Leitartikel
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Bundestagswahl: Bereiten wir unsere Verteidigung vor!
Wer wird Kanzler*in? Welche zwei oder drei Parteien werden eine Koalition bilden?
Was auch immer am Ende dabei herauskommen wird: Wir Arbeitenden ziehen auch mit der nächsten Regierung eine Niete.Was passiert, wenn CDU/CSU gewinnen, wissen wir aus den letzten 16 Jahren zur Genüge: noch mehr unsichere Jobs, noch mehr Menschen mit Armutsrenten, noch mehr Einsparungen bei Krankenhäusern, Schulen, Straßen und Bussen – während der Reichtum der großen Kapitalisten noch gigantischere Ausmaße annimmt.
Laschet will diese arbeiterfeindliche Politik noch verschlimmern. Er will die Steuern der 10% Reichsten und der Konzerne noch weiter senken. Und schon lange will er durchsetzen, dass unsere Chefs uns zwingen dürfen, 12 Stunden am Tag zu schuften. Er wird nur noch von der FDP und der AfD übertroffen, die radikal die „Freiheit“ der Bosse fordern, uns auszubeuten wie sie wollen.Die SPD dagegen macht (wieder mal) soziale Versprechen. Doch was haben wir von einer Partei zu erwarten, die erst 8 Jahre unter Schröder und dann 12 Jahre in einer Großen Koalition unter Merkel alle Angriffe gegen die Arbeitenden aktiv mit eingeführt hat? Scholz selber war überall mit dabei. Er hat als SPD-Generalsekretär die Hartz-Gesetze mit eingeführt und als Arbeitsminister die Rente mit 67 umgesetzt. Und letztes Jahr hat er als Finanzminister gigantische Schulden für die „Rettung“ der Konzerne gemacht, die die Milliardäre um 100 Milliarden Euro bereichert haben.
Und was die Grünen angeht: Es sagt schon viel aus, dass sie im Wahlkampf viele Spenden vom Großkapital bekommen haben. Ob RWE, Siemens oder die Autokonzerne, alle loben die „Unter-nehmerfreundlichkeit“ der Grünen. Zu Recht! Schließlich wollen auch sie den Konzernen noch mehr Geld schenken: nur diesmal unter dem Vorwand, „klimafreundliche Technologien“ zu fördern. Und die einfache Bevölkerung soll dies durch noch höhere Heiz- und Spritkosten sowie Sparpläne bezahlen. Dem Klima nutzt diese Politik nichts, den Konten der Kapitalisten dafür umso mehr.
Für alle diese Parteien – und für FDP und AfD sowieso – stehen die Interessen der Konzerne an erster Stelle. Und das bedeutet zwangsläufig, dass sie die Lage der Arbeitenden verschlechtern.
Wer die Profite der Immobilienkonzerne schützt, kann nicht gleichzeitig etwas gegen steigende Mieten unternehmen. Wem die Interessen der Konzerne heilig sind, wird sie nicht daran hindern, die Arbeitenden zu Niedriglöhnen auszubeuten. Und wer gigantische Schulden macht, um die großen Kapitalisten trotz ihrer Milliardengewinne unbegrenzt mit Geld zu versorgen, der muss zwangsläufig woanders sparen: und zwar bei uns, bei unserer Rente, dem Öffentlichen Dienst, bei allen sozialen Einrichtungen und Hilfen.
Eben deshalb haben wir nur Verschlechterungen zu erwarten – egal welche der Parteien an die Regierung kommen und was diese im Wahlkampf versprechen.
In Berlin haben die Krankenhausbeschäftigten vier Jahre lang vergeblich darauf gewartet, dass die rot-rot-grüne Landesregierung ihr Wahlversprechen einlöst und für mehr Personal und höhere Löhne sorgt. Doch immer hieß es „Es ist kein Geld da.“ Jetzt haben sie die Nase voll. Seit dem 9. September sind sie in den zwei größten Berliner Krankenhäuser für diese Forderungen unbefristet in den Streik getreten: Der einzige Weg, um als Arbeitende unsere Interessen durchzusetzen!
Dies gilt umso mehr, da viele Fragen, die unser Leben bestimmen, oft gar nicht von der Regierung entschieden werden. Zum Beispiel die Frage, ob wir unseren Arbeitsplatz behalten. Wenn ja, zu welchem Lohn, mit was für Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten. Oder auch, welche Produkte hergestellt werden und wie teuer sie sind. Über diese Fragen entscheiden Kapitalisten, die wir gar nicht wählen dürfen, ja deren Namen wir oft nicht einmal kennen.
Uns bringt man bei, dass das Kreuz auf dem Wahlzettel das entscheidende Mittel sei, um etwas zu verändern. Doch entscheidender ist dafür etwas anderes: Nämlich ob wir es schaffen, uns gegen die Angriffe der Regierung und der Unternehmer zu wehren und mit Protesten und Streiks für unsere Interessen zu kämpfen.
Das war auch in der Vergangenheit schon so. Dass uns der Betrieb zum Beispiel sechs Wochen den Lohn weiterzahlen muss, wenn wir krank sind, haben die Arbeiter*innen in den 1950er Jahren mit Streiks erkämpft. Und Streiks haben in den 1990er Jahren das Vorhaben verhindert, die Lohnfortzahlung auf 80% des Lohns zu senken.
In den letzten Wochen erst haben wir gesehen, welche Wirkung es hat, wenn 10.000 Arbeitende der Bahn streiken. Welche Macht können wir entwickeln, wenn hunderttausende Arbeitende vieler Betriebe gemeinsam streiken!
Nein, wir sind nicht machtlos. Doch was uns Arbeitenden heute fehlt, ist das Vertrauen in unsere eigene Kraft – und vor allem Perspektiven, wie wir uns verteidigen und unsere Lage ändern können.Um das zu ändern, müssen wir Arbeiter*innen uns wieder eine eigene Partei aufbauen: eine Arbeiterpartei, die in den Betrieben, Stadtteilen und auch bei Wahlen einzig unsere Interessen vertritt und die notwendigen Kämpfe vorbereitet.
Und die die Perspektive verbreitet, dass wir Arbeitenden irgendwann selber die Leitung der Betriebe und der Gesellschaft übernehmen müssen – statt sie weiter in den Händen einer winzigen Minderheit ultrareicher Kapitalisten und ihrer Profitgier zu lassen. Erst dann nämlich gibt es einen wirklichen Ausweg aus dem Sumpf, der uns bergab zieht.
Internationales
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Die Atom-U-Boot-Affäre: “Jahrhundertvertrag” und Kriegsvorbereitungen
In seiner Rede vor der UN-Vollversammlung redet US-Präsident Biden davon, dass die Zeit der „unablässigen Kriege“ vorbei sei, dass man Zusammenarbeit und keinen neuen Kalten Krieg wolle. Im gleichen Atemzug verschärft er die Kriegsvorbereitungen gegen China – wovon die Atom-U-Boote und der entsprechende diplomatische Eklat mit Frankreich ein weiteres Zeugnis ist.
Wir veröffentlichen hierzu die Zusammenfassung eines Artikels unserer französischen Genoss*innen von Lutte Ouvrière vom 22. September 2021.Am 15. September kündigte der australische Premierminister Morrison plötzlich an, den Vertrag mit dem französischen Naval-Konzern über den Kauf von U-Booten im Wert von 56 Milliarden Euro aufzukündigen. Stattdessen kauft Australien nun Atom-U-Boote aus den USA.
Diese Entscheidung ist Teil eines größeren Militärpakts gegen China, den die USA, Großbritannien und Australien gerade geschlossen haben.
Schon seit einigen Jahren tritt Australien immer stärker als Vorposten des Imperialismus gegen die chinesischen Interessen in Asien und im Pazifik auf. Erst unter Obama und dann unter Trump haben die USA hier eine Politik der Isolierung Chinas vorangetrieben. Und Australien möchte bei dieser Politik eine aktive Rolle einnehmen.
Dafür haben die australischen Regierungen große Aufrüstungsprogramme in die Wege geleitet. Sie sollen die Land-, Luft- und Seestreitkräfte hochrüsten, die für eine solche militärisch aktive Rolle bislang unzureichend ausgestattet sind. Für die kommenden zehn Jahre hat die australische Regierung Militärausgaben in Höhe von 354 Milliarden Euro geplant!Die heutige U-Boot-Affäre sagt viel darüber aus, wie der US-Imperialismus sein Netz spinnt, um China zu isolieren und bei Bedarf einen wirklichen Krieg gegen das Land führen zu können. So soll Australien jetzt eine Marine aufbauen, mit der es China angreifen kann, sollte ihr amerikanischer Verbündeter dies anordnen. Dafür aber sind die ursprünglich bestellten französischen U-Boote nicht so gut geeignet. Deswegen kaufen sie nun lieber die amerikanischen U-Boote mit Atom-Antrieb, die einen viel größeren Aktionsradius haben und deren Bewegungen quasi nicht geortet werden können. Obendrein können sie damit die US-Marine entlasten, damit diese ihre Schiffe für andere Kriegseinsätze nutzen kann.
Die französische Regierung empört sich über den geplatzten „Jahrhundert-vertrag“ und vor allem darüber, dass sie bis zum Schluss niemand über den geplanten Militärpakt und die neuen Rüstungspläne informiert oder gar einbezogen hat. Im Grunde ärgert sich die französische Regierung darüber, dass sie nicht für würdig befunden wird, sich an der Vorbereitung eines Krieges gegen China zu beteiligen.
Die französischen Arbeiter*innen ihrerseits haben keinerlei Grund, sich den Klagen ihrer Regierung anzuschließen.
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Ford schließt Werke und entlässt – weltweit!
Der US-Autobauer Ford wird seine gesamte Auto-Produktion in Indien einstellen. 4.000 Arbeiter*innen werden arbeitslos. Die Ford-Autos, die in Indien verkauft werden, werden künftig aus anderen Ländern importiert, unter anderem… aus Europa.
Erzählen uns die Autokonzerne nicht immer, dass sie die Produktion nach Indien, Polen, China verlagern ‚müssten‘, weil die Löhne dort so viel niedriger wären?
In Wahrheit schließen sie in allen Ländern Werke, entlassen in allen Ländern Arbeiter*innen – und die verbleibenden Werke und Arbeiter*innen müssen dafür immer mehr produzieren.
Die Autokonzerne haben in allen Ländern das gleiche Interesse: Noch mehr aus uns herauszupressen.
Demgegenüber haben die Arbeiter*innen in Indien, USA, Deutschland, China und überhaupt weltweit ebenfalls die gleichen Interessen: nämlich sich gemeinsam gegen diese Ausbeutungspolitik zu wehren!