Nun hatte die katholische Kirche beim Lesen der Gebrauchsanweisung der Pille danach doch eine Eingebung: Plötzlich hat sie heilige Argumente gefunden, warum es doch nicht gegen die göttlichen Regeln verstoße, einer Frau die Pille danach zu verschreiben, die vergewaltigt wurde… allerdings auch nur dann!
Mit diesem Rückzieher hofft die katholische Kirche die Empörung zu beruhigen, die der Fall des jungen Mädchens hervorgerufen hatte, dem zwei katholische Krankenhäuser die Untersuchung verweigerten. Und vor allem hofft sie, dass dadurch niemand den eigentlichen Skandal auf den Teppich bringt: nämlich dass die kirchlichen Krankenhäuser bei ihren Entscheidungen grundsätzlich ihre Religion über ihre Aufgaben als Ärzte stellen – egal welche Folgen dies für die Betroffenen hat. Und die Tatsache, dass ein Großteil der (mit öffentlichen Geldern bezahlten) Krankenhäuser unter ihrer Leitung steht, nutzt die Kirche aus, um den Patienten nicht nur bei der Pille ihre mittelalterliche und widerwärtige Moral aufzuzwingen.
Religion oder Krankenhaus
— Nr.50