Mitte Mai haben rund zweihundert rumänische Erntearbeiter auf einem Hof bei Bonn gestreikt. Nach fünf Wochen Erdbeeren ernten hatten sie nur einen Bruchteil des Lohns bekommen. Und statt der versprochen sicheren Arbeits- und Wohnbedingungen gab es keinerlei Infektionsschutz: Nichts, nicht mal Schutzmasken, dafür Sanitäranlagen, die wochenlang nicht gereinigt wurden… und obendrein verschimmeltes Essen.
Nach einer Woche Streik und Protesten reiste die rumänische Arbeitsministerin an – und prompt war auf einmal alles geputzt und fast alle bekamen ihren Lohn.
Aus ganz ähnlichen Gründen hatten Ende April bereits Erntearbeiter im Spreewald die Arbeit niedergelegt und den Hof verlassen. Auch auf anderen Höfen rumort es, weil Erntearbeiter die Zustände, unter denen sie seit Jahren ausgebeutet werden und die angesichts der Corona-Ansteckungsgefahr noch verbrecherischer sind, nicht mehr hinnehmen wollen.
Mitten in der Corona-Epidemie waren sie trotz geschlossener Grenzen ins Land geholt worden, nachdem offensichtlich wurde, dass die deutschen Großbauern ohne ihre Arbeitskraft nicht klarkommen. Diese Erkenntnis hat ihr Selbstbewusstsein gestärkt.