Leitartikel
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AfD und auch Grüne: bereit, die Politik für die Konzerne fortzusetzen
Nachdem SPD und CDU bei der Europawahl weitere Millionen Stimmen verloren haben, glichen sie wochenlang aufgeschreckten Hühnern: Ob und wie sollten sie die Große Koalition fortsetzen? Und die SPD, die mit Schulz und Nahles bereits zwei Parteivorsitzende in anderthalb Jahren verschlissen hat, sucht verzweifelt nach jemandem, der ihrer Partei ein „neues Gesicht“ geben soll. Ein vergebliches Unterfangen!
Jahrzehntelang waren Konservative und Sozialdemokraten an der Regierung und haben beide die gleiche arbeiterfeindliche Politik gemacht. Mittlerweile haben sie so das Vertrauen der Bevölkerung verloren. Und das nicht nur in Deutschland, sondern quasi überall in Europa. Der Niedergang der SPD geht dabei noch viel schneller als der der CDU. Denn ihre Wähler waren die Arbeiter – also die, die am meisten unter den Sparplänen, der Rente mit 67 oder den Hartz-Gesetzen leiden müssen.
Dass die SPD in ferner Vergangenheit mal eine Partei der Arbeiter gewesen war, hat ihr noch lange Sympathie unter den Arbeitenden eingebracht. Doch sie hat dieses Vertrauen benutzt, um den kapitalistischen Staat zu verteidigen. Die SPD hat die Illusion verbreitet, dass wir Arbeitenden nicht kämpfen, sondern nur „richtig wählen“ müssten – und dann würde sich die SPD um all unsere Probleme kümmern.
Doch an der Regierung hat die SPD stets allzu deutlich bewiesen, was sie wirklich ist: Eine Partei, die die Stimmen der Arbeiter missbraucht, um für die Kapitalisten Politik zu machen. Sie hat ihre Glaubwürdigkeit restlos verspielt.Die Grünen haben einst mit der SPD regiert und mit ihr die Hartz-Gesetze, Kriegseinsätze und auch die Verlängerung der Braunkohle durchgesetzt. Doch es ist ihnen trotzdem noch mal gelungen, sich als „neue“ Hoffnung darzustellen, wobei sie insbesondere von der berechtigten Sorge über den Klimawandel profitieren.
Seit dem Wahlerfolg der Grünen tun fast alle Parteien so, als gäbe es für sie nichts Wichtigeres, als den Klimawandel zu bekämpfen. Doch was schlagen sie vor?
Eine neue CO2-Steuer, die die Heiz- und Spritkosten noch weiter in die Höhe treibt! Eine Steuer auf Plastik, bei der die arbeitende Bevölkerung an der Supermarktkasse dafür bezahlen soll, dass die großen Lebensmittelkonzerne ihre Waren dreifach verpacken. Gleich zwei neue Verbraucher-Steuern also, die das tägliche Leben noch teurer machen. Als ob nicht schon genug Arbeiterfamilien lange vor Monatsende das Geld ausgeht!Die Konzerne aber, die im Gegensatz zu uns die Macht haben zu entscheiden, was zu welchen Bedingungen produziert und transportiert wird, mit wie viel Plastik und CO2, will niemand antasten. Im Gegenteil, ihnen will man Milliarden an Steuern schenken – um ihnen angeblich zu „helfen“, umweltfreundlicher zu produzieren.
Ihre „Klimapolitik“ ist nur ein neuer Name dafür, die Reichen reicher und die Arbeiter ärmer zu machen. Mit Bekämpfung des Klimawandels hat das nichts zu tun.Für die Konzerne zählt nur der Profit. Solange sie Gewinn machen, ist ihnen egal, ob sie damit die Gesundheit ihrer Arbeiter oder einen Landstrich zerstören. Und erst recht, ob dies in 20 Jahren die Umwelt zerstören könnte. Wer also nicht bereit ist, sich gegen die Kapitalisten und ihre Profitlogik zu stellen, kann nichts Ernsthaftes gegen den Klimawandel unternehmen. Doch das kommt für die Grünen genauso wenig in Frage wie für die anderen herrschenden Parteien.
Der einzige Beitrag der Grünen besteht darin, die hohen Strom- und Spritpreise, den erzwungenen Konsum-Verzicht der ärmeren Bevölkerung und die Entlassungen bei RWE oder Daimler moralisch im Namen des „Klimaschutzes“ zu rechtfertigen… während die Kapitalisten sich seelenruhig weiter bereichern und den Planeten zerstören können.
Kann es da verwundern, dass immer mehr Menschen nur noch Abscheu empfinden für die Arroganz und all die Lügen der herrschenden Parteien? Für das ganze politische System, in dem die Wahlen nur eine Zirkusshow sind, die verschleiern soll… dass sich in Wahrheit gar nichts ändert?
In ganz Europa machen sich dies rechtsextreme, ausländerfeindliche Parteien zu Nutze. Diese Parteien tun so, als wären sie gegen das System und werben stattdessen für einen „starken Staat“, der durchgreift. Doch er soll für die Kapitalisten durchgreifen! Überall, wo diese Parteien an der Regierung sind, haben sie die Arbeitszeiten verlängert, beim Lohndrücken geholfen und die Rechte der Gewerkschaften eingeschränkt.
Denn dass die Arbeiter ihre Meinung äußern, sich organisieren und sich gegen ihre Bosse wehren, gehört zu den ersten Dingen, die alle rechtsextremen Regime zu verhindern suchen.Diese bedrohliche Entwicklung wird keine Partei verhindern, die wie die Grünen oder eine Neuauflage der SPD die Arbeitenden nur wieder betrügen und enttäuschen wird. Was uns fehlt, ist eine wirkliche Partei der Arbeiterinnen und Arbeiter. Eine Partei, die ehrlich sagt, dass Wahlen keine Veränderung bewirken, aber dass wir über andere Mittel verfügen, etwas zu ändern.
Denn Millionen Arbeitende können eine riesige Kraft werden, wenn sie sich zusammentun. Was ihnen hierfür heute fehlt, ist einzig das Bewusstsein, dass sie alle gemeinsame Interessen haben. Und dass sie mit ihrer wichtigen Rolle in der Wirtschaft die Macht haben, heute die Angriffe der Konzerne und Regierungen abzuwehren und morgen ihre gesamte Herrschaft in Frage zu stellen. Eine Partei, die hilft, dieses Bewusstsein zu entwickeln, gilt es aufzubauen.
Internationales
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Es lebe die internationale Solidarität der Arbeiter!
Ende Mai sind Hafenarbeiter in Genua (Italien) spontan in den Streik getreten und haben so verhindert, dass ein Schiff aus Saudi-Arabien mit Waffen für den Krieg im Jemen beladen wird. Wenige Tage später nahmen sich die Hafenarbeiter im französischen Marseille ein Beispiel daran und weigerten sich ebenfalls, ein saudisches Schiff mit Rüstungsgütern zu beladen.
Der saudische Staat geht beständig auf Einkaufstour, da er in quasi allen europäischen Staaten Waffen für seinen Krieg im Jemen bekommt – auch aus Deutschland. Trotz gegenteiliger Ankündigungen hat die deutsche Regierung allein seit Jahresanfang 122 Rüstungslieferungen für 1,1 Milliarden Euro an die kriegführenden Staaten im Jemen genehmigt, darunter an die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und sogar zwei an Saudi-Arabien.Während sich die europäischen Rüstungskonzerne an dem Schrecken und Leid der Bevölkerung im Jemen eine goldene Nase verdienen und die Regierungen ihnen dabei helfen, haben europäische Hafenarbeiter einige ihrer todbringenden Lieferungen verhindert!
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Sudan: Die Henker am Werk – gegen die aufständischen Massen
Armee-Einheiten der Regierung sind dabei, die aufständischen Massen im Sudan niederzuschlagen, die mit ihren monatelangen Protesten erst den Diktator gestürzt haben und nun fordern, dass auch die Armee sich aus der Regierung zurückzieht.
Seit einem ersten blutigen Massaker am 3. Juni, bei dem mehr als 100 Demonstranten ermordet und 500 verletzt wurden, patrouillieren die Regierungsmilizen in Panzerwagen durch die Hauptstadt Khartum und schlagen alle Einwohner zusammen, deren Gesicht ihnen nicht passt. Sie terrorisieren die Bevölkerung in der Hoffnung, dass diese sich nicht mehr auf die Straße traut. Dennoch gehen die Demonstrationen und Streiks bislang weiter.
Die Armee-Einheiten, die den Terror unter den Demonstranten verbreiten, sind berüchtigt: Sie haben in den 2000ern Angst und Schrecken unter der Bevölkerung in der Region Darfur verbreitet, bevor sie mit Zustimmung der EU zu „Küstenwächtern“ wurden, die mit den gleichen Methoden die Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Staaten an der Weiterreise nach Europa hindern sollten.
Trotz des fortgesetzten Terrors rufen die Wortführer der Widerstandsbewegung einzig dazu auf, weiter friedlich zu demonstrieren.
Sie beschränken sich darauf, das Militär darum zu bitten (!), doch die Massaker gegen die Bevölkerung einzustellen und wieder zu verhandeln. Auf Verständnis und Milde der Armee zu hoffen, die jahrzehntelang die beste und wichtigste Stütze der Diktatur war, läuft jedoch darauf hinaus, seinen Kopf auf den Richtblock zu legen und zu hoffen, dass der Henker sein Beil nicht einsetzt – statt zu überlegen, wie man sich bewaffnen und den Henker entwaffnen kann.Die Massen im Sudan müssen diese Erfahrung heute leider blutig bezahlen. Ihre Erfahrung muss allen im Gedächtnis bleiben, für sie und für alle Menschen in der Welt, deren Wut und Revolte gegen die Diktatur und die bestehende Ordnung derzeit wächst.
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Brasilien: 45 Millionen streiken gegen Rentenpläne
An die 45 Millionen Arbeiter und Studierende haben am 14. Juni in Brasilien gestreikt und sind auf die Straße gegangen, um laut NEIN zu der geplanten Rentenreform und den Kürzungen im Bildungswesen zu sagen.
Während heute noch rund jeder zweite mit 50 Jahren in Frührente geht, wollen Regierung und Kapitalisten alle Männer zwingen, mindestens bis 65 zu arbeiten – und Frauen bis 62. Außerdem sollen sie mindestens 40 Jahre lang einzahlen müssen, bevor sie die volle Rente erhalten.
In einem Land, in dem die große Mehrheit der Arbeiter von unsicheren Jobs lebt und immer wieder zeitweise arbeitslos ist, würde dies es den meisten Arbeiterinnen und Arbeitern unmöglich machen, überhaupt jemals die volle Rente zu erhalten – und die ist schon nicht hoch!
Ebenso brutal sind die Angriffe im Bildungswesen: Präsident Bolsonaro will die Ausgaben der staatlichen Universitäten um unfassbare 30% kürzen! Was dies für all die jungen Menschen bedeutet, die sich keine private Universität leisten können, mag man sich kaum vorstellen.
20 Milliarden Euro pro Jahr will er auf diese Weise auf dem Rücken der Arbeitenden und Studierenden sparen.Tatsächlich hatte bereits Bolsonaros Vorgänger versucht, eine solche Rentenreform durchzusetzen – und hatte damit massive Proteste hervorgerufen. Die Enttäuschung über seine arbeiterfeindliche Politik und mehr noch über die der „linken“ Arbeiterpartei von Ex-Präsident Lula haben es dem Rechtsextremen Bolsonaro ermöglicht, an die Macht zu kommen. Bolsonaro hatte so getan, als wäre er ganz anders als die bisher herrschenden Parteien. Kaum wenige Monate an der Macht zeigt sich, dass er vor allem eins macht: die Angriffe auf die Arbeiter fortzusetzen. Doch das lassen die Arbeiter und Studierenden nicht widerstandslos mit sich machen!