Am 13. und 14. Februar ist es genau 70 Jahre her, dass die englische und US-amerikanische Luftwaffe die Stadt Dresden regelrecht auslöschte: Innerhalb von zwei Tagen wurde die Hälfte der Wohnhäuser zerstört und zwischen 50.000 und 200.000 Menschen getötet.
Die Bombardierung Dresdens war ein systematischer, geplanter Massenmord. Sie traf eine Stadt, in der es quasi keine militärischen Verteidigungsanlagen gab und in der sich außerdem hunderttausende Kriegsflüchtlinge zusammenpferchten: hauptsächlich Frauen, Kinder und alte Menschen.
Der Angriff erfolgte in drei Wellen. Zunächst sprengten 460.000 Splitterbomben insbesondere alle Türen und Fenster aus den Häusern… damit das Feuer der 180.000 Brandbomben, die in der zweiten Welle abgeworfen wurden, auch gut bis in die Wohnungen gelangen konnte. Gleichzeitig schossen Jagdflugzeuge auf alle, die versuchten aus der Stadt zu fliehen ebenso wie auf alle Rettungskräfte, die versuchten, in die Stadt zu gelangen.
Die Brandbomben entfesselten einen mörderischen Feuersturm, der durch die Wohnsiedlungen fegte und zehntausende Bewohner wortwörtlich in Asche verwandelte. Andere erstickten qualvoll in den Kellern. Sieben Tage lang brannte Dresden. Die genaue Anzahl der Toten konnte nie ermittelt werden.
Dieser unfassbar grausame Massenmord löste ein spontanes Gefühl der Solidarität aus und kettete die Bevölkerung zwangsläufig an die nationalsozialistische Diktatur. Denn er vermittelte den Eindruck, dass Hitler recht hätte, wenn er behauptete: „Wir dürfen den Krieg nicht verlieren, denn die Alliierten wollen das deutsche Volk ausrotten.“
Die terroristische Bombardierung hilfloser Flüchtlinge, und das kurz vor Kriegsende, hatte keinerlei militärischen Sinn. Sie sollte, wie der britische Premierminister Churchill offen zugab, einzig „Angst und Schrecken verbreiten“.
Zu sehr saß den Alliierten noch die Erinnerung an den 1. Weltkrieg in den Knochen: An dessen Ende hatten in fast allen besiegten Ländern die Arbeitenden ihre Gewehre gegen ihre eigenen Generäle und Machthaber gerichtet, und eine revolutionäre Welle hatte die gesamte kapitalistische Welt ins Wanken gebracht. Solche Revolten wollten die Alliierten um jeden Preis verhindern. Ihr Bombenterror war dabei ihr wichtigstes Mittel, und ganz besonders das Massaker in Dresden.
Der ständige Bombenhagel in allen deutschen Großstädten sollte die Bevölkerung in alle Winde zerstreuen und so jede Möglichkeit zunichte machen, sich selbstständig zu organisieren. Die unzähligen Stunden in Luftschutzbunkern, die ständige Angst vor Einschlägen, der Schrecken der Brandbomben sollten die Bevölkerung terrorisieren, sie einschüchtern und willenlos machen, auch für die kommende Besatzungszeit.
Ja, diese Bombardierung war eine Form von Terrorismus, und zwar eine ihrer schlimmsten: der Terror mächtiger Staaten gegen unbewaffnete Zivilisten. Ein Terror, der unterschiedslos alle traf, auch die Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenen und Antifaschisten.
Wer jedoch kein Recht hat, all dieses Leid auszunutzen, das sind die Rechtsradikalen. Seit zwanzig Jahren – und dieses Jahr mit Pegida vielleicht besonders – versuchen sie in Dresden das Gedenken an die Opfer dieses Verbrechens zu missbrauchen. Sie setzen die Opfer von Dresden mit dem deutschen Staat gleich und behaupten damit ernsthaft, der deutsche Staat als Ganzes sei nichts als ein unschuldiges Opfer im Krieg der Alliierten gewesen.
Nein, der deutsche Imperialismus war alles andere, nur kein Opfer. Er war einer der Hauptverursacher des Krieges: Die deutschen Industriellen und Banker waren schlimmste Kriegstreiber. Angeführt von den Nazis, verübte der deutsche Staat unzählige Gräueltaten und Massenmorde an der Zivilbevölkerung der von ihm besetzen Länder. Ganz zu schweigen von der systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung.
Große Teile der deutschen Bevölkerung hingegen waren ebenso Opfer des Krieges wie die Bevölkerung anderer Länder. Denn die einfache Bevölkerung und der Staat sind nicht dasselbe.
Doch eben weil es dem deutschen Staat zeitweilig gelang, genau diese nationalistische Idee zu vermitteln, dass „alle Deutschen“ zusammengehören und gemeinsame Interessen hätten – gegen die Feinde im Ausland – eben deshalb gelang es ihm, Millionen Arbeitende dazu zu bewegen, für die Eroberungswünsche des deutschen Kapitals in den Krieg zu ziehen, andere zu ermorden und sich selber totschießen zu lassen. Auch den anderen Staaten gelang dies.
Das Ende vom Lied war, dass überall die Bevölkerungen die großen Verlierer des Krieges waren und die Großindustriellen aller Länder seine Gewinner.
Solche nationalistischen Ideen versuchen uns heute in Dresden auch die Organisatoren von Pegida zu vermitteln. Sie versuchen ein Gefühl von „wir Deutschen“ zu schaffen und von „den Anderen“ – der EU, den Ausländern, den Moslems – die uns bedrohen und uns schaden würden. Dieser Nationalismus ist immer eine Falle für die Arbeitenden, und zwar eine, die tragisch enden kann.
Damals wie heute ist die einzig mögliche Antwort der Arbeitenden: „Wir“ Arbeitenden aller Länder – gegen die Kapitalisten und Herrschenden, die uns überall auf der Welt ausbeuten und gegenseitig in Kriege hetzen wollen.