Leitartikel
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Pandemie: Die Profitlogik gefährdet unsere Arbeitsplätze und unsere Gesundheit
Wovor führende Virologen seit Wochen warnten, ist eingetreten: Die Zahl derjenigen, die an Corona erkranken, ist in kurzer Zeit in die Höhe geschnellt. Eine zunehmende Zahl an Intensivstationen hat keine freien Plätze mehr. Diese Situation wird noch dadurch verschärft, dass es 4.000 (!) Intensivbetten weniger gibt als noch vor einem Jahr.
Die Impfung ist ein riesiger Fortschritt. Sie verringert die Gefahren der Krankheit enorm. Doch schon im Sommer war klar, dass Geimpfte andere anstecken können und der Impfschutz nach einiger Zeit nachlässt.
Trotzdem hat die Regierung für Geimpfte quasi alles abgeschafft: kostenlose Tests, Abstand, Quarantäne. Und auf Druck der Wirtschaft hat sie noch monatelang so getan, als wären mit der Impfung alle Sorgen ein für alle Mal beseitigt. Auch dann, als die Zahlen bereits beunruhigend hoch waren.
Denn Großveranstalter, Gastronomie und Diskotheken wollen keine Abstände und Höchstgrenzen mehr, sie wollen die Räume und die Kassen wieder voll haben. Vor allem jedoch wollen die Unternehmer, dass „die Produktionsabläufe“ nicht länger durch Quarantäne „gestört“ werden.Also kommt auch weiterhin kein Geimpfter mehr in Quarantäne, auch dann nicht, wenn ein direkter Arbeitskollege oder Angehöriger erkrankt. Sogar in Krankenhäusern und Pflegeheimen werden geimpfte Pflegekräfte, deren Kinder oder Lebensgefährten an Corona erkranken, gezwungen arbeiten zu kommen, obwohl sie das Virus übertragen können!
Nicht zum ersten Mal in der Pandemie haben die Politiker damit die Interessen der Unternehmer über die Gesundheit der Arbeitenden und der Bevölkerung gestellt.Und was noch hinzukommt: Indem sie im Interesse der Wirtschaft den falschen Eindruck vermittelt haben, mit zwei „Piks“ habe man die Pandemie hinter sich, haben sie nun noch mehr Zweifel an der Glaubwürdigkeit und dem Nutzen der Impfungen geschürt.
Nun beschließen Bundestag und Landesregierungen in aller Eile alle möglichen neuen Regeln. Darunter die Einführung der 3G-Regel in Bus und Bahn. Doch das hierfür notwendige dichte Netz an Testzentren wurde erst vor einem Monat total ausgedünnt, nachdem dieselben Parteien entschieden hatten, die kostenlosen Bürgertests abzuschaffen.
Vor allem wird bereits ab nächster Woche eine 3G-Pflicht in allen Betrieben eingeführt. Aber nicht etwa mit Tests in der Arbeitszeit, die die Firmen anbieten müssen. Nein, wieder mal soll die Verantwortung auf die Arbeitenden abgeschoben werden.
Für alle Beschäftigten in Krankenhäusern und Pflegeheimen fordern die Bundesländer außerdem eine Impfpflicht einzuführen. Diese Maßnahme ist schlicht ein Manöver, mit dem die Politik von ihrer eigenen Verantwortung für die vierte Welle ablenken will.Gerade von den Arbeitenden im Gesundheitswesen sind überdurchschnittlich viele geimpft. Nicht sie sind schuld an den steigenden Zahlen.
Im Gegenteil, sie riskieren seit anderthalb Jahren ihre Gesundheit bei der Bekämpfung der Pandemie – und das unter Bedingungen, die durch die anhaltende verantwortungslose Sparpolitik katastrophal sind. Und nun sollten sie ihre Arbeit verlieren, wenn sie sich nicht impfen lassen?
Ein Teil der Kapitalisten fordert sogar schon das Recht, in allen Betrieben „2G“ einführen zu dürfen: Sprich, sie wollen alle Arbeitenden, die nicht geimpft oder genesen sind, entlassen dürfen!
Unzähligen haben sie bereits im Namen der Pandemie gekündigt oder Lohn geklaut. Und jetzt wollen sie einen weiteren Vorwand, um noch mehr Arbeitenden die Existenzgrundlage zu rauben?
Die Kapitalisten versuchen so die Verschärfung der Pandemie auszunutzen, um die Arbeiterklasse ein weiteres Mal anzugreifen – im Namen des „Gesund-heitsschutzes“.Das ist besonders dreist, weil sie selber es schließlich sind, die die ganze Zeit unsere Gesundheit gefährden. Sie haben anderthalb Jahre lang gelogen und behauptet, im Betrieb gäbe es quasi keine Ansteckungsgefahr. Sie haben in der Pandemie stets nur die Schutzmaßnahmen eingeführt, die die Produktion nicht stören und möglichst wenig kosten. Sie haben sich ja sogar monatelang geweigert, auch nur kostenlose Tests für Beschäftigte anzubieten… bis die Regierung sie gezwungen hat.
Und nebenbei: Auch ohne Pandemie greifen sie mit ihrem Arbeitsdruck und ihren Sparmaßnahmen ständig unsere Gesundheit an.
Unsere Gesundheit können wir nur auf einem Weg schützen. Auf demselben Weg wie unsere Arbeitsplätze: indem wir sie gegen die Profitlogik der Unternehmer und gegen ihre Regierung verteidigen.
Internationales
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Immer mehr Hunger auf Erden
Jeder zehnte Mensch auf der Welt muss hungern: über 800 Millionen Menschen. Allein im letzten Jahr ist die Zahl derer, die täglich von Hunger und Nahrungsmangel gequält werden, um 100 Millionen Menschen gestiegen. Denn zu den Kriegen wie in Afghanistan oder dem Jemen, zu den klimabedingten Dürren wie in Madagaskar sind nun auch noch die explodierenden Preise hinzukommen, weil die Reichsten der Reichen seit Beginn der Pandemie an der Börse auf Lebensmittel spekuliert und so die Preise für Weizen, Mais und andere elementare Grundnahrungsmittel weiter in die Höhe getrieben haben.
Was für ein widerliches System! Mehrere Millionen Kinder sterben an Unterernährung. Währenddessen fliegen Milliardäre aus lauter Langeweile und Überfluss ins Weltall… für 45.000 Dollar pro Sekunde.
Ihr ganzes krankes System gehört auf den Mond geschossen! -
Polen/Belarus: Die geschlossenen Grenzen führen in die Barbarei
Rund 4.000 Migranten aus dem Irak, Jemen und Afghanistan waren seit Wochen in den Wäldern an der Grenze zwischen Polen und Belarus gefangen. Zehn von ihnen sind gestorben. Denn die polnische Armee hat sie immer wieder gnadenlos und mit brutaler Gewalt ins Grenzgebiet zurückgetrieben.
Der belarussische Präsident Lukaschenko hat die Migranten unter falschen Versprechungen an die Grenze gebracht. Er missbraucht sie auf widerliche Weise als Druckmittel, damit die EU Sanktionen zurücknimmt und wirtschaftliche Abkommen trifft.
Die polnische Regierung ihrerseits will die Flüchtlinge lieber dort sterben lassen, als dass sie einen Fuß in die EU setzen. Sie hindern sogar Hilfsorganisationen daran, die Flüchtlinge auch nur mit dem Nötigsten zu versorgen.Tausende Menschen haben in Polen gegen die grausame Politik ihrer Regierung protestiert. Die deutsche Regierung und die anderen EU-Staaten hingegen unterstützen sie – unter dem Vorwand, man dürfe sich von Lukaschenko nicht erpressen lassen. Doch Lukaschenko kann die EU nur deshalb erpressen, weil diese sich mit allen Mitteln abzuschotten versucht und dabei die Regierungen von Ländern wie der Türkei, Libyen oder Belarus als Handlanger benutzt, um die Flüchtlinge für sie aufzuhalten.
Die EU-Regierungen gehen sogar so weit und vergleichen die Migranten mit „Armeen, die man gegen Europa wirft“. Aber diese Frauen, Männer und Kinder sind keine feindlichen Soldaten. Sie sind Arbeiter*innen, Sekretär*innen, Techniker*innen oder Ärzt*innen. Diejenigen, die es nach Europa schaffen, sind morgen unsere Kolleg*innen. Sie werden im Hotel- und Gaststättengewerbe, auf dem Bau oder in Paketdiensten arbeiten, werden Leiharbeiter*innen in der Industrie sein oder LKWs fahren. Andere werden die Menschen in den Krankenhäusern und Pflegeheimen versorgen oder unsere Kinder erziehen.Diese Frauen und Männer gehören zu uns. Sie werden mit uns leben und arbeiten. Es ist wichtig, dass sie wissen, dass sie in der Arbeiterklasse willkommen sind.
Es gibt schon zu viele Tote und zu viel Horror entlang der Fluchtrouten, zu viele Lager des Schreckens in Libyen oder Griechenland! Einige tausend Flüchtlinge mehr würde man in Europa nicht einmal bemerken. Dieser reiche Kontinent mit seinen 450 Millionen Einwohnern könnte ohne Probleme auch Hunderttausende aufnehmen. Ihre Politik der Abschottung hingegen führt uns letztlich alle in die Barbarei.
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„Keine weiteren Toten für die Profite von COSCO!“
Im Cosco Container-Hafen in Piräus (Griechenland) ist ein Arbeiter von einem Containerkran zerquetscht worden. In der Nacht zuvor hatte er bereits 12 Stunden gearbeitet… und musste dann schon nach 8 Stunden Ruhezeit wieder auf der nächsten Schicht sein. Dort geschah dann der tödliche Arbeitsunfall. Da diese Arbeitszeiten illegal sind, behauptete das Unternehmen Cosco, der Unfall wäre außerhalb der Arbeitszeit passiert. Schockiert legten daraufhin 2.100 Hafenarbeiter die Arbeit nieder. Oft genug hatten sie vor den Gefahren der überlangen Arbeitszeiten und dem hohen Arbeitsdruck gewarnt, und sie waren nicht bereit, nach dem Tod eines Kollegen einfach wieder zur Tagesordnung überzugehen.
Letztlich blieben sie 7 Tage im Streik und konnten am Ende fast alle ihre Forderungen durchsetzen: Der Arbeitsunfall wird untersucht. Die Zahl der Arbeiter, die pro Schicht auf einem Kran arbeiten, wird von 4 auf 5 erhöht. Außerdem soll eine neue Kommission überwachen, dass niemand 12 Stunden arbeiten oder von Spät- auf Frühschicht wechseln muss.
Der Streik hat vielen die Entschlossenheit und das Selbstbewusstsein gegeben, gefährliche Entscheidungen der Chefs nicht mehr stillschweigend hinzunehmen.