4.000 Menschen haben am 7. Januar in Dessau demonstriert: Am 13. Todestag des ermordeten Oury Jalloh, einem Flüchtling aus Sierra Leone, fordern sie weiterhin Aufklärung und Gerechtigkeit.
Jalloh verbrannte 2005 in einer Zelle der Dessauer Polizei. Er war von den Polizisten rücklings an Händen und Füßen gefesselt worden, im Raum befand sich nur eine feuerfest umhüllte Matratze. Trotzdem behauptet die Polizei, Jalloh müsse „sich selber angezündet haben“.
Eine wirkliche Autopsie fand nicht statt, er wurde nicht einmal geröntgt. Erst nachdem Freunde von ihm mühsam Geld gesammelt und eine zweite Autopsie bezahlt hatten, stellte sich heraus, dass Jalloh kurz vorher schwer misshandelt worden war – und zahlreiche weitere Tatsachen, die der Version der Polizei widersprachen.
Später kam heraus, dass in derselben Zelle zwei Jahre vorher ein Obdachloser ebenfalls schwer misshandelt und dann unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden worden war. In beiden Fällen waren es dieselben Beamten, dieselben Vorgesetzten und derselbe Arzt, der den Totenschein ausstellte.
Im Frühjahr 2017, 12 Jahre nach Jallohs Ermordung, hat letztlich sogar der leitende Oberstaatsanwalt erklärt, es gebe „mittlerweile zahllose Indizien und auch Beweise“ dafür, dass Jalloh ermordet worden sei – und zwar von den Polizisten, die damit „die Misshandlung Jallohs vertuschen“ wollten. Kaum hatte er dies öffentlich erklärt, wurde ihm das Verfahren vom Generalbundesanwalt entzogen… und eingestellt.
Die Freunde Jallohs geben nicht auf. Sie verlangen weiterhin Aufklärung und Gerechtigkeit, und mit ihnen tausende weitere Menschen, die nicht hinnehmen wollen, dass Polizisten Menschen misshandeln und ermorden dürfen, weil sie „nur“ Flüchtlinge oder Obdachlose sind – und dies auch noch von der gesamten Hierarchie gedeckt wird.