Leitartikel
-
Krieg der Türkei in Syrien: Die imperialistischen Mächte tragen die Verantwortung!
Mit dem Angriff der Türkei ist erneut Krieg in Syrien aufgeflammt. Einmal mehr wurde die vorwiegend kurdische Zivilbevölkerung im Norden von Bomben und Kugelhagel terrorisiert, wurden Hunderte getötet und Hunderttausende in die Flucht getrieben. Putin und Assad haben daraufhin ebenfalls Truppen in die Region geschickt. Doch nach kurzem Kräftemessen haben sie mit ihrem türkischen Rivalen einen Pakt geschlossen… auf dem Rücken der Kurden!
Die eigentliche Verantwortung für dieses Drama jedoch tragen die westlichen Großmächte: Weil deutsche, amerikanische und französische Konzerne einen Großteil der Waffen liefern, mit denen der Krieg dort geführt wird. Weil die US-Regierung den neusten Kriegsausbruch mit ihrem Truppenabzug gezielt eingeleitet hat. Vor allem aber, weil die imperialistischen Großmächte (also die USA und die mächtigen europäischen Staaten) seit vielen Jahrzehnten ihre Interessen im Mittleren Osten mit allen Mitteln durchzusetzen versuchen – und damit das Chaos und die Kriege hervorgerufen haben, unter denen die Völker dort seit vielen Jahren leiden.
Seit 1979 hat der CIA islamistische Milizen finanziert, um die sowjetische Besatzung in Afghanistan zu bekämpfen – unter ihnen ein gewisser Osama Bin Laden. Die USA selbst haben damit die Grundlage des islamistischen Terrornetzwerks geschaffen. Und die angebliche Bekämpfung dieser Terroristen dient den imperialistischen Großmächten seitdem stets als Vorwand, wenn sie wieder einen Krieg führen wollen.
So sind sie 2003 unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung in den Irak eingefallen. Sie haben das Land bombardiert, zerstört und acht Jahre lang militärisch besetzt. Als sie abzogen, hatten sie den einst intakten Staat nach Religionen in mehrere Gebiete aufgeteilt und einen idealen Nährboden für islamistische Milizen geschaffen, die sich gegenseitig bekriegten. Eine von ihnen
wurde später der Islamische Staat (IS).2011 wollten die imperialistischen Staaten dann die Proteste des arabischen Frühlings missbrauchen, um Syriens Herrscher Assad durch einen gehorsameren Diktator zu ersetzen. Sie zettelten einen Bürgerkrieg an und stachelten dafür die rivalisierenden Regionalmächte auf: Saudi-Arabien, Türkei, Ägypten, Iran… Alle diese Regionalmächte finanzierten Milizen, die sich auf syrischem Gebiet gegenseitig bekämpften.
Als eine dieser Milizen – der IS – sich verselbstständigte und ein großes Gebiet in Syrien und dem Irak eroberte, mussten die USA und Europa ihre Taktik ändern. Jetzt wollten sie Assad doch lieber an der Macht lassen. Und sie bildeten eine Koalition zur Bekämpfung des IS. Sie stützten sich nicht zuletzt auf Milizen syrischer Kurden, die den IS unter hohen Opfern aus einer Stadt nach der anderen verjagten.
Die kurdischen Nationalisten hofften, durch das Bündnis dauerhaft das Autonomiegebiet behalten zu können, das sie sich im Krieg erobert hatten. Diese Illusion war schnell vorbei. Kaum war der IS besiegt, boten die USA einen Teil dieses Gebiets in Syrien der türkischen Regierung als „Sicherheitszone“ an. Und auch die deutsche Regierung diskutiert jetzt, Soldaten zu schicken, um bei diesem zynischen Plan zu helfen.
Ja, die imperialistischen Staaten nehmen sich ganz selbstverständlich das Recht, über Länder und Grenzen im Mittleren Osten zu entscheiden. Daran hat sich nichts geändert, seit Frankreich und Großbritannien 1918 das Osmanische Reich als Kolonien unter sich aufgeteilt, dabei willkürlich Grenzen mitten durch die Völker gezogen und nicht zuletzt die kurdische Bevölkerung auf vier Staaten aufgeteilt haben. Für das Selbstbestimmungsrecht der Völker gibt es in ihrer Weltordnung keinen Platz. Bei ihren Entscheidungen zählen einzig ihre Interessen und die ihrer Konzerne.
Welches Kalkül auch immer diesmal dahinter steckt: Auf jeden Fall hat die US-Regierung dafür die Kurden kaltblütig ihrem türkischen Verbündeten geopfert. Dabei sind sie sogar das Risiko eingegangen, dass Syrien erneut im Chaos versinken und der Krieg sich auf noch mehr Länder ausweiten könnte.Die imperialistische Machtpolitik bedroht die gesamte Menschheit – angefangen mit der Bevölkerung in Syrien, der ganzen Region und nicht zuletzt der Türkei.
Ja, auch der Bevölkerung in der Türkei kann der Einmarsch der türkischen Armee in Syrien nur neue Unsicherheit und Gewalt bringen. Denn wie könnten der Schrecken, den die kurdischen Familien jetzt erleben, die vielen Toten und Verstümmelten, die Hunderttausende auf der Flucht nicht neuen Hass und Rachegefühle schüren?
Erdogan mag mit diesem militärischen Abenteuer von der immer schlimmeren Wirtschaftskrise ablenken und sein angeschlagenes Image aufpolieren wollen. Doch dieser Angriff könnte die türkische Bevölkerung dauerhaft in den unendlichen Krieg hineinreißen, in dem bereits die Völker der halben Region stecken.Allen beteiligten Machthabern geht es einzig darum, ihre Macht- und Wirtschaftsinteressen durchzusetzen. Und die einfache Bevölkerung bezahlt den Preis hierfür. Wir einfachen Arbeiter und Bauern sind immer die Opfer der Kriege, die die Reichen und Mächtigen anzetteln. Und überall tragen die mit dem Krieg geschürten Gefühle von Hass und Nationalismus obendrein dazu bei, uns untereinander zu entfremden.
Ob unsere Muttersprache türkisch, kurdisch oder arabisch, ob sie deutsch oder russisch ist: Wir sind alle eine Arbeiterklasse! Wir sind alle Opfer der gleichen imperialistischen Weltordnung, die dabei ist, die Menschheit weltweit in Krieg und Barbarei zu stürzen. Und nur die Arbeiterklasse kann – vereint – dieser Gesellschaftsordnung ein Ende setzen.
Internationales
-
6 Wochen Streik bei General Motors (USA)!
Fast 50.000 Arbeiter von General Motors haben in den USA sechs Wochen lang gestreikt. 31 Fabriken standen seit Mitte September still. Es war der längste Streik in der Autoindustrie der USA seit 1970!
Die Arbeiter haben für höhere Löhne, für die Festeinstellung von Leiharbeitern und Befristeten und den Erhalt aller Werke gestreikt. Und nicht zuletzt dafür, dass ein Teil der massiven Verschlechterungen zurückgenommen wird, die sie in den letzten zehn Jahren geschluckt haben – insbesondere die drastisch schlechteren Löhne aller neu Eingestellten.
Kurz bevor der Streik losging, haben Agenten des FBI Gewerkschaftsbüros und Wohnungen von Gewerkschaftsvertretern durchsucht. Es war offensichtlich, dass die US-Regierung damit General Motors in den anstehenden Tarifverhandlungen unterstützen wollte. Doch sie haben das Gegenteil erreicht: Denn die Gewerkschaftsführer, die seit Jahren allem Verzicht widerstandslos zugestimmt, ja ihn sogar gerechtfertigt haben, mussten danach schon aus Selbstschutz den GM-Bossen und der Regierung einmal die Zähne zeigen.
Der Streik war geprägt durch eine außergewöhnlich hohe Solidarität von Arbeitern aus anderen Autokonzernen und überhaupt aus der arbeitenden Bevölkerung. Viele kamen vorbei, um die Streikenden zu unterstützen, standen zum Teil tagelang mit Streikposten – in dem Bewusstsein: „Euer Kampf ist unser Kampf“.
Denn es ist klar, dass ein solcher Streik in einer so mächtigen Branche und dessen Ergebnis Auswirkungen auf das Kräfteverhältnis in vielen anderen Betrieben haben wird.
Am 25. Oktober haben die Arbeiter mit einer relativ knappen Mehrheit entschieden, den Streik zu beenden. Sie haben zwar nur einen Teil ihrer Forderungen durchsetzen können. Doch mehr noch als das Ergebnis zählt die Tatsache, dass die Arbeiter der Autoindustrie – nach Jahren der kampflosen Niederlagen – sich wieder aufgerichtet und den Kampf aufgenommen haben.
-
Ein System, das Armut und Unterdrückung sät, muss Sturm ernten
Chile, Irak, Libanon, Haiti, Ecuador… in einer Reihe Länder gibt es in den letzten Tagen und Wochen soziale Massenproteste. Oft hat eine Preiserhöhung zu viel das Fass zum Überlaufen gebracht: in Chile die Erhöhung der U-Bahn-Preise, in Ecuador die Verdoppelung der Spritpreise, im Libanon eine Steuer auf WhatsApp-Nachrichten.
Über alle Unterschiede hinaus ging es überall schon bald um viel mehr: Die schwelende Wut über all die steigenden Preise, die wachsende Armut, die immer unerträglicheren Lebensbedingungen explodierte – und mit ihr die Wut auf die Regierungen.Diese versuchen, die Proteste mit einer Mischung aus kleinen Zugeständnissen und massivem Einsatz von Polizei und Armee zu ersticken. Bislang vergeblich: Stattdessen verlangen die Massenproteste immer lauter den Abgang des gesamten korrupten Regimes, das nur den Reichen dient.
Alle diese Proteste sind die Folge der tiefen Krise, in der der Kapitalismus steckt und die die arbeitenden Massen in immer mehr Elend stürzt.Noch ist in keinem dieser Länder klar, wie die Bewegung weitergehen wird. Doch eins ist sicher: Ein System, das so viel Armut und Ausbeutung sät, muss Sturm ernten – und wird daher noch viel mehr solcher sozialen Revolten erleben!
Es wird nicht reichen, Regierungen zu stürzen, die dann prompt durch andere Regierungen der kapitalistischen Klasse ersetzt werden.
Die entscheidende Herausforderung wird darin bestehen, dass die Arbeiterklasse in solchen Massenprotesten das nötige Selbstvertrauen und Bewusstsein dafür gewinnt, dass sie selber die Leitung der Gesellschaft und der Wirtschaft übernehmen muss und kann.