diese Weise tötet und verstümmelt Dow Chemicals auch 25 Jahre danach weiter die Menschen und ihre neugeborenen Kinder in Bhopal. -
Von der Überschuldung zum Staatsbankrott
Erst Island, dann Dubai… und nun ist es Griechenland, das am Rande des Staatsbankrotts steht, weil es bis zum Hals verschuldet und kurz davor ist, zahlungsunfähig zu sein.
Und wer ist als nächstes dran? Über Irland, Portugal und sogar Spanien wird schon gemunkelt.Gefährdet sind im Grunde alle Länder. Alle haben sich bis zum Hals überschuldet, um mit allen Mitteln die Profite ihrer Bänker und größten Kapitalisten zu stützen.
So nimmt Deutschland im nächsten Jahr schon wieder 100 Milliarden Euro neue Schulden auf, doppelt soviel wie in diesem Jahr. Allein die Zinsen für die ganzen Staatsschulden sind mit weit über 40 Milliarden Euro der zweitgrößte Posten im Haushalt.
Das einzige, was der griechischen Regierung in dieser Lage einfällt – angefeuert von den Finanzinstituten und Regierungen ganz Europas – sind drakonische Sparprogramme, die mit voller Wucht die arbeitende Bevölkerung treffen.Doch die Arbeitenden haben ihnen sofort geantwortet, und zwar auf die beste Art: mit ersten landesweiten Streiks. Denn es heißt zwar „öffentliche Schuld“ – doch in Wahrheit sind es Schulden, die die Kapitalisten bei der Gesellschaft gemacht haben. Es ist also an ihnen, sie zu bezahlen!