Das rote Tuch – Nr. 103

  • Unsere Wut braucht eine Perspektive, keine Sackgassen

    In Altena im Sauerland greift ein Mann den Bürgermeister mit einem Messer an. Der 56jährige arbeitslose Maurer begründet seine Tat politisch: Der Bürgermeister helfe den Flüchtlingen und nicht Leuten wie ihm, dessen Haus zwangsversteigert wird und dem man das Wasser abgedreht hat. Eine Woche später versucht ein 37jähriger Arbeitsloser, einen Beschäftigten des Jobcenters umzubringen, nachdem man ihm das wenige HartzIV gekürzt hat.

    Beide Ereignisse sind einerseits Einzelfälle. Doch gleichzeitig sind sie ein beunruhigendes Symptom einer tiefergehenden Entwicklung. Beide Männer gehören zu der wachsenden Zahl derer, die Arbeitslosigkeit, Verschuldung und die Schikanen des HartzIV-Systems in die Verzweiflung treibt. Sie haben die Wut im Bauch. Doch sie richten die Wut nicht gegen die Verursacher dieser Zustände, sondern gegen andere Arbeiter oder gegen noch Ärmere als sie selber.

    Nicht die Beschäftigten im Jobcenter haben sich das perfide bürokratische System ausgedacht, das Arbeiter, die ihren Job verloren haben, gezielt erniedrigt und zur Verzweiflung treibt: Damit sie jede Arbeit annehmen, egal wie schlecht bezahlt und unsicher sie ist. Das haben die Regierungen getan, um den Kapitalisten in ihrem Krieg gegen die Arbeiter zu helfen. Die Arbeitenden im Jobcenter sind selber Opfer davon, sind teils selber befristet und haben HartzIV erlebt.

    Nicht die Flüchtlinge sind schuld, dass die Konzerne ständig Arbeiter in die Arbeitslosigkeit stoßen. Und dass niemand hilft, wenn die Banken Arbeiter und Rentner mit Krediten erdrosseln, sie ihre Wohnung verlieren oder E.ON ihnen den Strom abstellt. Im Gegenteil, die Flüchtlinge sind selber Opfer dieses Systems. Erst hat der Krieg der Großmächte ihnen in ihrer Heimat alles genommen: Arbeit, Wohnung, zum Teil das Leben ihrer Familie. Und nun gehören sie hier zu den vielen Arbeitern, die hin und her gestoßen werden zwischen schlecht bezahlten Jobs, Tagelöhnerarbeiten und den Schikanen der Ämter.

    Doch die Idee, die Flüchtlinge wären für die Existenzsorgen der übrigen Bevölkerung verantwortlich, wird gezielt verbreitet. In ekeligster Form von der AfD, die mit ihrer Hetze Verzweifelte regelrecht bewaffnet. Doch auch CDU und SPD reden dauernd von den „Problemen“ und „Kosten“ der Flüchtlinge.

    Keiner dieser Politiker fragt je, wie viel zig Milliarden der Staat für E.ON oder VW ausgibt, für Subventionen, Steuergeschenke und die Beseitigung ihrer Umweltskandale. Oder redet ständig von den 8 Milliarden, die allein der neue Stuttgarter Bahnhof kostet. Und keiner redet von den tiefgreifenden Problemen, die Siemens, General Electrics, Thyssen oder die Deutsche Bank verursachen, indem sie trotz Milliardengewinnen tausende Arbeiter entlassen.

    AfD, CDU, SPD, alle schützen die Kapitalisten, die auf dem Rücken der Arbeiter und der ganzen Welt unfassbare Reichtümer aufhäufen − indem sie die Wut über die Folgen davon auf Teile der einfachen Bevölkerung lenken. Und egal, wenn dadurch am Ende vielleicht Arbeiter auf andere Arbeiter losgehen!

    Wenn die arbeitende Klasse aus diesem bedrohlichen Schlamassel rauskommen will, muss sie ihre Wut gegen die wahren Verursacher richten. Nur wenn die Arbeiter, ob mit oder ohne Arbeitsplatz, ob noch im Berufsleben oder Rentner, ob Deutsche oder Migranten, zusammenhalten, sind sie stark genug, um ihre Interessen gegen diejenigen durchzusetzen, die ihre Existenz bedrohen: die kapitalistische Klasse. Und es braucht wieder eine politische Kraft, die in den Betrieben, den Stadtteilen, ja überall diese Perspektiven vertritt.
    Vor langer Zeit hat die SPD diese Rolle gespielt. Doch sie hat längst die Seite gewechselt. Seit vielen Jahrzehnten macht sie Politik für die Unternehmer. Sie versucht zwar immer noch so zu tun, als könnte sie gleichzeitig die Interessen der Unternehmer UND der Arbeiter vertreten. Nur gelingt der SPD diese Täuschung immer weniger, weshalb sie auch immer mehr Stimmen verliert.

    Auch in den jetzigen Regierungsverhandlungen wird die SPD wieder so tun, als wolle sie auch „soziale“ Forderungen für die Arbeiter durchsetzen. Nichts als leere Worthülsen! Die kapitalistische Klasse verlangt eine Politik, die sie immer reicher macht… indem sie immer mehr Arbeitende niederdrückt. Und sollte die SPD doch wieder in die Regierung gehen, wird sie genau diese Politik fortsetzen. Auch wenn sie damit noch mehr Wähler und Mitglieder verliert.

    Selbst die in der SPD, die heute gegen eine Regierungsbeteiligung sind, haben im Grunde keine andere Perspektive. Sie hoffen, ein paar Jahre Opposition könnten kurzzeitig die Illusion zurückbringen, die SPD stünde „auf Seiten der kleinen Leute“. Aber nur, um so bei der nächsten Wahl wieder mehr Stimmen zu bekommen… und dann wieder genau dieselbe Politik zu machen wie heute!

    An dem Dilemma der SPD zeigt sich, in was für eine Sackgasse ihre Politik führt. Eine Sackgasse, in die sie viele Arbeiter mit hineingezogen hat, die ihr vertraut hatten. Die SPD hat damit einen großen Anteil an der heutigen Verbitterung und politischen Orientierungslosigkeit.
    Einen Ausweg kann nur eine politische Strömung bieten, die zu 100 Prozent auf Seiten der Arbeiter steht und ihnen hilft, sich darauf vorzubereiten, den Kampf gegen die kapitalistische Klasse wieder aufzunehmen und ihr letztlich die Macht streitig zu machen. Dass eine solche Strömung wieder entsteht, wird für unsere Zukunft entscheidend sein.

  • Trump und die westlichen Großmächte sind Israels Komplizen gegen die Palästinenser

    Wir veröffentlichen im Folgenden einen Artikel unserer französischen Genossen von Lutte Ouvrière vom 11. Dezember 2017.

    Trumps Erklärung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, ist ein Ausdruck für die ganze Arroganz und Verachtung der imperialistischen Herrscher. Dass dieser Narr und Provokateur dies aus innenpolitischen Gründen getan hat, um seiner anti-arabischen und anti-muslimischen Wählerschaft zu gefallen, ändert daran nichts.
     
    Seit jeher sollte Jerusalem die Hauptstadt des zukünftigen, palästinensischen Staates werden. Trump hat nun zu verstehen gegeben, dass dies für die USA nicht in Frage kommt. Er hat damit offiziell die Annexion Ost-Jerusalems durch die israelischen Truppen infolge des Sechs-Tage-Kriegs von 1967 gebilligt. Die USA, die sich so „demokratisch“ geben, unterstützen all den Landraub, den der israelische Staat seit Jahrzehnten auf Kosten der Palästinenser begeht.
     
    Als der israelische Staat nach dem Zweiten Weltkrieg gegen den Willen der britischen Kolonialmacht gegründet wurde, entsprach dies dem legitimen Wunsch vieler Juden, ihren eigenen Staat zu haben, nachdem sie die Verfolgung und den Völkermord der Nazis überlebt hatten. Aber dieser Staat hätte nicht gegen das palästinensische Volk aufgebaut werden müssen, dessen Recht auf einen Staat ebenso legitim war. Beide Völker hätten auf einem Stück Erde zusammenleben können, wie es in so vielen Gegenden der Welt der Fall ist.
    Der israelische Staat jedoch wurde von Anfang an auf der Unterdrückung der Palästinenser aufgebaut. Sie wurden gejagt, in Lager gepfercht und zu Flüchtlingen auf ihrem eigenen Land gemacht.
     
    Heute haben die Palästinenser keinen Staat, sondern zwei voneinander getrennte Gebiete, zerfressen durch die Kolonien, zerstückelt durch unüberwindliche Mauern und extrem überwachte Grenzen; zwei Gefängnisse unter freiem Himmel, ohne jede Chance auf wirtschaftliche Entwicklung, ohne Bewegungsfreiheit − unter der ständigen Gewaltherrschaft der israelischen Armee und Polizei.
     
    Der Entscheidung Trumps folgten zahlreiche Äußerungen der Missbilligung, vom UN-Generalsekretär bis zu den europäischen Staatschefs. Was für eine Heuchelei! Der kleine Staat Israel kann nur deshalb das palästinensische Volk unter seiner Knute halten, weil er seit Jahrzehnten das Wohlwollen der Großmächte genießt.
     
    Die Resolutionen der UNO haben die Annexionen verurteilt, die Kolonisierung der besetzen Gebiete und das Los, zu dem man die Palästinenser verdammt. Doch Israel kümmert sich nicht im Geringsten darum. Denn die politischen Führer dort wissen, dass sie auf die Unterstützung der Großmächte zählen können.
     
    Für sie ist der Nahe Osten eine ehemalige Kolonie, ein großes Ölfeld, an dem sie ihre eignen Interessen haben. Zusammen mit anderen Staaten wie Saudi-Arabien ist Israel in dieser Region der Hüter dieser imperialistischen Interessen.
    Und so vergießen die westlichen Staaten zwar in regelmäßigen Abständen einige Krokodilstränen über das Los der Palästinenser und machen dem israelischen Gendarmen ein paar Vorhaltungen. Doch die Geschäfte laufen weiter. Der israelische Staat, dessen Premierminister Netanyahu erst Sonntag noch von Macron empfangen wurde, weiß, dass die westlichen Staaten ihn in seinem endlosen Krieg gegen die Palästinenser unterstützen werden, was auch immer sie tun.
     
    Die Führer der arabischen Staaten sind nicht weniger heuchlerisch. Im Lauf der Geschichte haben sie die Palästinenser wie Feinde behandelt, weil sie das Beispiel fürchteten, dass deren Kampf ihren eigenen Völkern gab. Und sie haben nicht gezögert, sie niederzumetzeln, wie beim Schwarzen September 1970 in Jordanien.
     
    Auch das saudische Regime kritisiert die Entscheidung Trumps. Welch eine Farce! Die Öl-Scheichs behandeln ihre eigene Bevölkerung nicht anders als Israel die Palästinenser.
    Sie halten Millionen Immigranten, die ihre Städte bauen und ihre Bohrtürme bedienen, in einer Art Sklaverei. Sie verweigern den Frauen die elementarsten Rechte: das Recht, ohne Einwilligung ihres Herrn Ehemanns zu arbeiten, zu studieren, einen Pass zu beantragen oder ein Bankkonto zu eröffnen. Sie richten die Jemeniten mit ihren Bomben zugrunde. Und genau wie Israel genießt dieses reaktionäre, feudale Regime das Wohlwollen der Großmächte, denen es sein schwarzes Gold verkauft und von denen es Todesmaschinen kauft.
     
    Steuern wir auf eine neue Intifada dieser palästinensischen Jugend ohne Zukunft zu? Ihr empörendes Los macht jedenfalls deutlich, wie unfähig diese von den imperialistischen Interessen beherrschte Welt ist, den Völkern ein Leben in Würde zu ermöglichen. Trump hat den Palästinensern einen weiteren Schlag versetzt. Aber seine Komplizen heißen Macron, May und Merkel.
    Um ihre Ordnung aufrecht zu erhalten, verurteilen die Reichen und Mächtigen dieser Welt ein gesamtes Volk zu lebenslänglichem Gefängnis.

  • Trump weiß (manchmal), was er tut

    Trump und die US-Regierung wollen eine riesige Steuerreform durchsetzen. Ihr Herzstück besteht darin, dass die Unternehmenssteuer auf Gewinne von 35% auf 20-22% sinken soll. Die Kapitalisten sparen auf diese Weise 150 Milliarden Dollar pro Jahr! 150 Milliarden, die dann im Gesundheitswesen, in den Schulen, beim Brückenbau und allem anderen Nützlichen fehlen.
    Trump mag geistig gestört sein. Aber er ist ein guter und zielstrebiger Diener der kapitalistischen Klasse.

    Kaum hat die US-Regierung ihre Steuersenkungen angekündigt, kommt auch prompt die Reaktion deutscher Politiker und Konzernchefs: „Wenn die USA die Steuern für Unternehmen senken, dann müssen sie auch in Deutschland gesenkt werden – sonst gehen alle Firmen mit ihren Gewinnen in die USA.“ Dabei hatte Trump die Steuersenkungen in den USA eben damit begründet, dass die Firmen in den USA bislang viel mehr zahlen müssen als in Europa.

    Es ist ein schönes Ping-Pong-Spiel, bei dem sich die Regierungen gegenseitig die Bälle zuspielen und so mit der Entscheidung der jeweils anderen Regierung rechtfertigen, was sie ohnehin tun wollten: Den Konzernen auch noch die letzten Steuern zu schenken.

  • Bürgerversicherung: das nächste Märchen der SPD

    Derzeit verspricht die SPD: Sollte sie wieder regieren, würde sie die privaten Krankenversicherungen abschaffen, in die heute nur darf, wer mindestens 5.000 Euro brutto im Monat verdient oder Beamter ist. Statt „Zwei-Klassen-Medizin“ solle es eine gesetzliche Grundversicherung (Bürgerversicherung) für alle geben.

    Das heutige System ist wirklich empörend. Über 90% sind gesetzlich versichert. Diejenigen aber, die am meisten verdienen – die 10.000 oder gar 100.000 Euro im Monat verdienen und damit auch die höchsten Beiträge zahlen würden – haben ihre eigenen Privatversicherungen und beteiligen sich damit kein Stück an der Finanzierung der Gesundheitsversorgung der übrigen, ärmeren Bevölkerung.
    Diese wird gleichzeitig immer schlechter: Wie viele wichtige Untersuchungen, Behandlungen und Medikamente werden gesetzlich Versicherten mittlerweile verweigert! Den Kranken bleibt nur die Wahl, entweder das Geld selber aufzubringen (wenn sie es denn können), oder die Folgen für ihre Gesundheit zu ertragen.

    Die privaten Krankenkassen bezahlen viele dieser Behandlungen. Und das müsste für alle Patienten so sein!
    Eine Versicherung für Alle, in die Alle einzahlen und in der Alle die Gesundheitsversorgung erhalten, die heute nur privat Versicherte bekommen – das wäre wirklich ein Fortschritt.

    Aber das will die SPD mit ihrer „Bürgerversicherung“ natürlich nicht einführen. Im Gegenteil, für die gesetzlich Versicherten soll alles genauso schlecht bleiben wie heute auch. Und die kleinen Beamten, also Feuerwehrleute, Beschäftigte im Jugendamt oder ältere Lokführer, sollen zukünftig ebenfalls nur noch diese schlechtere, gesetzliche Versorgung erhalten.
    Diejenigen aber, die genug Geld verdienen, sollen natürlich auch weiter eine bessere Versorgung bekommen können. Dann über entsprechende private Zusatzversicherungen!

    Wieder mal will uns die SPD als „soziale Verbesserung“ verkaufen, was im besten Fall alles beim Alten lässt, wenn es nicht sogar für einen Teil der arbeitenden Klasse eine Verschlechterung bedeutet.

    Heute sträubt sich die CDU gegen eine solche Reform, denn sie hat viele Wähler, die privat versichert sind. Aber dies könnte sich ändern. Seit längerem schon beklagen nämlich die privaten Krankenversicherungen, dass sie wegen der niedrigen Zinsen deutlich weniger Profit machen. Und so könnten sie den Vorschlag der SPD vielleicht irgendwann interessant finden: Die privaten Versicherungskonzerne könnten dann die unattraktive Grundversorgung ihrer älteren Patienten an die Bürgerversicherung – also an die Allgemeinheit – abgeben… und sich stattdessen ausschließlich den profitablen Zusatzversicherungen widmen.

    Falls also SPD und CDU die Bürgerversicherung jemals einführen, dann für die Versicherungskonzerne.

  • Haste mal ne Milliarde?

    Der umstrittene Neubau des Stuttgarter Bahnhofs wird nochmal eine Milliarde Euro teurer. Das Projekt, bei dem der Bahnhof unter die Erde verlegt wird, wodurch über der Erde hochprofitable Flächen für Immobilien frei werden, kostet damit mindestens 8 Milliarden Euro. Als die vielen Demonstrationen gegen „Stuttgart 21“ vor sieben Jahren ihren Höhepunkt fanden, hieß es noch, die Kosten würden 4,1 Milliarden betragen.
    Damals hat der Staat die Proteste mit brutalen Polizei-Einsätzen beendet – mit der Begründung, die Proteste einer Minderheit dürften nicht den Interessen der Allgemeinheit entgegenstehen. Ehrlicher wäre gewesen zu sagen: Die Proteste dürfen nicht verhindern, dass die Allgemeinheit die gigantischen Kosten eines Projekts tragen muss… von dem ausschließlich die Bau- und Immobilienkonzerne profitieren.

  • Ohne Worte

    Am schwarzen Freitag (dem Beginn des US-Schlussverkaufs) ist das Vermögen des Amazon-Besitzers Jeff Bezos um 2,4 Milliarden Dollar gestiegen… auf über 100 Milliarden. Er verschickte eine Twitter-Nachricht mit der Bitte um Tipps, was er mit seinem ganzen Geld machen solle.
    Am gleichen Tag musste ein englischer Amazon-Arbeiter ins Krankenhaus gebracht werden, weil er vor Erschöpfung zusammengebrochen ist. Und es streikten Amazon-Arbeiter in Deutschland wegen der niedrigen Löhne und in Italien, weil die Chefs sogar den Gang zur Toilette überwachen.
    Ein Beispiel für ihr krankes System, in dem einige Wenige grenzenlos Reichtümer anhäufen – durch die grenzenlose Ausbeutung der vielen Anderen!

  • Schlecker und die Gesetze der Herrschenden

    5 Jahre nach der Insolvenz wurde der ehemalige Schlecker-Besitzer, Anton Schlecker, nun endlich verurteilt – allerdings nur zu einer kleinen Bewährungsstrafe. Dabei hat er über mehrere Jahre illegal Millionen aus dem Schlecker-Konzern herausgezogen, und dann war für die Löhne der Arbeiterinnen angeblich „kein Geld“ da.
    Der Richter hat das milde Urteil damit begründet, dass Anton Schleckers Verhalten ja „nicht besonders verwerflich“ gewesen sei. Schließlich habe er das Geld doch „nur für seine Familie beiseite geschafft“. Der Richter fand es offensichtlich nicht so schlimm, dass durch diesen kapitalistischen „Familiensinn“ die 25.000 Familien der Schlecker-Arbeiterinnen von heute auf morgen kein Geld mehr hatten − und viele schnell in der Armut von Minijobs und HartzIV gelandet sind!

    Dank dieser kapitalistischen „Gerechtigkeit“ konnte Anton Schlecker unbehelligt nach Hause fahren. Zuerst noch im bescheidenen Taxi, um der Öffentlichkeit vor dem Gerichtssaal zu zeigen, dass er wirklich kein Vermögen mehr hätte. Doch dann ist er wenige Straßen weiter… in seinen Porsche Cayenne umgestiegen.
    Ja, betrügen, ihren Reichtum verschleiern und den Arbeitern den armen Mann vorspielen, ist den Kapitalisten wirklich zur zweiten Natur geworden – oder besser gesagt es ist ein Grundbestandteil ihres Systems. Deshalb ist es nötig, das Geschäfts- und Bankgeheimnis abzuschaffen.

    Die Arbeiter müssen das Recht haben, zu sehen, auf welche Konten die Kapitalisten welches Geld hinleiten. Nur dann kann der Unternehmer sie nicht mehr so einfach erpressen mit der Lüge, für ihre Löhne wäre kein Geld da.

  • Tagelöhner, vom LKW-Fahrer bis zum Piloten

    Mit ihrer Streikankündigung haben die Piloten von Ryanair bekannt gemacht, dass viele von ihnen als Scheinselbstständige beschäftigt werden. Das heißt: Ryanair bezahlt sie immer nur pro Flug, sie wissen nie, wie viel sie im Monat verdienen – im schlimmsten Fall gar nichts. Und auch den Teil der Renten- und Krankenversicherungsbeiträge, den normalerweise der Unternehmer zahlt, müssen sie bezahlen.

    Man kennt das längst aus anderen Bereichen: von LKW-Fahrern, dem Reinigungsgewerbe, den Hausmeister-Diensten… Doch das Beispiel der Piloten zeigt: Es kann jeden Arbeiter treffen, egal in welcher Branche, egal wie hochqualifiziert. Die kapitalistische Klasse will nach und nach die gesamte arbeitende Klasse wieder zu Tagelöhnern machen.

    Gerade deshalb ist es nötig und möglich, die Entwicklung umzukehren… wenn wir uns unserer gemeinsamen Interessen bewusst werden und ihnen gemeinsam entgegentreten.

  • Abschiebungen nach Syrien?

    Die Innenminister von Sachsen und Bayern haben auf dem letzten Innenminister-Treffen ernsthaft den Antrag gestellt, Flüchtlinge unter bestimmten Bedingungen wieder nach Syrien abzuschieben – mitten hinein in Krieg, Verfolgung und Terror!
    In ihrem Versuch, der AfD bei der Flüchtlingspolitik Konkurrenz zu machen, sind diese Minister von CDU und CSU bereit, Flüchtlinge gezielt in den wahrscheinlichen Tod zu schicken. Das ging selbst den anderen Innenministern zu weit. Doch wie lange noch?
    Zum Glück können die Flüchtlinge weiter auf die Hilfe zahlreicher einfacher Leute zählen: zum Beispiel auf all die Piloten, die sich allein in diesem Jahr über 220 Mal geweigert haben, bei einer Abschiebung zu fliegen und so verhindert haben, dass Flüchtlinge in Kriegsländer wie Afghanistan abgeschoben werden.

  • Klüh-Putzfrauen streiken gegen ihre Entlassung

    168 Putzfrauen der Firma Klüh streiken am Düsseldorfer Flughafen gegen ihre Entlassung.

    Der Flughafenbetreiber hat den Auftrag für die Flughafen-Reinigung nämlich ab dem 1. Januar 2018 an eine andere Putzfirma vergeben. Die aber will nur wenige der Putzfrauen, die zum Teil seit Jahrzehnten am Flughafen arbeiten, übernehmen – und dann auch nur befristet. Alle anderen sollen zum 31. Dezember arbeitslos werden. Klüh hat ihnen allen gekündigt, obwohl Klüh eine große Firma ist und die Arbeiterinnen problemlos an anderen Standorten einsetzen könnte.

    So wie den Streikenden geht es vielen Arbeitern in Subfirmen. Die Großbetriebe, für die diese Subfirmen arbeiten (Flughäfen, Fabriken,…), vergeben die Aufträge regelmäßig neu und versuchen dabei jedes Mal, der (neuen) Subfirma noch weniger zu zahlen als vorher. Und die Subfirmen, die ihren Profit auch nicht schmälern wollen, wälzen dies auf die Arbeiter ab. Alle waschen ihre Hände in Unschuld, während die Arbeiter den ganzen Irrsinn dieses Systems ausbaden sollen.

    Die Putzfrauen am Düsseldorfer Flughafen wollen das nicht hinnehmen. Sie haben angefangen zu streiken und fordern, dass sie entweder einen festen Arbeitsvertrag bei der neuen Firma bekommen, oder einen alternativen festen Arbeitsplatz bei Klüh.

Kein Artikel in dieser Ausgabe.

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