In weiten Teilen Deutschlands fuhr am 10. Dezember vier Stunden lang kein einziger Zug: Mit einem solchen Erfolg hatte selbst die Bahn-Gewerkschaft EVG nicht gerechnet, als sie kurzfristig zu diesem Warnstreik für mehr Lohn und Urlaub aufgerufen hat.
Zigtausende Arbeiter der Deutschen Bahn – Arbeiter der Stellwerke, Werkstätten und Reisecentren, Zugbegleiter, Reinigungs- und Sicherheitskräfte – beteiligten sich an den Warnstreiks.
Viele haben schlichtweg die Nase voll. Die jahrelangen Einsparungen und der damit verbundene Personalabbau machen die Arbeitsbedingungen überall immer schlechter und chaotischer: Schichtpläne, die sich ständig ändern und wo man kurzfristig „einspringen“ soll. Reisecenter und Infopoints mit langen Schlangen von Kunden, die ihren Zug erreichen wollen – und nur zwei Beschäftigte, um sich um alle zu kümmern. Fehlende Reserven an Zügen, an Teilen und Material, sodass Reparaturen fast nur noch unter Zeitdruck mehr schlecht als recht gemacht werden. Es sind dieselben Sparmaßnahmen, unter denen auch die Fahrgäste leiden.
Anders als die Gewerkschaft der Lokführer hatte die EVG zum ersten Mal seit 2010 zu einem bundesweiten Warnstreik aufgerufen. Für viele war es seit Jahren die erste Gelegenheit, ihrer Wut kollektiv Ausdruck zu verleihen.
Sie konnten dabei erleben, wie viele denselben Unmut teilen und vor allem, welch ein Machtmittel sie mit dem Streik in ihren Händen halten – eine Waffe, mit der sie nicht nur ihre Empörung über Sparpläne und Personalabbau ausdrücken, sondern diese auch bekämpfen können.