„Praktikum“ im Einzelhandel: Erfindung der Null-Euro-Jobs

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Achteinhalb Monate arbeitete eine junge Frau in einem REWE-Supermarkt in Bochum in Vollzeit als „Praktikantin“ – ohne einen einzigen Cent dafür zu kriegen. Am Anfang hieß es: „Einen Monat Schnupper-Praktikum, und dann bekommst du bei uns einen Ausbildungsplatz.“ Doch Monat für Monat wurde sie hingehalten, arbeitete teilweise 12 Stunden am Tag, räumte Regale ein, saß an der Kasse – wie jede Vollzeitkraft. Und als sie dann nach 8 Monaten dieser kostenlosen Ausbeutung nach Urlaub fragte, wurde ihr der auch noch verweigert. An dem Punkt war es ihr endgültig zu viel – sie klagte und REWE muss ihr nun rund 17.000 Euro Lohn nachzahlen. Den für sie so wichtigen Ausbildungsplatz jedoch bekommt sie nicht.
Das ist wirklich ein Musterbeispiel dafür, mit welchem Zynismus die Unternehmer die Massenarbeitslosigkeit ausnutzen, die sie selber verursachen: In der Hoffnung auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zwingen sie die jungen Arbeitenden monatelang, manchmal ein Jahr lang, ohne Lohn zu arbeiten. Und dank der Arbeit der Praktikanten sparen die Firmen dann entsprechend Arbeitsplätze ein.
Die Unternehmen begehen so gleich zweifachen Diebstahl: Sie bestehlen die Praktikanten um ihren Lohn und ihren Arbeitsplatz, und sie bestehlen die Allgemeinheit, die an Stelle der Unternehmen für die Betroffenen aufkommen muss.