Statt Betriebsschließungen und Entlassungen – Aufteilung der Arbeit unter allen Kolleginnen und Kollegen!

Regierung und Unternehmer reden gleich in der Mercatorhalle angeblich über die Zukunft der Stahlindustrie. Doch der Vorstand von Thyssenkrupp hat schon vorher klargemacht: Egal was dabei herauskommt, den Arbeiterinnen und Arbeitern soll es in jedem Fall an den Kragen geben. Vorstandschef Lopez hat arrogant erklärt: Er entscheide, was passiert. Und die Arbeiter sollen gefälligst hinnehmen, dass schon wieder (!) Tausende entlassen werden und weitere Betriebe geschlossen werden. Seit Jahren werden Stellen abgebaut. Alle Schichten und Bereiche wurden ausgedünnt. Auf manchen Schichten sind kaum noch genug Kollegen, um die Anlagen zu fahren. In vielen Bereichen könnte man locker doppelt so viele Kollegen für die Arbeit gebrauchen!

Selbst wenn die Wirtschaftsflaute anhalten sollte und in den nächsten Jahren weniger Stahl gebraucht wird, gibt es daher wahrlich keinen Grund, auch nur einen einzigen Arbeitsplatz zu vernichten. Sie haben in den letzten Jahren jedem Arbeiter MEHR Arbeit aufgehalst. Dann können sie umgekehrt – wenn nun weniger zu tun ist – die Arbeitsbelastung für jeden Kollegen auch wieder senken und die vorhandene Arbeit unter Allen verteilen.

So könnte jeder wieder ruhiger und mit mehr Pausen arbeiten – und gerne auch kürzer, bei vollem Lohnausgleich. Dann hätten wir vielleicht sogar eine Chance, es gesund bis zur Rente zu schaffen.

Die Konzernbesitzer und Großaktionäre haben genug Geld, um alle Arbeitsplätze zu erhalten

Die Bosse der Stahlindustrie sagen, sie hätten kein Geld zum Erhalt der Arbeitsplätze. Die Stahlproduktion wäre ohnehin viel zu teuer. Doch das erzählen sie uns seit mindestens vierzig Jahren! Die Wahrheit ist: Thyssenkrupp oder Arcelor sind keine Wohltätigkeitsvereine. Wenn sie mit der Stahlproduktion keine Gewinne machen würden, hätten sie schon längst alles geschlossen. Auch der Milliardär Křetínský würde nicht bis zu 50% von Thyssenkrupp Steel kaufen, wenn er nicht davon ausgehen würde, damit Gewinn zu machen. Und überhaupt: Wer Geld hat, um 50% eines Stahlkonzerns zu kaufen – der hat auch das Geld, um alle Arbeitsplätze zu erhalten.

Die Milliarden-Geschenke an die Konzernbosse retten keinen Arbeitsplatz

Um ihre Angriffe zu rechtfertigen, erzählen uns die Vorstände, deutscher Stahl wäre nicht konkurrenzfähig. Und sie drohen mit noch mehr Entlassungen, wenn sie nicht mehr Geld vom Staat bekommen. Doch wir Arbeiter haben keine Kontrolle darüber, was sie mit diesen staatlichen Geldern machen. Wer hindert sie daran, die Kohle vom Staat zu kassieren und trotzdem zu entlassen? Vor kurzem erst hat Thyssenkrupp Steel 2 Milliarden Euro vom Staat bekommen und einen massiv subventionierten Energiepreis… und nur wenige Wochen später hat Lopez verkündet, tausende Stellen streichen zu wollen. Von diesen 2 Milliarden hätte der Staat selber jahrelang tausende Arbeitsplätze schaffen können. Den Kapitalisten Milliarden zu schenken ist hingegen so, als würde man das Geld in ein schwarzes Loch werfen.

Wenn es der Politik wirklich darum gehen würde, die Arbeitsplätze zu erhalten, dann würden sie Entlassungen und Betriebsschließungen verbieten. Sie würden die Konzerne und Aktionäre zwingen, alle ihre Konten offenzulegen: Dort nämlich ist das Geld, um alle Arbeitsplätze und Löhne zu erhalten.

Keine Konkurrenz zwischen deutschen und chinesischen Arbeitern, sondern ein Kampf zwischen Arbeitern und Kapitalisten – weltweit

Anders als sie uns weismachen wollen, ist der Rückgang der Stahlproduktion kein spezifisch „deutsches Problem“. In Wahrheit gibt es eine weltweite Krise. Seit der Pandemie, dem Krieg, der hohen Inflation sind die Menschen weltweit ärmer geworden – und kaufen entsprechend weniger. In Deutschland zum Beispiel werden deutlich weniger Autos gekauft und entsprechend auch weniger Stahl. In China ist es nicht anders: Hier ist die Bau-Industrie radikal abgestürzt und braucht weniger Stahl.

Weltweit reagieren die Kapitalisten auf die gleiche Weise. Ob in China, den USA, Japan oder Europa: Überall entlassen die Konzernbosse, schließen Werke und pressen die Übriggebliebenen noch mehr aus. Überall schützen sie ihre Gewinne, indem sie die Überproduktionskrise auf die Arbeiter abwälzen. Die Frage, die über unsere Zukunft entscheidet, ist also nicht deutscher oder chinesischer Stahl, sondern: Wer wird für die weltweite Krise ihrer Wirtschaft zahlen: Wir Arbeiter – oder die Kapitalisten?

Für Konzernbosse gibt es keine Friedenspflicht – warum für uns Arbeiter?

Die Vorstände erzählen uns einen von Mitbestimmung. Doch gerade machen sie erneut ganz deutlich: Wenn es um wichtige Dinge geht, entscheiden sie ganz allein. Was dabei herauskommt, wenn eine Handvoll reicher privater Kapitalisten entscheidet, sehen wir: Sie fahren nicht nur die Betriebe, sondern die ganze Welt vor die Wand… und werden dabei immer reicher. Wir Arbeitenden halten die Betriebe am Laufen. Wir sind diejenigen, die den ganzen Reichtum schaffen. Wir müssten auch darüber entscheiden, was damit passiert. Dann sähe Vieles hier anders aus. Doch solange die Betriebe den Kapitalisten gehören, haben wir nur eine effektive Mitbestimmung: Streik. Das ist das einzige Druckmittel, dass sie verstehen. Denn ohne uns Arbeiter steht jede Anlage still. Nicht umsonst weisen sie uns darauf hin, dass wir nicht streiken dürfen, weil ja „Friedenspflicht“ herrsche. Ach ja? Für den Vorstand herrscht keine Friedenspflicht. Der darf mit Entlassungen drohen. Also gilt sie für uns auch nicht. Und nebenbei gibt es viele kreative Wege: Bei Opel hat eine „Betriebsversammlung“ schon einmal 6 Tage am Stück gedauert, Tag und Nacht, mit besetzten Werkstoren…

Die Stahlarbeiter sind nicht allein

In zig Branchen gibt es gerade ähnliche Angriffe. Ob VW, ZF, SAP, Bosch, Evonik, BASF: All diese Konzerne, die seit Jahren Milliardengewinne machen, kündigen Entlassungen und Werkschließungen an. Überall ist es das gleiche: Die Kapitalisten wollen trotz stagnierender oder sinkender Produktion ihre Gewinne sichern oder sogar weiter erhöhen, indem sie überall umso radikaler die Arbeitenden angreifen. Gerade das kann auch unsere Stärke werden: Wenn Arbeiter in einem Betrieb oder einer Branche anfangen sich zu wehren, dann haben sie in vielen Betrieben Kollegen mit ähnlichen Problemen und Forderungen, an die sie sich zu ihrer Unterstützung wenden können… und die sich dem Kampf vielleicht sogar anschließen.