Leitartikel
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Seit 6 Wochen: unbefristeter Streik an den Unikliniken in NRW
Seit mittlerweile sechs Wochen streiken zwischen 1.500 und 2.000 Beschäftigte der sechs Unikliniken in NRW. Noch immer weigern sich die herrschenden Politiker, auf die Forderungen der Streikenden auch nur ernsthaft einzugehen.
Diese aber sind entschlossen, so lange zu streiken, bis sie endlich mehr Personal, zusätzliche freie Tage und weitere Maßnahmen gegen die extreme Überlastung bekommen. Und sie werden bestärkt durch die Patient*innen, Beschäftigte anderer Krankenhäuser und Betriebe sowie Passanten auf der Straße, die sie fast ausnahmslos dazu ermuntern weiterzumachen.Der Streik findet unter schwierigen Bedingungen statt. Die Regierung hat in den letzten zwei Jahren 420 Milliarden Euro neue Schulden gemacht, mit denen sie vor allem die Profite der Konzerne und der Reichen in der Pandemie und Wirtschaftskrise geschützt hat. Nun hat sie weitere 100 Milliarden Schulden für gigantische Aufträge an die Rüstungskonzerne gemacht.
Und es ist klar, wo sie dieses Geld wieder einsparen wollen: Bei uns Arbeitenden – angefangen bei allen für die Bevölkerung nützlichen Öffentlichen Diensten. Deshalb stellen sich Klinikvorstände und Landesregierung besonders hartnäckig gegen die Forderungen der Streikenden.Doch sie haben nicht mit der Hartnäckigkeit der Streikenden gerechnet. So hatten sie verlangt, dass der Streik während der Verhandlungen unterbrochen würde und waren selbstverständlich davon ausgegangen, dass die Streikenden dies mitmachen würden.
Doch diese hatten mit dieser Masche bereits während ihres letzten unbefristeten Streiks 2018 genug schlechte Erfahrungen gesammelt. Sie wissen: Sobald sie ihr einziges Druckmittel – den Streik – aufgeben, werden Vorstände und Regierung wochenlang reden und reden, aber gar nichts herausrücken… bis die meisten entmutigt sind. Sie haben daher entschieden, während der Verhandlungen weiter zu streiken, solange bis sie schwarz auf weiß einen Abschluss haben.
Nachdem ihre Masche nicht geklappt hat, versucht die Landesregierung nun, die Streikenden zu spalten. Denn es streiken zwar mehrheitlich Pflegekräfte, aber auch Beschäftigte vieler anderer Bereiche und Berufe: Kolleg*innen, die die Patienten mit Essen versorgen, die alles im Klinikum transportieren, die die MRTs oder die Dialyse machen, die das OP-Besteck oder die Betten sterilisieren, die die Medikamente bestellen und viele mehr.
Und nun, nach sechs Wochen Streik, erklärt Arbeitsminister Laumann, dass man für die Pflegekräfte ein paar kleine Zugeständnisse machen könnte. Doch für alle anderen Beschäftigten wäre „kein Geld“ da.Die Regierung hofft anscheinend, die Pflegekräfte würden dann die anderen Streikenden fallen lassen und wieder arbeiten gehen. Doch die Streikenden, die mit so einer Taktik bereits gerechnet haben, wissen, dass Zusammenhalt ihre wichtigste Waffe ist: in diesem Streik und auch danach, wenn sie im Alltag zusammenarbeiten müssen und erst recht, wenn sie morgen gegen weitere Sparmaßnahmen oder für höhere Löhne kämpfen wollen.
Die Streikenden sind daher entschlossen weiterzumachen, bis in dem Streik, in dem sie seit sechs Wochen alle zusammenstehen, auch für alle etwas herauskommt.***
Am Uniklinikum in Essen treffen sich die Streikenden jeden Morgen zu einer Vollversammlung, auf der sie alle Fragen ihres Streiks offen diskutieren und darüber abstimmen. Sie besprechen ihre Forderungen und diskutieren, wie sich ihr Streik entwickelt, wie sie ihn stärken können, welche Aktivitäten sie machen oder auch, wie sie die Verhandlungen und Aussagen von Klinikvorständen und Landesregierungen einschätzen.
Sie haben außerdem ihre eigene Streikleitung aus rund 20 Streikenden gewählt, die sich ebenfalls täglich trifft, die Einschätzungen und Aktionen vorbereitet und in der Streikversammlung zur Abstimmung stellt. Auf diese Weise haben die Streikenden ihren Streik selber unter Kontrolle und es passiert nichts hinter ihrem Rücken.
Und so sollte es auch sein. Schließlich ist es ihr Streik. Und daher sollen die Streikenden auch über alle Fragen des Streiks entscheiden!
Internationales
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Babymilch in den USA: Kapitalistische Mangelwirtschaft
In den letzten Wochen hat die US-Armee über ihre Militärbasis im rheinland-pfälzischen Ramstein Babynahrung in die USA fliegen müssen. Denn in dem reichsten Land der Welt gibt es für viele Babys kein Milchpulver mehr. Und zwar, weil eine einzige Fabrik des Herstellers Abott im Februar für einige Monate ihre Produktion einstellen musste.
Es ist derselbe Wahnsinn wie bei Medikamenten, Masken oder Halbleitern. 80 Prozent der Milchpulver-Produktion der USA ist in den Händen von zwei Konzernen. Und die haben die Produktion in ganz wenigen Fabriken konzentriert. Mit dem Ergebnis, dass ein Produktionsausfall in einer einzigen Fabrik bereits zu dramatischen Versorgungsengpässen führt.
Im kapitalistischen Vorzeige-Land USA müssen nun Eltern stundenlange Fahrten und Schlangen auf sich nehmen oder im Internet die Tauschbörsen durchforsten, um ihr Baby ernähren zu können.
Wie war das noch gleich? Der Kapitalismus ist das einzige Wirtschaftssystem, das „funktioniert“?
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Putin und die Weizen-Spekulanten
Der Weizenpreis hat sich in den letzten fünf Monaten verdoppelt. Dieser dramatische Preisanstieg hat auf weiten Teilen des afrikanischen Kontinents zu Mangel, ja teilweise bereits zu Hunger geführt.
Laut den westlichen Staatschefs und ihren Journalisten ist Putin der alleinige Verantwortliche für diese Katastrophe. Er wolle „die Welt aushungern“. In der Tat können wegen des Krieges derzeit Millionen Tonnen Getreide nicht aus der Ukraine herausgebracht werden, weil weder die russische noch die ukrainische Armee Schiffe aus dem Hafen von Odessa auslaufen lässt.Doch es gibt ja noch den Weizen aus anderen Ländern. Den aber können sich viele Menschen in Afrika nicht kaufen, weil er doppelt so viel kostet wie vor dem Krieg. Und dafür hat nicht Putin gesorgt, sondern die Spekulanten an der Börse von Chicago.
Für diese Multimillionäre und Milliardäre sind die Getreide-Probleme in der Ukraine eine gute „Gelegenheit“, um den Weizenpreis weltweit in die Höhe zu treiben und so noch mehr Geld zu scheffeln. Dass sie dadurch Millionen Menschen aushungern, ist ihnen vollkommen gleichgültig.Die Machenschaften dieser ganz „normalen“ Kapitalisten sind mindestens ebenso kriminell und tödlich wie Putins Krieg!
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Freud’scher Versprecher
Der ehemalige US-Präsident George W. Bush hat in einer Rede in Dallas verurteilt, dass „ein einziger Mann die vollkommen ungerechtfertigte und brutale Invasion des Iraks entschieden hat“. Dann hat er sich schnell korrigiert: „Ich meinte natürlich die Invasion der Ukraine.“
War das wirklich nur ein Versprecher? Schließlich war Präsident Bush derjenige, der 2003 an der Spitze des US-Imperialismus die Invasion und Verwüstung des Iraks entschieden hat.