Bis ans Lebensende

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Da muss sich Wulff jetzt im Kloster von den Strapazen erholen! Ja, das muss auch wirklich anstrengend gewesen sein, so konsequent und stur auf Nichts zu verzichten. Noch wochenlang, nachdem seine Betrügereien und die Geschenke von Unternehmern bekannt wurden, hat er sich an sein Amt als Bundespräsident geklammert. Dann hat er auf den 200.000 Euro „Ehrensold“ bestanden – obwohl er sie gewiss nicht braucht, wo er doch wahrlich nicht arm ist. Nicht mal auf den symbolischen Abschied in „Ehren“, den großen Zapfenstreich, wollte er verzichten. Ganz verständnislos hat er die Demonstranten betrachtet, die über so viel Arroganz und Selbstherrlichkeit empört waren.

Was hier aufeinander prallen, sind wirklich zwei Welten. In der Welt, in der Wulff lebt, der Welt der Reichen und Schönen, hat er tatsächlich nichts Schlimmes gemacht. Denn diese Leute sind daran gewöhnt, dass das Gesetz für sie nicht gilt. Dass die Welt ihnen gehört und sie tun und lassen können, was sie wollen, weil sie sowieso jeden kaufen oder einschüchtern können. Sie fühlen sich so sicher und unberührbar, dass sie manchmal sogar die einfachsten Vorsichtsmaßnahmen vergessen und sogar ihre Drohungen an Journalisten von der Mailbox aufzeichnen lassen!

Wulff ist über diesen selbstherrlichen Leichtsinn seiner Klasse gestolpert. Doch keine Sorge, in diesen Kreisen fällt man weich. Er fiel direkt in den behüteten Schoß der Mutter Kirche, in deren Kloster er nun überwintern kann, bis sich die Wogen geglättet haben. Anschließend kann er dann in Ruhe seinen Ehrensold genießen – bis ans Lebensende.