Mehrere Jahre lang hat der Staat Seminare gefördert, in denen Ärzte lernen, wie sie den Patienten am besten Leistungen verkaufen können, die die Krankenkassen nicht bezahlen – sogar wenn der Patient diese Untersuchung gar nicht braucht. Dies ist eine Folge der Gesundheitsreform von 2004: Seitdem werden Untersuchungen und Behandlungen, zum Beispiel Vorsorgeuntersuchungen, nicht mehr von der Krankenkasse übernommen.
Und so fühlt man sich bei manchem Arztbesuch nun regelrecht wie auf dem Markt, wo die Ärzte ihre Leistungen anbieten. Und leider gibt es auch genügend Ärzte, die bei der Gelegenheit zusätzliches Geld zu machen versuchen, indem sie unsere Unwissenheit ausnutzen: Sie verkaufen auch unnütze Untersuchungen oder lassen sogar solche Behandlungen von den Patienten selber bezahlen, die eigentlich von der Kasse übernommen würden – weil sie auf diese Weise mehr daran verdienen. Dabei setzen diese Ärzte darauf, dass jeder Patient drei Mal zögert, bevor er eine Behandlung ablehnt, die ihm sein Arzt im Namen seiner Gesundheit ans Herz legt. Und wie ein Arzt das am geschicktesten macht, das lernt er auf solchen Verkaufsseminaren.
Nachdem der Skandal im Sommer bekannt wurde, hat die Regierung bekannt gegeben, diese Seminare nicht mehr zu fördern. Doch der eigentliche Skandal, nämlich diese Gesundheitsreform, die wichtige Behandlungen nicht mehr erstattet und die Patienten ständig vor die schlimme Wahl stellt zu entscheiden, wie viel sie für ihre Gesundheit bezahlen (können) – dieser Skandal geht weiter.