3000 Arbeitende von Siemens aus NRW haben am 9. Juni in Duisburg für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert, weitere 2500 in Nürnberg und Berlin. Denn Siemens will weltweit über 12.000 Arbeitsplätze abbauen, davon allein fast 1000 in Mülheim. Kleine Werke sollen geschlossen werden. Und auch die vielen hundert Auszubildenden wissen nicht, wie es für sie weitergeht.
Allen ist klar, dass es Siemens bei den Entlassungen nur um eines geht: Sie wollen die Gewinn-Margen für die Aktionäre von 12 auf 15 Prozent steigern. Deshalb sollen bis zu 12.000 Beschäftigte ihre Arbeit verlieren, und die Übriggebliebenen sollen deren Arbeit kostenlos mitmachen. „Siemens macht Milliardengewinne und wir sollen bluten?“ Das wollen die protestierenden Siemens-Beschäftigten nicht mitmachen.
Doch welche Perspektive bietet ihnen dabei die IG Metall-Führung? Keine. Keine einzige Aussage darüber, wie man sich jetzt gegen die Entlassungen wehren könne. Ihre einzige Perspektive ist der Appell an den Siemens-Vorstand, er solle bitte den „Standort Deutschland stärken“, solle lieber die Werke in Deutschland als in anderen Ländern erhalten. Als wäre es besser, wenn Arbeiter in England oder Spanien arbeitslos werden, oder gar in Südafrika, wo Arbeitslosigkeit Hunger bedeutet!
Mit dieser Perspektive verhindert die IG Metall keine einzige Entlassung, im Gegenteil. Denn Siemens will weltweit (!) Arbeitsplätze vernichten, 5.000 in Deutschland und 7.000 in anderen Ländern. Und die Siemens-Bosse setzen eben darauf, bei diesen Entlassungen alle Arbeiter und Standorte in Konkurrenz zu setzen und überall das Gefühl zu vermitteln, die Beschäftigten des einen Standorts seien der Grund, beziehungsweise die „Nutznießer“ der Entlassungen an einem anderen Standort. Und die IG Metall-Führung hilft ihnen bei dieser Spaltungspolitik.
Dabei sitzen alle Arbeiter von Siemens in einem Boot. Denn je zahlreicher sie sich an möglichst vielen Standorten gemeinsam gegen die Entlassungspläne auflehnen, desto größer ist ihr Druck und desto größer ihre Chance, Siemens tatsächlich zum Einlenken zu zwingen.